Der Postsekretär im Himmel, und andere Geschichten. Ludwig Thoma
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Es war eine echte, taufrische Dichtung.
Die Tochter des reichen Freihofbauern liebte den Flößer Toni, welcher der beste Schütze und Kegelschieber rundum war.
Der Alte hatte beschlossen, seine Afra an den buckeligen Sohn des steinreichen Holzhändlers Schmid zu verheiraten. Alles war besprochen und verabredet zwischen den Eltern.
Da kommt plötzlich die Entdeckung, daß der arme Schnackeltoni diese Pläne stören will.
Bei einem Preiskegeln ist der Freihofbauer über die Kunst des strammen Burschen so entzückt, daß er ihm freistellt, einen Wunsch zu äußern, gleichviel welchen; er wolle ihn gewähren. Und als Toni das nicht glaubt, schwört er bei seiner Ehre und dem Grabe seiner Eltern.
Da wünscht der Uebermütige die Hand der Afra Wegleitner zum ehelichen Bunde!!
Der nächstfolgende Akt schildert packend den Seelenkampf des Alten, welcher vor der schweren Wahl steht, ob er dem Holzhändler Schmid oder dem Floßknechte Toni das gegebene Wort brechen soll. Er entscheidet sich schweren Herzens zu letzterem und greift mit rauher Hand in das Lebensglück seiner Tochter, welche nach einem schrecklichen Kampfe zwischen Eltern- und Burschenliebe den Helden des Stückes in die Fremde schickt.
Toni zieht in den Krieg, rettet bei Sedan einen Oberst und zwei Generäle, erhält das Eiserne Kreuz, wird verwundet und sieht im Lazarette seine Afra wieder, welche Krankenpflegerin geworden ist.
Im letzten Akt kommt die Versöhnung. Der alte Wegleitner will immer noch starrköpfig den Floßknecht verschmähen, da bringt der Bürgermeister ein Handschreiben des Königs, welcher die Ehe der lieblichen Alpenrose mit dem tapferen Ritter des Eisernen Kreuzes befiehlt.
Wortlos starrt der Alte auf den Brief.
Mit zitternder Stimme sagt er:
»Wos? Vom Kini? Von unserm Kini? An Briaf von unserm Kini? No, Toni, da hast halt Dei Afra! Bal's da Kini selber hamm will, ko der Freihofbauer net dagegen sei. Leuteln, spielt's oan auf!«
Und nun beginnt auf der Bühne, welche sich rasch mit Burschen und Mädeln füllt, ein lustiges Tanzen, Stampfen und Patschen.
Serenissimus waren sichtlich ergriffen und befahlen die Darsteller der Hauptrollen zu sich. Der Intendant von Pritzelwitz geleitete die Naturkinder in die Loge. Sie schoben sich schwerfällig in den vornehmen Raum, und ihr Wortführer, der »Fischersimmerl«, begrüßte die hohen Herrschaften mit der naiven Schlichtheit seines Volkes.
»Grüaß Di Good, Herr Fürst! Grüaß Di Good, Frau Fürstin! Seid's alleweil g'sund beinand?«
»Aeh, was? Was sagt der Kärl?« fragte Serenissimus.
»Er frägt Euer Liebden nach dero Wohlergehen,« flüsterte die Herzogin.
»So, so? Hm! Aeh, äh ... sagen Sie mal, mein Lieber, woher sind Sie eigentlich?«
»Vo Hintersee außa, z' allerhöchst im Gamsgebürg.«
»Wie? Was sagt der Kärl?«
»Er bemerkt, daß er aus dem Hochgebirge ist, Euer Liebden.«
»So? Aeh ... sagen Sie mal, patschen bei Ihnen zu Hause die Leute alle so stark auf die Knie?«
»Du moanst an Schuahplattler, Herr Fürst? Da hast recht. Woaßt, des is unser Nationaltanz; da leg ma alles nei, was mir hamm, inser Herz und inser G'müat und die Liab zu insern Herrscherhaus.«
»Schon gut, hm, äh, äh ... schon gut. Ich verstehe den Kärl absolut nicht, der stottert ja! Sagen Sie mal, Pritzelwitz, der Kärl war doch ein janz gewöhnlicher Bauer? Was?«
»Ja, Euer Liebden.«
»So, wie die Kärls bei uns, die, die Mist schieben, was?«
»Genau so, Euer Liebden.«
»Und jetzt ist er Künstler, he?«
»Ja, Euer Liebden. Ein ganzer, echter, deutscher Künstler.«
»Märkwürdig, hm, äh ... märkwürdig! Geben Sie den Kärls ein paar Medaillen für Kunst und Wissenschaft.«
Mit einer gnädigen Handbewegung entließ der Fürst die kunstfreudigen Landbewohner.
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