Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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dritten Mal schußfertig war, befanden die Brigantinen sich bereits außer Reichweite und entfernten sich von Minute zu Minute mehr von der Küste.

      Nachdem die Ruhe einigermaßen wieder hergestellt war, wandte Elias Burns sich mit ernster Miene an Bob Green. »Was machen wir?« sagte er. »Es zieht mich mit allen Fasern nach Hause. Der Krieg hat begonnen, und ich sorge mich um mein Kind. Aber der Landweg dürfte kaum passierbar sein, ist wahrscheinlich längst von den Roten beherrscht, und den See blockieren französische Kriegsschiffe.«

      »Und doch müssen wir, wenn Ihr heimwollt, über den See, Sir«, entgegnete Bob. »In den Wäldern sind die Roten bestimmt in Bewegung; dürfte kaum anzuraten sein, jetzt auf den ohnehin kaum passierbaren Wegen über Land zu marschieren. Außerdem: den See und seine Gefahren kenne ich, die Wälder nicht.«

      »Aber die Franzosen?« wandte der Alte ein.

      »Will Euch was sagen, Sir: Die Molly ist ein Schiff, das es mit jedem Kriegsschiff aufnimmt, mindestens was die Schnelligkeit und Manövrierfähigkeit angeht. Steckt ja mein bißchen Hab und Gut in dem Kasten, will's aber trotzdem wagen. Denke übrigens auch, daß die Bulldoggen in Oswego die Flagge zeigen und die Musjöhs bald nach Montreal heimschicken werden.«

      »Nun«, seufzte Burns, »wir werden sehen. Ihr wißt, Bob, ich vertraue Euch. Ich kenne Eure Unerschrockenheit und Eure Geschicklichkeit als Schiffsführer. Trotzdem möchte ich meinen: es wäre Tollkühnheit, sich im Augenblick auf den See zu wagen.«

      »Weiß ich nicht mal«, versetzte der Bootsmann. »Wenn wir bei Nacht segeln, sind wir im Morgengrauen schon weit von der Küste. Kenne genug Schlupfwinkel, an unserem Ufer so gut wie drüben im Kanadischen, Schlupfwinkel, in denen uns sechs Brigantinen nicht aufspüren sollen.«

      Sie gingen, so miteinander beratend, langsam zum Hafen zurück und betraten das Deck der Molly, wo Ni-kun-tha ihnen entgegenkam.

      »Was hat der Häuptling über seine nächste Zukunft beschlossen?« fragte Burns. Und da ihm einfiel, daß der Indianer des Englischen doch nur in geringem Umfang mächtig war, verdeutlichte er noch einmal: »Ni-kun-tha – wohin gehen?«

      »Gehen zu den Shawano«, antwortete der Häuptling. »Grade Zunge sagen: Gut!«

      »Grade Zunge – Major Dunwiddie – gut zu dir. Kannte deinen Vater.«

      »Grade Zunge sehr gut! Lieben Tana-ca-ris-son. Lieben Ni-kun-tha. Sehr gut Freund!«

      »Will mein junger Freund durch die Wälder gehen?«

      Der Indianer schüttelte den Kopf: »Dort viel Sumpf – dicker Wald. Fahren Kanu – dann in Wald zu Shawano.«

      »Ich sagte es Euch ja, Sir, es ist unmöglich, jetzt durch die Wälder zu gehen«, schaltete Bob sich ein.

      »Ich weiß nur, daß ich fort muß«, versetzte Burns. »Die Sorge um meine Tochter bringt mich um.«

      »Überlegt's gut, Master. Bob Green ist der Mann, Euch heil über den Ontario zu bringen; kein aufgeputzter Musjöh soll ihn daran hindern.«

      Sie standen, in ihr Gespräch vertieft, auf dem Achterdeck und sahen nicht, daß ein elegant gekleideter Herr mit zwei Männern am Uferbollwerk entlangging und aufmerksam die ankernden Schiffe musterte. Daß er stehenblieb, auf die Molly und die kleine Gruppe auf ihrem hinteren Deck wies und sich gleich darauf zurückzog. Sie sahen erst auf, als plötzlich zwei fremde Männer vor ihnen auftauchten, die unbemerkt das Schiff betreten haben mußten. Die Männer tippten Bob Green und John Burns leicht auf den Arm und zwar vermittels eines kleinen Stabes, der an der Spitze eine silberne Krone trug.

