Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller

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Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller

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Lebensäußerung des alten Herrn; er stieß einen röchelnden Seufzer aus und streckte sich. »Colonel«, flüsterte der alte Schotte erschüttert, »geht doch nicht fort, Colonel, doch nicht jetzt!« Aber das Herz des alten Lords hatte bereits den letzten Schlag getan. Mehrere Diener waren, durch die anderen benachrichtigt, herbeigeeilt und umstanden trauernd die Leiche.

      Der alte Schotte richtete sich auf. »Kommt«, sagte er leise mit gebrochener Stimme, »laßt uns den Herrn in sein Zimmer tragen; es ist vorbei.«

      »Die Leiche kommt in den Saal und wird dort aufgebahrt«, erklang jetzt die kalte, schneidende Stimme des Baronets.

      »Verzeiht, Sir Edmund –«, setzte Allan an, aber er konnte nicht ausreden; die schneidende Stimme unterbrach ihn: »Eure Lordschaft, wenn's beliebt, Mr. Allan. Jetzt bin ich hier der Herr!«

      »Da sei Gott vor!« rief mit kaum unterdrücktem Zorn der Alte. »Der Erbe dieses Hauses, Lord Somerset, lebt. Ich werde nicht dulden, daß irgendwer die Hand an sein Eigentum legt.«

      »So, Herr Kammerdiener. Euch hat das Märchengespinst der Kerle da also auch beeindruckt. Nun, ich werde Euch zeigen, wer hier Lord Somerset ist. Die Burschen da werden zunächst einmal Bekanntschaft mit dem Sheriff machen.« Und, zu den herumstehenden Dienern gewandt: »Ergreift die Strolche und bindet sie. Sie werden wegen Erpressung dem Richter überstellt. Vorwärts!« rief er erbost, als die Diener zögerten.

      Bob Green spuckte eine Ladung Tabaksaft in die Ecke der Laube, hob zwei Fäuste von der Größe mittlerer Hammelkeulen und sagte: »So, du ehrenwerter Halunke, wir sollen die Bekanntschaft des Sheriffs machen, meinst du? Nun, du hast recht, das werden wir, Mann! Wir werden zum Richter gehen und ihm eine Story von zwei Vettern erzählen. Und jetzt gib Raum, sage ich dir, sonst –«; und er schob seinen gewaltigen Körper einen Schritt vor.

      Die Diener wichen zurück, höchlichst verblüfft von Bobs Worten und eingeschüchtert durch das bedrohliche Äußere des Riesen und die finstere Entschlossenheit des neben ihm stehenden jungen Mannes, der die Hand am Griff eines in seinem Gürtel steckenden langen Jagdmessers hatte.

      Der Baronet war mit aschfahlem Gesicht unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. Der Riese trat dicht vor ihn hin, maß ihn mit einem höhnischen Blick und sagte: »Schlüge dir verdammt gerne den Schädel ein, mein Junge, das kannst du mir glauben. Aber ich möchte dem Henker nicht gerne die Arbeit ersparen.« Er spuckte aus und wandte sich ab. »Kommt, John«, sagte er, »haben hier vorläufig nichts mehr verloren. Tut mir verdammt leid, daß der alte Herr daran glauben mußte, konnt's aber nicht ändern.«

      Von dem schweigsamen John gefolgt, verließ er aufrechten Schrittes die Laube und den Park. Niemand wagte, den beiden zu folgen.

       Inhaltsverzeichnis

      Als Bob Green und John Burns etwa eine Stunde später in Stacket Harbour eintrafen, fanden sie die Stadt zu ihrem Erstaunen in wildem Aufruhr. Weiber und Kinder befanden sich auf der Straße, Gruppen von Männern eilten, mit Büchsen und Schaufeln ausgerüstet, zum Hafen. Kleinere Gruppen kriegsmäßig ausgerüsteter Soldaten marschierten in der gleichen Richtung. Überall schien ein wildes Durcheinander zu herrschen.

      Eben im Begriff, einen bewaffneten Bürger nach der Ursache des Lärms zu fragen, sahen sie Elias Burns auf sich zukommen. Er schien sehr erregt. »Gut, daß ihr da seid!« rief er ihnen schon von weitem entgegen.

      »Um Gottes willen, was gibt es denn, Master?« fragte Bob.

