Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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Rechnung erwies sich als richtig.

      Nach wenigen Augenblicken hörte er Schritte. Sie kamen um das Haus, bewegten sich auf ihn zu. Kies knirschte unter Schuhen. Dann erkannte der Butler die Silhouette eines Mannes, der eine Tasche trug.

      »Kann ich helfen?« erkundigte sich Parker höflich, ohne seinen Standort zu verlassen.

      Der Mann reagierte sehr schnell, aber auch sehr ungewöhnlich. Er schien plötzlich zu explodieren. Seine Gestalt verwandelte sich in einen orangeroten Blitz.

      Der Schuß pfiff dicht an Parker vorbei und schlug gegen einen Baumstamm. Bevor der Mann noch einmal schießen konnte, hatte Josuah Parker aber bereits mit seinem Regenschirm zugelangt. Er schlug dem nervösen Nachtwandler die Waffe aus der Hand und stellte ihm ein Bein.

      Der flüchtende Mann stolperte und schlug auf den Kies. Parker schob mit der Spitze seines Universal-Regenschirms die Aktentasche auf den Rasen und kickte sie dann mit seiner Schuhspitze unter einen Strauch.

      Der Mann, der scheinbar wie gelähmt liegengeblieben war, sprang plötzlich hoch und ergriff die Flucht. Nun, Josuah Parker hätte den Mann leicht stoppen können. Doch alle Methoden für solch einen Zweck waren mehr oder weniger gefährlich. Der Butler wollte kein Blutvergießen. Da er sich aber auch nicht unnötig anstrengen wollte, ließ er den Nachtwandler laufen.

      Bald darauf war hinter dem Wegeknick das Aufheulen eines Automotors zu hören. Der Mann beschloß seine Flucht mit einer schnellen Fahrt. Es war nicht damit zu rechnen, daß er noch mal zurückkehrte.

      Trotz des Zwischenfalls hatte Parker sich nicht aus seiner Ruhe bringen lassen. Er kehrte in das Haus zurück und genierte sich nun nicht mehr, Licht einzuschalten.

      Im Obergeschoß fand er eine Frau, die ohnmächtig in einem Rollstuhl saß. Ihr Kopf war zur Seite gesunken. Schwer ging der Atem. Sie mußte jeden Augenblick wieder zu sich kommen.

      Parker ging um den Rollstuhl herum und sah den Schrank mit den aufgebrochenen Türen. Papiere lagen auf dem Boden. Akten waren verstreut worden. Die Frau im Rollstuhl konnte das alles unmöglich verursacht haben. War hier eingebrochen worden, als die Klan-Männer unten vor dem Haus gebrüllt und gedroht hatten?

      Die Frau meldete sich mit einem tiefen Seufzer. Parker, der nicht gesehen werden wollte, lief wieder zur Tür und schloß sie vorsichtig. Unten im Haus hatte er ein zweites Telefon gesehen. Von dort aus wollte er die Polizei anrufen. Damit kam er sicher der Frau zuvor, deren Rollstuhl neben einem kleinen Tischchen stand, das ebenfalls ein Telefon aufwies.

      Die Leitung war unbrauchbar. Sie mußten draußen am Haus durchschnitten worden sein. Der Butler überlegte einen Moment, ob er zurück zu der Frau gehen sollte. Allein und ohne jede fremde Hilfe mußte sie sich bestimmt zu Tode fürchten.

      Ging er aber zurück in ihr Zimmer, sah sie ihn. Sie hätte ihn später ungewollt verraten können. So leid Parker es auch tat, er blieb im Erdgeschoß und kümmerte sich um die Aktentasche. Als er die Straße überquerte, tauchten am Wegeknick Scheinwerfer auf. Rotlicht auf dem Dach des Wagens sagte ihm, daß die Polizei nun endlich erschien. Sie konnte sich um Mrs. Brewster kümmern und den Tatort sichern.

      Die brennende Strohpuppe im Vorgarten des Hauses hatte sich in ein nur noch glühendes Häuflein Asche verwandelt. Der Spuk war vorüber. Selbst Parker glaubte, nur einen Alptraum gehabt zu haben.

      In seinem Leihwagen nahm er das Schrotgewehr auseinander und verstaute es unter dem Vordersitz. Dann öffnete er die Aktentasche und ließ das Innenlicht des Wagens hineinfallen.

