Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Keiner sagte ein Wort. Sie standen einfach da und hielten sich gegenseitig fest, gegen den bösen Schwarzer und den Rest der Welt.
Dann fing Bello, der die ganze Zeit vor dem Kamin gelegen hat, an zu bellen. Sie lachten.
»Dich hatten wir ja ganz vergessen, mein guter Bello.«
Anna kraulte ihm das dichte Fell.
»Kannst du schon etwas sagen, Anna? Du hast den Bello doch beobachtet auf dem Weg hierher.«
»Ich denke, daß man es probieren sollte. Er braucht ein Geschirr. Daran muß er sich gewöhnen und man könnte ihn auch an Packtaschen gewöhnen.«
»Ja, das ist auch eine gute Idee. Wir werden in die Stadt fahren und die Sachen kaufen, gleich morgen. Dazu nehmen wir Bello mit.«
»Das wird nicht nötig sein. Laß ihn ruhig auf der Alm bei der Hilda und dem Wenzel. Deine Mutter hat bestimmt alte Bettlaken. Daraus mache ich ein Muster. Solche Leinenstreifen sind sehr stabil. In die Stadt können wir immer noch fahren. Wir machen das erst einmal so. Laß mich nur machen.«
»Ganz wie du willst, Anna!«
»Antonius, ich denke wir sollten aufbrechen und zurückgehen. Der Abstieg geht bestimmt schneller. Ich würde auch gern noch bleiben. Doch wenn ich morgen mit Bello zu trainieren anfangen will, dann muß ich noch Vorbereitungen treffen.«
»Dir gefällt es hier also auch gut?«
»O ja! Mir gefällt es wirklich auch so gut, daß ich am liebsten die Tage hier verbringen möchte, weit weg von jeder Zivilisation.«
Antonius lächelte sie an. Verlegen fuhr er sich mit der Hand durch sein Haar. Anna kannte diese Geste jetzt schon genau und fand sie irgendwie rührend.
»Mmm! Also! Ich meine! Man könnte! Es würde auch gehen! Was meinst du dazu, Anna?«
Anna lachte herzlich.
»Jetzt zögerst du wieder, Toni! Was willst du sagen?«
Anna ahnte zwar, was ihm auf den Lippen lag. Doch sie wollte es nicht aussprechen.
»Mei, ich dachte. Nun, es ist doch Blödsinn, jeden Tag auf die Alm zu laufen, um mit Bello zu trainieren. Ich habe die Hütte für mich diesen Sommer gemietet. Wie wäre es, wenn wir die Tage hier verbringen würden?«
»Weil es praktischer ist, als jeden Tag auf die Alm zu gehen?«
»Ja, Anna! Wir gehen jetzt noch mal runter. Du und ich bereiten alles vor. Wir packen ein, was wir brauchen. Wenzel und Hilda können uns auch vieles geben. Kannst du dir vorstellen, die nächsten Tage zusammen mit mir hier in der Hütte zu verbringen?«
»Und mit Bello?«
»Natürlich, und mit Bello!«
Annas Herz klopfte. Sie nahm alle Kraft zusammen, um sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen.
»Doch, das kann ich mir schon vorstellen, gut sogar. Dann lerne ich auch mal ein richtiges Berghüttenleben kennen.«
»So ganz wird es nicht werden, aber zum Teil schon.«
Sie fütterten einige Wurststücke an Bello. Dann deponierten sie die restlichen Sachen in der Küche. Es wäre ja Unsinn gewesen, die Lebensmittel mit zurückzunehmen, wo sie doch am nächsten Tag wiederkommen würden.
Während Antonius um die Hütte ging und die Fensterläden schloß, schaute sich Anna noch einmal um.
Was ist mit mir geschehen, fragte sie sich. Sie fühlte sich so glücklich und frei. Sie war innerlich ruhig und ausgeglichen.
»Gehen wir dann? Kommst?«
Anna band das Kopftuch um und trat hinaus. Antonius schloß die Tür ab. Er bot ihr seine Hand an. Sie schaute ihm in die Augen und ergriff sie. Hand in Hand gingen sie zurück zur Alm.
Während des ganzen Weges sprachen sie wenig. Jeder machte sich so seine Gedanken. Immer wieder wechselten sie vorsichtige Blicke. Wenn sie etwas sagten, dann betraf es Bello. Sie riefen ihn herbei, wenn er zu weit vorausgelaufen war oder zu weit hinter ihnen hertrottete.
*
Als Wenzel und Hilda die beiden Hand in Hand kommen sah, sagte Hilda zu ihrem Mann:
»Wenzel, halt dich zurück! Am besten, du gehst Holz hacken und überläßt die beiden mir. Das Madl ist net von hier, das weißt du. Da kannst du nicht einfach so daherreden.«
Wenzel zündete sich seine Pfeife an und ging hinter die Almhütte. Er wollte mit seiner Frau keinen Streit haben. Hilda brachte es fertig, tagelang kein Wort mit ihm zu sprechen. Dann war es auf der Alm noch einsamer.
»Na, ihr beiden? Schon zurück? Seid früh dran!«
»Ja, Hilda! Der Anna hat’s gut gefallen. Wir werden morgen wieder raufgehen und dann ein paar Tage bleiben. Die Anna versteht viel von Hunden. Sie will den Bello trainieren. Dazu muß sie sowieso hier oben sein.«
»Dann wäre es Unsinn, jeden Tag sich die Müh mit dem Aufstieg zu machen«, bemerkte Hilda sachlich.
Antonius gab ihr die leeren Rucksäcke.
»Ah, du hast die Sachen schon in der Berghütte gelassen.«
»Ja, ja! Es gibt morgen noch viel zu schleppen. Ist ja nicht allzuviel drin. Ich habe da zwar schon ein paarmal übernachtet, aber da war ich alleine. Als Mann brauchte ich nicht viel. Aber die Anna soll’s ein bisserl besser haben.«
»Recht so! Mußt das Zeug aber nicht von euch daheim raufbringen. Ich werde dir was zusammenstellen. Wenn du willst, dann können der Wenzel und ich die Sachen teilweise heute noch raufbringen. Mußt mir nur den Schlüssel geben. Wir melken dann ein bissel früher. Es ist dann noch lang genug hell. Und wenn nicht, da übernachten wir in der Hütte und steigen morgen in Allerherrgottsfrüh ab.«
Antonius nickte und reichte Hilda den Schlüssel.
»Danke, Hilda!«
»Nix zu danken! Weiß doch, daß du das gleiche für uns machen würdest. Also, um Küchenzeug und Bettkram und Essen, da mußt dich nicht sorgen, Toni. Sorg du dafür, daß das Madl zünftig gekleidet ist. Du weißt ja, wie das ist mit dem Wetter im Gebirge. Schau, die Wolken kommen näher. Ich denk, daß es doch noch einen Schauer geben kann, wenn nicht heute abend, dann die Nacht.«
»Den Bello lassen wir hier. Bello, sitz!«
Doch Bello hörte nicht auf Antonius. Der ging zu Anna und rieb sich an ihrem Bein. Dann setzte er sich neben sie hin und schaute sie treu an.
»Du, Antonius, der will mit.«
»Mit dir mit!« sagte Antonius. »Mach, wie du denkst. So lang du da bist, hast du das Sagen in puncto Hund. Das habe ich dir versprochen.«
»Ja, dann gehen wir! Bis morgen, Hilda! Grüß mir den Wenzel. Und danke!«
»Grüß