      »Der Franzose ist auf dem See. Der Krieg ist da.«

      »Segne meine Seele! Kriegsschiffe etwa?«

      »Ja. Drei schwer bewaffnete Schaluppen wurden gesichtet.«

      »Alle Wetter! Was fällt den Musjöhs ein? Wollen sie Dresche haben?«

      »Es ist nichts vorbereitet. Jetzt sind sie dabei, in aller Eile ein paar Batterien aufzustellen.«

      »Wo halten die Schiffe?«

      »Keine Ahnung. Sollen ganz plötzlich aufgetaucht sein und die französische Kriegsflagge gehißt haben.«

      »Na, dann werden wir wohl bald die Kanonen hören. Hätte das, offen gesagt, nicht für möglich gehalten.«

      »Eine verteufelte Situation, Bob, auch für uns. Beherrschen die Franzosen den See, liegen wir mit der Molly hier fest.«

      »Begreife überhaupt nichts mehr. Noch vor einem Monat hatten die Musjöhs weder in Frontenac noch in Montreal auch nur ein einziges Kriegsschiff. Weiß das ganz bestimmt; hätte Euch sonst gewarnt, über den See zu fahren. Na, ich denke, unsere Bulldoggen werden den Herrschaften die Geschichte versalzen. Selbst hätte ich übrigens keine Angst, mit der Molly auszulaufen, auch wenn die Frenchers auf dem See sind. Die Molly hat gute Seebeine; die fangen sie nicht so leicht.«

      »Zu Land marschieren können wir ohnehin nicht«, versetzte Burns, »ist zu weit und auch zu beschwerlich. Ein verteufelter Weg.«

      »Den vermutlich sowieso schon die Roten unsicher machen. Ist der Franzose auf dem See, sind die roten Spießgesellen in den Wäldern. Eine klare Sache. Verdammt, es hieß doch, die Kolonien hätten sich mit den Franzosen geeinigt. Da muß etwas vorgefallen sein, was die Musjöhs wild gemacht hat. Na, wir werden ja hören. Laßt uns zum See gehen.«

      »Ich bin in schrecklicher Unruhe Marys wegen, wie Ihr Euch denken könnt«, sagte Burns. »Wenn ich mir vorstelle, daß die roten Halunken in die Ansiedlungen fallen – es ist nicht auszudenken!«

      Auch John, erst an diese Möglichkeit denkend, schrie unwillkürlich auf, aber Bob beruhigte: »Da scheint einstweilen keine Gefahr. Die haben vorläufig anderes zu tun, als den Genesee aufzusuchen; man wird sie aufs Ohiotal loslassen. Kaum anzunehmen, daß sie bis zu Euch heraufkommen.«

      »Gott gebe es! Aber ruhig werde ich erst wieder sein, wenn ich Mary heil und gesund vor mir sehe.« Sie gingen zwischen aufgeregt schreienden und gestikulierenden Menschen zum Hafen.

      Auf dem Weg berichteten Bob und John von ihren Erlebnissen in Somersethouse. Der alte Burns nahm die Mitteilungen mit großer Betroffenheit auf. »Eine höchst unangenehme Sache«, sagte er, »ganz gut, daß im Augenblick niemand Zeit hat, sich für solche Dinge zu interessieren, der saubere Vetter möchte uns sonst allerlei Unannehmlichkeiten bereiten. Ich fürchte, er hat die Macht und die Möglichkeit dazu.«

      »Wo ist der Indianer?« fragte John.

      »Auf der Molly. In der Stadt behagt es ihm nicht.«

      »Prachtvoller Junge, dieser Miami«, sagte Bob. »Könnte mich wahrhaftig fast mit seiner Rasse aussöhnen.«

      Die drei Gefährten wußten seit ihrer Ankunft in Stacket Harbour, daß Ni-kun-tha ein Miami, und zwar der Letzte eines alten, berühmten indianischen Geschlechtes war. Elias Burns hatte bald nach der Landung der Molly den Kommandanten der Stadt aufgesucht und ihm Mitteilung von seinem Zusammentreffen mit den Seeräubern gemacht. Nur Sir Richard Waltham hatte er nicht erwähnt, weil er der Meinung war, die erste Nachricht über den Vermißten gebühre Lord Somerset, der dann von sich aus die erforderlichen Schritte einleiten mochte.

      Der Kommandant, Major Dunwiddie, ein alter, erfahrener Soldat, hatte sich den Bericht des Farmers interessiert angehört, aber sogleich erklärt, daß bei

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