      Beinahe hätte Parker seine gewohnte Selbstbeherrschung verloren, als er die vielen Banknotenbündel sah. Nach roher Schätzung stellten sie einen Wert von ca. 5000 Dollar dar. Der Nachtwandler hatte im Haus der Eheleute Brewster eine ganz passable Beute gemacht …

      *

      Am anderen Morgen lernte Josuah Parker Sheriff Jess Wing kennen. Er sah sich einem groß gewachsenen, breitschultrigen Mann gegenüber, dessen scharf geschnittenes Gesicht von der Sonne stark gebräunt war. Wing war ein Sportsmann durch und durch. Er paßte mehr in den Sattel eines Pferdes als vor das Steuer eines Streifenwagens. Den Stetson hatte er sich leicht ins Genick geschoben. Am Leibgurt baumelte ein schwerer 45er Colt.

      »Sie sind Josuah Parker?« fragte Wing und konnte ein spöttisches Blinzeln seiner Augen nicht verbergen.

      »Ich hoffe, ich enttäusche Sie nicht zu sehr«, erwiderte Josuah Parker. »Darf ich in aller Form danach fragen, ob ich etwas für Sie tun kann?«

      »Haben Sie Ausweise bei sich?«

      »Ich glaube, Sie zufriedenstellen zu können, Sir.«

      »Schön, die werde ich mir nachher ansehen, Parker. Was tun Sie hier in Alexander City?«

      »Ich bereite das Quartier meines Herrn vor, Sir.«

      »Was tun Sie?« Ungläubig klang Wings Stimme.

      »Ich bin Butler, um mich präzise auszudrücken«, führte Josuah Parker aus. »Mein Herr ist Anwalt Mike Rander aus Detroit. Nach Monaten aufreibender Tätigkeit hat Mr. Rander sich entschlossen, ein paar Wochen Urlaub zu machen. In aller gebotenen Bescheidenheit möchte ich betonen, daß ich an dem Entschluß, Ferien zu machen, nicht ganz unbeteiligt gewesen bin. Ja, ich schlug Mr. Rander sogar vor, hierher nach Alexander City zu fahren. Die Angelmöglichkeiten sollen hervorragend sein.«

      Sheriff Jess Wing grinste unverhohlen. Er amüsierte sich über Parkers barocke Ausdrucksweise. Die Wachsamkeit in seinen Augen hatte sich längst verloren. Er hatte sich von Parker bereits ein umfassendes Bild gemacht. Glaubte er wenigstens …!

      »Ist Ihr Chef schon im Lande?« erkundigte sich Wing weiter.

      »Ich erwarte ihn in den nächsten beiden Tagen, Sir. Darf ich fragen, was Sie nun zu mir führt?«

      »Eigentlich nichts«, gab Wings ausweichend zurück. »Ich interessiere mich für alle Fremden in meinem Bezirk.«

      »Ich kann mir Ihr Interesse sehr gut vorstellen. Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und von Sorgen sprechen.«

      »Warum?«

      »Nun, nachträglich bedaure ich es fast, Mr. Rander überredet zu haben, hierher zu fahren.«

      »Sind Sie mit der Unterkunft nicht zufrieden?«

      »Es scheint sich mehr um eine recht unruhige Gegend zu handeln, Sir.«

      »Was haben Sie auszusetzen? Sind Sie belästigt worden?«

      »Nur indirekt, Sir. Doch in der vergangenen Nacht hörte ich Schüsse und sah einige Feuerbrände. Ich muß ehrlich gestehen, daß ich etwas erschreckt wurde.«

      »Ach das …« Wing lenkte leicht ab. »Deswegen brauchen Sie keine Angst zu haben, Parker. Haben Sie schon mal was vom Ku-Klux-Klan gehört?«

      »Allerdings, Sir. Sie wollen damit doch nicht andeuten, daß der Klan hier arbeitet?«

      »Sieht so aus. Aber das sind schließlich Sorgen, die Ihnen nichts anhaben können, Parker. Oder doch …?«

      »Wie sollte es, Sir?«

      »Eben, Sie haben ja die richtige Hautfarbe. Und wohl auch die richtige

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