      Bob und John fuhren herum und starrten die Männer, nichts begreifend an. »Was heißt das? Was wollt ihr?« fragte der Bootsmann schließlich, während hitzige Röte seine Wangen färbte.

      »Konstabler des Königs«, sagte einer der Männer. »Mitkommen ohne weitere Umstände! Vorwärts, vorwärts, sonst laß ich euch schließen.«

      Burns, Bob und John sahen einander erstaunt an, aber dann begriff der Bootsmann auch schon. »Das ist die Klaue des sauberen Vetters, John«, sagte er und stieß ein grollendes Lachen aus. Er wandte sich dem Konstabler zu, der ihn mit seinem Stäbchen berührt hatte. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen.

      »Wollt mich verhaften, wie?« sagte er, »im Namen des Königs?«

      »Allerdings wollen wir das. Nun aber voran!«

      Bob grinste unentwegt weiter. »So. Da habt Ihr denn ja wohl ein Papierchen, vom Richter unterschrieben, nicht wahr? Zeigt das Ding doch einmal her. Ich kann nämlich lesen.«

      Jetzt trat Elias Burns heran. »Wo ist der Befehl, der Euch ermächtigt, in amtlicher Eigenschaft mein Schiff zu betreten?« sagte er scharf, »ich bin Bürger der Kolonien. Mein Schiff ist mein Haus.«

      Die Beamten warfen sich einen Blick zu, dann sagte der eine: »Kommt mit, wenn Ihr nichts zu verbergen habt. Wird sich alles herausstellen. Macht jetzt weiter keine Umstände.«

      Bob Green schob seine massige Gestalt vor. »Also so sieht das aus«, grollte er, seine Arme mit den Schmiedefäusten reckend, »habt gar kein Papier vom Richter? Habt vielleicht eins von Sir Edmund Hotham, wie?« Er wandte sich Burns zu: »Wollt Ihr erlauben, Sir, daß ich diese beiden Gesellen eben mal kurz ins Wasser werfe?« Und er tat abermals einen Schritt auf die Männer zu. Die wichen, ihre Stäbchen hebend, zurück. »Das wird Euch teuer zu stehen kommen, Mann!« drohte der eine.

      »Nicht im geringsten, meine Ehrenwertesten«, knurrte Bob, »Kenne die Gesetze auch ziemlich gut. Geht nur zurück zu eurem sauberen Auftraggeber, dem Räuber und Mörder, und sagt ihm, daß der wahre Lord Somerset lebt und daß ich hoffe, ihn noch einmal zwischen meine Fäuste zu bekommen.«

      Da der Riese unter diesen Worten unentwegt weiter auf die Zurückweichenden eindrang, machten die schließlich kehrt und verließen eiligen Schrittes das Schiff.

      »Genug, das reicht mir«, sagte Elias Burns, nachdem die Männer von Bord waren. »Ähnlichen Dingen möchte ich Euch und mich nicht mehr aussetzen. In der gegenwärtigen Verwirrung ist dieser zweifellos einflußreiche Baronet möglicherweise imstande, auch wirksamere Schläge zu führen. Da für ihn alles auf dem Spiel steht, wird er auch alles daransetzen, uns zu vernichten. Wir segeln noch in der Nacht.«

      Am Abend erschien Major Dunwiddie noch einmal an Bord der Molly und hatte eine lange und eingehende Unterredung mit Ni-kun-tha, dem Miamihäuptling. Anschließend sah Elias Burns die Zeit für gekommen an, dem Kommandanten alles Wissenswerte über den DUKE OF RICHMOND, den entführten jungen Lord und die Anschläge Sir Edmund Hothams mitzuteilen. Der Offizier war nahezu fassungslos. »Nun, bei meiner Seele!« sagte er schließlich, »den Burschen will ich im Auge behalten. Das ist ja ein auserlesener Schurke.« Er billigte Burns' Entschluß, abzusegeln; auch er hielt die Gefahr, die Molly möchte von den Franzosen aufgebracht werden, für nicht sonderlich groß. Nachdem er den Männern eine gute Fahrt gewünscht hatte, verabschiedete er sich mit besonderer Herzlichkeit von dem jungen Häuptling, der erklärt hatte, mit der Molly segeln und von ihrem Landungsplatz aus den Weg durch die Wälder nehmen zu wollen.

       Inhaltsverzeichnis

      Kurz nach Mitternacht glitt die Molly mit einer leichten Südbrise in See. Zwei Stunden später trat fast völlige Windstille ein, und

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