Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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»Dahin können Sie mir schreiben. Ich putze da in dem Büro und versorge auch bis Mittag den Haushalt der Geschäftsleute. Mit denen kann ich reden. Da können Sie mich immer erreichen.«
»Sie sind meine Rettung! Danke!«
»Sie werden das schon schaffen. Jetzt muß ich aber auf den Bahnsteig. Meine Schweser wird gleich ankommen.«
Sie verabschiedeten sich. Gino, saß bis sein Zug abfuhr, in der War#tehalle. Immer und immer wieder ließ er die zehn Fünfeuroscheine durch seine Hände gleiten. Sie kamen ihm vor wie ein Schatz, den eine gute Fee mühsam zusammengetragen hatte. Er hatte noch niemals zuvor vor so einer kleinen Summe Geld solchen Respekt gehabt. Immer wieder hörte er den Klang der Worte von Katjas Mutter im Ohr. Wie sie gesagt hatte, daß das ihre heimlichen Notgroschen seien, die sie sich vom Haushaltsgeld abgespart hatte. Er nahm sich vor, davon keine Ausgaben zu tätigen, die nicht unbedingt notwendig waren.
*
Müde und hungrig stieg Gino am nächsten Mittag in Waldkogel aus dem Bus. Er erkundigte sich nach dem Weg zum Sägewerk des Albert Weißgerber. Es lag etwas außerhalb, an einem Gebirgsbach, der in den See floß. Gino machte sich auf den Weg. Es war heiß.
Er war froh, als er endlich den Waldweg erreichte. Die hohen Bäume spendeten angenehmen Schatten. Im Abstand von# mehreren hundert Metern waren entlang des Waldweges Bäume gelagert. Gino mußte sich immer wieder setzen. Er war völlig erschöpft.
Von weitem kam ein Lastwagen. Er hielt. Der Fahrer betrachtete Gino und dessen Gepäckstücke durch das Wagenfenster. Dann stieg er aus.
»Hast dich verlaufen mit deinem Gepäck? Wenn du da weitergehst, da kommt nur noch das Sägewerk. Waldkogel liegt in der anderen Richtung. Suchst du ein Zimmer?«
»Nein! Ich will zum Sägewerk.«
»Mei, dann steig ein. Ich nehm’ dich mit. Ich fahr dahin. Ein paar Bretter und Holz für den Kamin will ich holen.«
Wie selbstverständlich, und ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff der Fahrer die beiden Gepäckstücke und stellte sie hinten auf die Ladefläche des offenen Lastwagens. Die Männer stiegen ein.
»Hast feine Koffer, bist net von hier. Was willst du beim Albert? Wirst länger bleiben?«
Erstaunt schaute Gino den Fahrer an.
»Mußt net so erstaunt gucken. Wir sind hier sehr direkt. Wenn w#ir was wissen wollen, dann fragen wir. Da wird net viel rumgeredet. Bist ein Student, der im Sägewerk arbeiten will?«
»Ja, so kann man es sagen.«
»Und wie heißt du?«
»Gino Koppermann, und wie ist Ihr Name?«
»Also so geschwollen spricht hier niemand. Ich bin der Antonius Baumberger, kurz der Toni. Siezen, das machen wir hier net. Siezen tun wir nur die Obrigkeit und das auch net immer. Doch wenn du länger hier bist, wirst das schon noch lernen. Was studierst du denn? Forstwirtschaft?«
»Nein!« Gino gab sich zugeknöpft. »Was machen Sie, ich meine, was machst du?«
»Ich baue gerade meine Berghütte um. Spätestens im nächsten Frühling wird sie dann eröffnet, ganz feierlich. Weißt, was eine Berghütte ist?« Ohne eine Antwort abzuwarten, gab er gleich die Erklärung. »Weißt, meine Eltern, die haben eine kleine Pension mit ein paar Fremdenzimmer und einer kleinen Gaststube. Der Vater will net vergrößern, und für zwei Familien wirft der Laden nicht genug ab. Verstehst? Deshalb gehe ich jetzt auf den Berg und mach mich da selbständig.«
»Mein Vater hat auch was mit Hotels zu tun.«
»Gut, dann haben wir beide quasi was gemeinsam. Bist ja dann auch vom Fach. Wir werden schon Zeit finden, ein bisserl zu fachsimpeln, Gino!«
Dann waren sie auch schon angekommen. Albert Weißgerber stand auf dem Hof und gab seinen Arbeitern Anweisungen. Er begrüßte Gino herzlich.
»Dein Vater hat schon angerufen. Bist ja schnell. Freut mich. Es wird schon werden.«
Gino Koppermann war froh, daß Onkel Albert, wie er ihn seit seiner Kindheit nannte, nicht mehr sagte. Es wäre ihm peinlich gewesen.
»Ich nehme deine Koffer mit rein! Kannst gleich anfangen. Heut sind zwei Mann ausgefallen. Da ist Not am Mann. Dahinten, der Stapel Bretter, die sind für den Toni. Die kommen auf den Wagen. Dort der ganze Haufen Äste, die sind auch für den Toni. Kannst schon mal anfangen. I hab mit dem Toni noch was zu bereden. Komm, Toni, gehen wir rein!«
Zuerst stand Gino etwas hilflos neben d#em Lastwagen. Einige Arbeiter traten zu ihm und grinsten. Sie musterten ihn von oben bis unten.
»So fein, wie du ausschaust, hast dir wohl noch nie die Händ’ schmutzig gemacht. Aber das wird schon. Schau, so mußt’ es machen.«
Sie zeigten es ihm und gingen dann wieder an ihre eigene Arbeit. Gino mühte sich. Es war gar nicht so einfach, die langen Bretter zum Lastwagen zu tragen. Er war froh, als er damit fertig war. Dann mußte er feststellen, daß das Verladen der Äste auch seine Tücken hattte. Der Schweiß rann ihm von der Stirn. Seine hellen Hosen waren fleckig, seine Hände schmutzig und voller Blasen und Splitter. Endlich, nach fast zwei Stunden war er fertig. Er ging in das Büro.
Albert Weißgerber sagte nichts. Gino sah aber, daß er eine gewisse Schadenfreude nicht ganz unterdrücken konnte.
»So, es geht gleich weiter, Gino. Hier im Sägewerk will ich dich vorläufig net haben. I hab ohnehin zu wenig Leut’. Da kann niemand auf dich aufpassen. Niemand hat Zeit, dich anzulernen. Des kann gefährlich werden mit den Maschinen. Ich hab mir folgendes gedacht: Du gehst mit dem Toni rauf auf den Berg. Der Toni braucht da oben Hilfe. Da leih’ ich dich aus, sozusagen. Du hilfst dem Toni, die Bretter und das Brennholz auf den Berg schaffen. Dann kannst du da oben die Äst’ zersägen und aufstapeln. Der Toni wird dir das schon zeigen. Holzhacken kannst auch. Bei den Arbeiten bekommst du dann schon ein Gefühl, für Bäum’ und den Wald. Der Toni kann dich gern die nächsten Wochen behalten. Es ist zu tun an der Berghüte.«
Gino lehnt sich erschöpft an die Wand und hörte nur zu.
»Der Toni gibt dir Unterkunft und Verpflegung. Geld kannst auf dem Berg keines ausgeben, also brauchst auch keins. So, das wäre dann erst mal alles.«
Albert Weißgerber schaute sich Gino an.
»Schlimm siehst aus! Hast noch anderes Zeug zum Anziehen dabei?«
Toni griff ein.
»Ich kümmer’ mich drum. Er kann ein paar Krachederne von mir haben. Den Rest kriegen wir auch schon hin.«
»Bub, dann wünsch’ ich die eine schöne Zeit beim Toni auf dem Berg. Kannst dir gar net vorstellen, wie i dich drum beneide. Gern würde ich mit dir tauschen. So ein Leben auf einer Berghütte, das hat schon was. Die anderen müssen dafür zahlen. Du bekommst den Aufenthalt gratis. Zu beneiden bist, wirklich!«
Für Gino Koppermann war das alles etwas zu viel. So nickte er nur.
»Aufi dann, packen wir es!«
Toni, der die Erschöpfung