Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer

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Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer

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      »Das will ich hoffen!« Traudl war besänftigt, und um ihre Augen spielten wieder die Fältchen ihres gewohnten, freundlichen Lächelns. »Brauchst net z'glauben, daß ich grad für dich allein betet hab. Wann ich einmal nach Ettal geh, so hab ich gar viel am Herzen, ja! Da bet ich für die Armen und Unglücklichen...«

      »Vergelt dir's Gott!« brummte Lehnl.

      »Was denn?« fragte Traudl erstaunt.

      »Daß du auch an mich denkt hast.«

      »An dich? ja, ghörst denn du zu die Unglücklichen?«

      »Ich werd wohl dazu ghören, wann ich die ganze Zeit dein dalkets Geschwätz anhören muß.« Lehnls Gesicht wurde ernst und sein Ton hart. »Wie kann man nur an den eigenen leiblichen Sohn so ungeschickt hinreden. Kannst es ihm denn verargen, wenn er ins Madl verschossen is? Schau's nur grad an, wenn sie 's Köpferl so aufwirft und so lieb dreinschaut mit ihre Haselnußaugen, da meinst völlig, 's Hirn wird dir siedet. Dabei hat's ein seelenguts Herz und is lieb und freundlich zu jedem Menschen... mit einer einzigen Ausnahm vielleicht.«

      Lehnl schwieg, und ungeduldig trippelte Traudl von einem Fenster zum andern, zupfte an den Vorhängen und verzog die Mundwinkel.

      »No ja!« brummte sie. »Aber sagen braucht man's net, am allerwenigsten vor meim Pauli! Da käm's am End so raus, als ob er mit seiner Dummheit im Recht wär. Und das geht ja doch net an.«

      Während dieser Reden saß Pauli am Tisch mit einer Miene, als ob die Sache weiß Gott wen anginge, nur ihn nicht. Doch seine ruhelosen Finger, die an dem Umschlagpapier des neuen Herrgotts erregt umherknitterten, ließen vermuten, daß die gehörten Worte tiefer bei ihm gingen, als es, oberflächlich betrachtet, den Anschein hatte. Kaum war das letzte Wort aus Traudls Munde, so stand er auf, nahm sein Schnitzwerk unter den Arm, den Hut in die Hand und sagte: »Ich meinet, es wär an der Zeit, daß ich dem Wirt sein Herrgott nüber trag. Könnt sonst leicht noch was passieren dran. Und wenn ich dir gut raten kann, Mutterl, so gehst mit und trinkst eine Maß Bier mit mir. Der Weg von Ettal daher und die Plag mit meim Stüberl wird dich wohl durstig gmacht haben. Und ein bißl Stärkung für 'n Heimweg brauchst auch!«

      Traudl brummte was vor sich hin, setzte ihre Pelzhaube auf und griff nach Gebetbuch und Regenschirm, ihren beiden Wallfahrtsinsignien. Auch Lehnl erhob sich langsam, stopfte mit dem Daumen in seiner Pfeife die Asche nieder und sagte zu Pauli: »No, der Weg von dem Häusl ins Wirtshaus macht dich auch net müd. Fünf Schritt über d' Straß nüber, und drin bist. Der Huberbauer hätt dir net kamoder herbauen können!«

      »Meinst?« Das war Paulis ganze Antwort. Er trat unter die Tür, die seine Mutter offengelassen hatte, hielt die Klinke in der Hand und rief dem langsamen Lehnl zu: »Mach, geh weiter!« Dann schloß er Stuben-- und Haustür und folgte den beiden anderen über die Straße ins Wirtshaus.

      Es ging da ziemlich ruhig zu. Außer zwei Handwerksburschen, die am Tische neben der Tür schweigend ihren Bittern tranken, war Anton Höflmeier der einzige Gast seines eigenen Wirtshauses. Der grauköpfige Alte saß am Fenster, eine dicke Hornbrille auf der Nase, und war eifrig bemüht, die Lektüre seiner Zeitung noch zu Ende zu bringen, bevor die allmählich anbrechende Dämmerung ihm das Lesen verbieten würde. Als er die Tür gehen hörte, hob er kaum den Kopf, knurrte nur ein halbverständliches »Guten Abend!« und las eifrig weiter. Erst als ihm Pauli zurief: »Du, Wirt, da bring ich dir dein Herrgott«, blickte er auf, schielte über seine Brille weg auf die Ankömmlinge, legte, als er sie erkannte, Glas und Zeitung beiseite und sagte: »Ah, das laß ich mir gfallen, daß du so bald Wort haltst. Ich sag's halt allweil, auf den Pauli kannst dich verlassen. Und d'Mutter bringst auch gleich mit!«

      Die Alte ergriff die Hand des Wirtes. »Hast schon recht, daß mir so ein freundlichen Gruß bietest. Könnt leicht sein, daß ich mir ihn heut in Ettal verdient hab mit eim halben Rosenkranz, den ich für deine schwarze Wirtsseel betet hab.«

      Der Wirt lachte, denn er wußte, wie das gemeint war, und wandte sich zu Pauli.

      Schon beim ersten Blick auf das Schnitzwerk nickte der Wirt befriedigt vor sich hin. Er nahm den Herrgott in Empfang, wandte ihn betrachtend ein paarmal hin und her und sagte: »Schön hast dein Sach wieder gmacht! Bin recht z'frieden! Und was is nachher meine Schuldigkeit?«

      »Das steht bei dir!« gab Pauli zur Antwort. »Zahl, was du magst! Und wenn gar nix hergibst, nachher is auch recht!«

      »Jetzt, das gibt's net!« meinte der Wirt. »Da setz dich nieder! Das andere werden wir nachher schon kriegen. He! Resli Wo steckt denn das Madl wieder?«

      Die Tür, die nach der Küche führte, wurde heftig aufgerissen, und die Kellnerin fuhr in die Stube: »Wo brennt's denn? Da möcht man schon glauben, d'Stuben wär voller Leut.«

      »Dem Pauli schenk ein!«

      Das Mädchen ging zum Schänkkasten, nahm einen Krug heraus und brummte: »Das hätt doch nit so pressiert. Es is noch niemand verdurst bei uns!«

      »Sei net so gschnappig«, rief ihr der Wirt nach, als sie der Tür zuging, »und tu, was ich dir sag!«

      »Halt, Resl! Bring mir auch gleich eine Halbe mit!« erklang vom Hausflur her eine tiefe Baßstimme, und der, dem sie gehörte, erschien auch gleich darauf unter der Tür: eine gedrungene, fast ans Korpulente streifende Figur, angetan mit grauen Hosen und einer dicken Lodenjoppe, deren einst grüner Besatz sich in der Farbe bereits einem zweifelhaften Gelb näherte. Vom Gesicht sah man nur die breite Stirn, eine knollige, rötlich angestrahlte Nase und zwei kleine freundliche, von buschigen Brauen überschattete Augen, während die ganze untere Hälfte des Gesichtes von einem dichten, bräunlichroten Bart verhüllt war, der fast bis zur Mitte der Brust herabreichte. Von etwas dunklerer Farbe als der Bart war das kurzgeschorene, struppig abstehende Kopfhaar. In der einen Hand hielt der Eintretende den breitkrempigen Filzhut und in der andern Hand einen Pack mit allen jenen Dingen, die zur Ausrüstung eines Malers in der Sommerfrische gehören. Dieser Mann war Fritz Baumiller, Landschaftsmaler aus München, dort geboren, gebildet und fünfzig Jahre alt geworden, seit mehr als zwanzig Jahren ständiger Sommergast des Ammertales, der Protektor von Paulis Talent.

      Er begrüßte die Anwesenden, besonders herzlich seinen Liebling, den Herrgottschnitzer, legte seine Sachen ab und nahm am gleichen Tisch Platz, an dem Pauli mit seiner Mutter saß. Resl trat ein und brachte ihm sein Stammkrügl.

      »Tu mir Bescheid, Resl!« sagte Baumiller, der sich eben eine Zigarre anzündete. Das Mädchen nippte und setzte den Krug mit einem gewohnheitsmäßigen »Gsegn's Gott!« wieder nieder. Dann schob es dem Herrgottschnitzer mit einem kräftigen Ruck den andern Krug über den Tisch zu: »Da... du... hast dein Bier!«

      »Wie steht's nachher mit Essen, Madl?« fragte der Maler. »Ich hab ein kannibalischen Hunger.«

      »Moosschnepfen sind da, d'Loni macht's grad z'recht. Wann s'fertig sind, bring ich s', gelt!« Dabei klopfte das Mädchen dem Maler auf die breite Schulter, mit einer Gönnermiene, als hätte sie Königreiche zu vergeben.

      Resl ging, und Baumiller wandte sich zu Pauli: »Du, Pauli, demnächst mußt du mich am Sonnenberg naufführen. Das is der einzige Punkt in der ganzen Gegend, von wo ich noch net runtergschaut hab.«

      »Wissen S'was«, gab Pauli zur Antwort, »Sie haben doch allweil Zeit, gehen wir gleich übermorgen! Übermorgen is Sonntag, und da kann ich morgen mein Häusl vollends zammrichten und nachher am Montag mit dem Huberbauer seiner Arbeit anfangen. Mein Herrgott hab ich auch fertig, und so können S' mich jede Stund haben.«

      »Is recht. Also

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