Die bekanntesten Werke von Jack London. Джек Лондон

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Die bekanntesten Werke von Jack London - Джек Лондон

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Die Wogen der Börsengerüchte gingen hoch. Wieder hatte er es also auf die Guggenhammers abgesehen. Die Geschichte von Ophir wurde wieder hervorgeholt und so sensationell ausgeputzt, daß Daylight sie selbst kaum wiedererkannte. Aber das war nur Wasser auf seine Mühle. Es war klar: die Spekulanten gingen auf den Leim. Von Tag zu Tag kaufte er mehr, aber das Angebot war so groß, daß Ward-Valley-Aktien nur ganz langsam stiegen.

      Die Woche, die Donnerstag, dem achtzehnten, vorausging, war eine wilde, aufgeregte Zeit für Daylight. Ganz allmählich hatte das anhaltende Kaufen doch die Aktien in die Höhe getrieben, und je näher der Donnerstag kam, desto mehr spitzte die Lage sich zu. Irgendwie mußte die Bombe platzen. Wieviel Ward -Valley wollte dieser Klondikespieler denn kaufen? Wieviel konnte er kaufen? Was taten die Ward-Valley-Leute unterdessen? Die Interviews mit ihnen, die in den Blättern erschienen – Interviews, die prachtvoll ruhig und beherrscht waren – belustigten Daylight sehr. Leon Guggenhammer äußerte sogar die Meinung, daß dieser Nordlandkrösus sich vielleicht doch verrechnet hätte. Aber das mache ihnen keine Sorge, erklärte John Dowsett. Sie hätten auch nichts dagegen. Sie hätten keine Ahnung von seinen Plänen, und nur eines sei sicher: Ward Valley lägen à la hausse. Dagegen hätten sie auch nichts. Wie es ihm und seinen Operationen auch immer erginge, Ward Valley sei jedenfalls in schönster Ordnung, so fest wie der Felsen von Gibraltar und würde es bleiben. Nein, sie hätten keine Ward Valley zu verkaufen, besten Dank. Der ganz unnatürliche Stand des Marktes müsse sich bald ändern, und Ward Valley sei durch ein so wahnsinniges Börsenspiel nicht aus seinem ruhigen Gang zu bringen. »Es ist das reine Spiel von Anfang bis zu Ende,« sagte Nathaniel Letton, »wir haben nicht das geringste damit zu tun und nehmen keine Notiz davon.«

      Am Dienstag kam Daylight jedoch ein beunruhigendes Gerücht zu Ohren. Es war im Wall Street Journal veröffentlicht und ging darauf aus, daß nach anscheinend besten Informationen die Direktoren von Ward Valley am Donnerstag keine Dividende erklären, sondern statt dessen eine Einzahlung fordern würden. Es war das erstemal, daß Daylight ängstlich wurde. Stimmte die Nachricht, so war er ruiniert, und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Diese ganzen riesigen Operationen waren ausschließlich mit seinem eigenen Gelde gemacht. Dowsett, Guggenhammer und Letton hatten nichts riskiert. Es war ein augenblicklicher Schreck, der ebenso schnell wieder vorüberging, aber doch stark genug war, ihn alle Kaufaufträge widerrufen zu lassen. Dann stürzte er ans Telephon.

      »Hat nichts zu sagen – nur ein Gerücht«, klang Leon Guggenhammers tiefe Stimme durch den Fernsprecher. »Wie Sie wissen,« sagte Nathaniel Letton, »bin ich selbst Mitglied des Aufsichtsrats, und ich müßte es doch wohl wissen, wenn man an so etwas dächte.« Und John Dowsett: »Vor solchen Gerüchten habe ich Sie ja gerade gewarnt. Es ist nicht ein Jota daran – Ehrenwort.«

      Daylight schämte sich furchtbar, daß seine Nerven mit ihm durchgegangen waren, und kehrte zu seiner Arbeit zurück. Als er das Kaufen eingestellt hatte, war die Börse in ein Narrenhaus verwandelt, und auf der ganzen Linie verkauften die Baissisten darauflos. Ward Valley, die ihren Höhepunkt erreicht hatten, begannen zu wanken. Daylight verdoppelte in aller Ruhe seine Kaufaufträge. Und Dienstag, