Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig Ganghofer страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer

Скачать книгу

ihr der Maler. Bevor er die Stube verließ, rief er Pauli noch zu: »Gelt, vergiß net, daß mich übermorgen früh abholst zu unserer Partie auf den Sonnenberg!«

      Pauli hatte keine Antwort mehr; er nickte nur. Und Traudl griff nach Gebetbuch und Regenschirm. »Es ist ein Glück, wann wieder einmal auf ein Berg auffikommst! Nachher kriegst doch wieder ein andern Gedanken. Der ewige Daunderlaun führt doch zu nix. Hint und vorn halt dich's Madl für ein Narren und macht dich spöttisch vor alle Leut.« Die Alte stand auf und strich Rock und Schürze glatt.

      »Sie meint's net so!« sagte Pauli begütigend.

      »Jesses! Jesses!« Klatschend flog das Gebetbuch auf den Tisch, um sofort von Traudl mit heiliger Scheu wieder aufgenommen und zur Sühne für diese Unbill an die Lippen gedrückt zu werden. »Sie rneint's net so! Da möcht ich mich doch gleich bucklet lachen! Is dir das noch net gnug?« Zu besserem Nachdruck stieß sie ihrem Sohn bei jedem betonten Wort den Knauf des Regenschirms gegen die Schulter. »Willst noch mehr Schand und Spott auf dich bringen? Wenn du gscheit bist, so gehst jetzt mit mir und laßt den Findling gehn, von dem man net einmal weiß, ob er ein Vater oder eine Mutter ghabt hat! Mach zu! Geh weiter!«

      Ohne ein Wort der Erwiderung erhob sich Pauli, nahm seinen Hut, nickte dem Lehnl einen kurzen Gruß zu und folgte seiner Mutter. Als er aus dem Flur ins Freie treten wollte, fühlte er sich am Arm zurückgehalten. Es war der alte Lehnl, der ihm ins Ohr flüsterte: »Sie ist halt ein Madl! Laß dich's net verdrießen, Pauli!«

      »Das wär ein Kunststück, Lehnl!«

      »Freilich wohl, aber du bringst es fertig!«

      Es war ein fester Händedruck, mit dem die beiden schieden.

      3

       Inhaltsverzeichnis

      Spät in der Nacht war Pauli erst zurückgekehrt; bis Ammergau hatte er seiner Mutter das Geleit gegeben und war dann den Rückweg, den man bei gutem Marsch in zwei Stunden zurücklegt, so langsam Schritt für Schritt einhergewandert.

      In seiner neuen Wohnung angelangt, hatte er sich müde gefühlt, und dennoch hatte er die ganze Nacht kein Auge schließen können. Vor dem Tag war er schon wieder auf den Beinen gewesen und hatte dann die Morgenstunden mit der Einrichtung seiner Werkstätte verbracht.

      Nun war es elf Uhr mittags.

      Drüben im Wirtshause stand Loni vor einem Tische, über den der alte Lehnl just ein blaues Tischtuch deckte. Auf dem Arm hielt Loni ein längliches Körbchen, und unmutig warf sie die Messer und Gabeln durcheinander, die es barg, weil sie immer nicht das richtige, das heißt das schlechteste, Paar finden konnte. Denn an dem Tische, der hier gedeckt wurde, und mit dem Bestecke, das Loni suchte, sollte Pauli sein Mittagessen einnehmen. Er hatte sich durch Lehnl, der am Morgen auf ein paar Minuten zu ihm hinübergekommen war, für die folgenden Wochen als Mittagsgast anmelden lassen. So war Loni jetzt beschäftigt, ihm das erste Gedeck zurechtzulegen: einen irdenen Teller, auf der einen Seite einen Blechlöffel und auf der andern Messer und Gabel, eine Mühe, die das Mädchen mit den Worten begleitete: »Das Gschäft freut mich schon recht, ich muß sagen!«

      »Ja Lonerl, was machst denn?« rief Lehnl. »Schau nur grad die Gabel an! Die hat ja krumme Zinken.«

      »Wann die Gabel dem gnädigen Herrn, der damit essen soll, net recht ist, nachher soll er wohin gehen, wo er eine goldene kriegt. Verstanden?«

      Lehnl bohrte die Zinken der Gabel in das Tischholz und bog sie gerade. »Ja, ja! Recht nett!« brummte er dazu. »Weil dir dem braven Burschen sein Gsicht net gfallt, jetzt muß am End gar sein armer Magen das entgelten.«

      »Sein Gsicht? Der ganze Mensch gfallt mir net!«

      »Wenn's schon so is, meinetwegen! Es ist aber das noch lang kein Grund, daß man mit eim Menschen so umspringt, wie du mit dem Pauli. Ich sag dir's, Lonerl, du hättst es net tun sollen, daß du ihn gestern so abgschnalzt hast.«

      »Ja, aber sag einmal selber ...«, dabei setzte Loni das Körbchen auf den Tisch und schlug die Hände ineinander, »sag einmal selber! Is das riet ein Mannsbild wie von lauter Semmelbrösel? Ein andrer hätt sich halt gwehrt und hätt gsagt: Ich kann meine Muttergottes schnitzeln, wie ich mag, und dich geht's nix an. Was hat er aber aussi dalkt? ›Ich mach dir halt ein andern!‹ Es war ein häßlicher Mund, den das Mädchen zog, um diese Worte in möglichst langweiligem Tone vorzubringen. Nun fiel ihre flache Hand schwer auf die Tischplatte nieder. »Is das eine Antwort für ein Mannsbild? Und dann braucht's es halt doch net, daß er grad mich zu so was hernimmt.«

      »No wart nur«, drohte Lehnl, »er tut dir schon noch einmal was an! Und schnitzelt dem Teufel seine Großmutter! Und nachher nimmt er auch dich zum Muster!«

      Loni trug das Körbchen zum Schänkkasten. Auf halbem Wege blieb sie stehen, wandte den Kopf und sagte, während ein eigentümlich selbstbewußtes Lächeln ihren Mund umspielte: »Na, Lehnl, das tut der Pauli doch net!«

      »Meinst leicht, er hat dich alles z'viel gern dazu, gelt?«

      »Könnt schon sein!« Im gleichen Augenblick, in dem Loni das sagte, hörte sie Tritte vom Flur. Mit ein paar eiligen Schritten verschwand sie durch die Küchentür.

      Pauli trat ein. Er grüßte den alten Lehnl, der ihm forschend ins Gesicht sah, mit einem freundlichen, aber kurzen Wort. Zu einem Gespräch war Pauli nicht sonderlich aufgelegt. Ruhig hörte er die Dinge an, die ihm Lehnl zu erzählen wußte, und beschäftigte sich dabei mit seiner Suppe, die ihm Resl gebracht hatte.

      »Je, der Bachbauer!« unterbrach sich Lehnl, der einen Blick durch das Fenster geworfen hatte. »Was will denn der um die jetzige Zeit im Wirtshaus, und gar im Sonntagsstaat? Da muß ja was ganz Bsonders los sein!«

      Der Gast trat ein. Vom grünen, mit goldenen Schnüren umwundenen Filzhut bis hinunter zu den Schnallenschuhen war er das Musterbild eines reichen Hofbauern. Unter der Tür blieb er stehen und stieß den Stock auf die Schwelle. »Kreuzsaxen, da herin ist ja so stad, als ob eins rausgstorben wär!« Dann trat er in die Stube. »Grüß dich Gott, Pauli! Was hast denn? Machst ja ein Kopf, als ob dir der Bader ein paar gsunde Zähn grissen hätt!«

      »Jetzt, so was ließ ich mir halt doch net gfallen!«

      »Und du, Lehnl, was treibst denn du allweil?« wandte sich der Bauer an den Alten.

      »Fliegen fangen, damit s' kein Bauern stechen!«

      »Ein recht mildtätiges Gschäft, muß ich sagen! Aber wo ist denn der Höflmeier, der Wirt? Ich hab was mit ihm ins reine z'bringen.«

      »Geh nur dort eini ins Nebenstüberl, da is er drin«, gab Lehnl zur Antwort, und der Bachbauer folgte dieser Weisung.

      Nachdenklich sah der Alte die Tür an, die sich hinter dem Bauern geschlossen hatte; nun wandte er sich langsam zu Pauli: »Du ... ich glaub, der Bachbauer is auf Bschau da ... wegen seim Muckl und wegen der Loni.«

      Pauli erblaßte, und der Krug, den er eben vom Munde nahm, zitterte in seiner Hand, als er ihn auf den Tisch setzte.

      Nicht lange währte es, so steckte der Wirt den Kopf zur Tür heraus und rief dem Lehnl zu: »Geh, sag der Loni, sie soll ein bißl da einikommen!«

      Mit einem bedeutungsvollen Blick auf Pauli erhob sich der

Скачать книгу