Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Katja war abends glücklich in der Pension angekommen. Die Gaststube war voll. Sie saß mit andren jungen Leuten an einem großen Tisch. Schnell war man ins Gespräch gekommen. Als sie erfuhren, daß Katja noch nie in den Bergen gewandert war, nahmen sie sich gleich ihrer an. Es waren alles Bergsteiger, darunter auch ein paar Frauen.
Sie wollten am nächsten Tag den ›Engelssteig‹ erklimmen und luden Katja ein, mitzukommen. Katja lehnte aber ab. Sie war selbst Sportlerin genug, um zu wissen, daß sie als Anfängerin nur eine Belastung für sie wäre.
»Dann kommst du mit bis zur Berghütte, Katja. Wir setzen dich da ab und gehen dann weiter und steigen auf. Abends sind wir zurück. Wir werden alle auf der Berghütte übernachten. Die ist eigentlich noch nicht eröffnet, aber der Toni macht bestimmt eine Ausnahme.«
»Gut, überredet.«
Am nächsten Morgen zogen sie kurz nach Sonnenaufgang los. Es war eine Gruppe von acht Personen, Katja eingeschlossen. Sie hatten viel Spaß unterwegs beim Aufstieg bis zur Berghütte.
Als sie ankamen, war nur der Alois da. Der kümmerte sich gleich um Katja. Die anderen zogen weiter. Katja setzte sich vor die Hütte in die warme Morgensonne. Ihr Blick ruhte auf der schönen Landschaft. Von Zeit zu Zeit sah sie durch das Fernglas und schaute nach der Gruppe, die sich langsam den Berg hinaufarbeitete.
»Kannst mir auch mal das Glas geben, Madel?« fragte Alois.
»Die kommen gut voran.«
»Ja, ja! Aber mich interessiert die andere Richtung mehr. Der Toni wollte schon längst wieder hier sein. Er ist runter zur Oberländer Alm. Dort wollt er Milch, Käse und Eier holen. Ich wundere mich, daß er noch nicht da ist.«
Der Alois setzte das Glas ##vor die Augen.
»Der kommt ja allein mit dem Bello! Der Toni ist net dabei! Mei, des gibt’ ja gar net. Mei, da wird doch nix passiert sein?«
Alois gab Katja das Fernglas zurück. Er griff nach seinem Wanderstab und seinem alten Filzhut mit dem großen Gamsbart.
»Madl, da stimmt was net! Da muß ich mal runter. In der Glut vom Kamin stehe eine Kanne mit Kaffee, wenn’ts magst. I bin bald zurück.
Kaja sah Alois nach. Mit bedächtigen Schritten, vorsichtig Fuß für Fuß setzend, ging der alte Mann den schmalen Pfa#d hinab. Katja sah ihm lange nach, dann wurde sie schläfrig. Sie schloß die Augen und döste in der Sonne.
Hundegebell weckte sie auf. Sie hielt die Hand über die Augen und schaute sich um. Bello, der Neufundländer, stürmte über das steinige Geröllfeld. Eine markante Männergestalt kam langsam den Pfad hinab. Er trug einen großen Rucksack auf dem Rücken und noch zwei weitere in den Händen. Den Hut hatte er tief in das Gesicht gezogen.
Neugierig schaute Katja durch das Fernglas. Ihre Augen weiteten sich. Sie setzte das Glas ab und schüttelte den Kopf, so als wollt#e sie ein Trugbild abschütteln. Da schaute sie erneut durch. Ihr Herz klopfte. War es Gino? War es wirklich Gino? Das konnte doch nicht sein? Nein – aber diese Ähnlichkeit. Katjas erster Gedanke war Flucht. Doch wo sollte sie hin? Hinauf in die Berge? Das war unmöglich. Der einzige Weg hinunter ins Tal war ihr versperrt. Da kam dieser Mann herauf, der genauso wie Gino aussah. Katja wollte aufstehen und sich in der Berghütte verstecken. Doch irgendwie schaffte sie es nicht. Sie zog die Kapuze ihres Anoraks tief ins Gesicht, ihren Schal über das halbe Gesicht und stellte sich schlafend.
Vielleicht war das eine Fata Morgana? Ich muß so etwas wie Höhenrausch haben. Das muß von der dünnen Luft kommen. Nein, nein, es kann unmöglich Gino sein. Sie versuchte nachzudenken. Wie sollte er hierher gekommen sein und was machte er hier?
Waldkogel, Berghütte, die Reise! In Mahematik hatte Katja immer Schwierigkeiten gehabt. Doch jetzt konnte sie Eins und Eins zusammenzählen. Na warte, wenn ich heimkomme, dachte Katja und beschloß, ihn zu ignorieren.
Sie hörte, wie er die paar Stufen zur Terrasse vor der Hütte heraufkam und dann in die Hütte ging. Es bestand kein Zweifel. Es war Gino der Stimme nach zu urteilen. Er sprach mit Bello. Er stellte dem Hund einen Napf mit Wasser ins Freie.
»Da, trink schön, Bello! Wirst durstig sein!«
In der nächsten halben Stunde hörte sie allerlei Geräusche aus der Hütte. Ah, er wird die Rucksäcke auspacken. Jeder Muskel von Katjas Körper war bis zur Schmerzwelle angespannt. Ihr Herz raste. Winzige kleine Schweißperlen näßten ihren Haaransatz. Ihr ganzer Körper glühte. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte sich in seine Arme geworfen. Jede Zelle ihres Körpers, jede Pore sehnte sich nach ihm. Sie lechzte nach seiner Nähe und konnte seine Berührung kaum erwarten.
Nur mit eiserner Diszipllin konnten sie dagegen ankämpfen. Sie rief sich immer wieder sein Verhalten ins Gedächtnis. Er ist gewissenlos, verantwortungslos, verschwenderisch, unzuverlässig, arrogant, überheblich, sagte sie sic#h in Gedanken vor. Er ist unstet, bringt nichts zu Ende, weicht Problemen und Schwierigkeiten aus. Er ist ein verwöhntes Söhnchen von Neureichen, der mit goldenem Löffel im Mund aufgewachsen ist, ohne das er dafür selbst etwas leisten mußte, betete Katja sich vor. Aber ihre Gefühle für ihn bekam sie durch diese Litanei nicht in den Griff. Katja litt unbeschreiblich, zwischen den Gefühlen auf der einen Seite und der Vernunft auf der anderen Seite. Sie seufzte und schaute hinauf zu den ewigen Gipfeln der Berge, als könnte ihr von dort Hilfe kommen.
Katja hatte sich fast ganz eingehüllt, so daß er sie nicht erkennen konnte. Wenn sie ihn nicht hörte, blinzelte sie unter ihrer Sonnenbrille und schaute nach ihm.
Gino blieb nicht in der Hütte. Mehrmals ging er dicht an ihr vorbei. Er schleppte mehrere Körbe mit Holz in die Hütte. Dann ging er hinter die Berghütte. Er muß Holz hacken, nach dem Geräusch zu urteilen, dachte Katja. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, sich schlafend zu stellen, bis die anderen vom Berg zurück wären, hielt sie es nicht mehr aus. Auf Zehenspitzen schlich sie außen an der Berghütte entlang und schielte vorsichtig um die letzte Ecke.
Gino Koppermann stand hinter dem Holzklotz und hackte Holz. Er hatte sein Hemd ausgezogen. Katja konnte nicht aufhören hinzusehen. Gut sah er aus, wie er mit kräftigem Schwung die Axt führte. Dabei spannte sich seine Muskulatur an. Bello saß im Abstand dabei und schaute zu. Katja schwindelte bei dem Anblick seiner nackten Haut. Welch ein Körper! Wie gut durchtrainiert, dachte sie. Sie hatte das nicht erwartet.
»Jetzt ist genug für heute, meinst auch, Bello?«
Es war höchste Zeit, daß sich Katja wieder versteckte. Eilig rannte sie zurück zu ihrem Liegestuhl und hüllte sich ein. Sie zog die bunte Wolldecke hoch, als sei sie eine Tarnkappe, unter der sie unnsichtbar werden würde.
Gino kam um die Ecke. Auf der Schulter hatte er zwei Scheite Holz geschultert, die sicherlich über einen Meter lang waren. Er brachte noch mehrere davon. Im Abstand von
fünfzehn Meter von de#r Berghütte entfernt stapelte er sie auf. Dort war ein Platz mit Asche gewesen. Im Abstand davon stellte er mehrere große eiserne Wannen auf, die er mit Holzkohle füllte und anzündete. Er legte Gitter darüber. Die Holzkohle rauchte. Gino schleppte ein Faß Bier herbei, Tische und Stühle. Dann brachte er Gläser, Teller. Das sieht nach einem Grillabend aus, mit Lagerfeuer, dachte Katja.
Sie konnte immer noch nicht richtig glauben, was sie sah. Gino packte an. Er packte richtig zu. Er machte alles allein. Dabei wirkte er nicht ungeschickt oder linkisch. Jeder Handgriff machte Sinn. Er arbeitete ohne Hektik mit viel Bedacht. Dabei schien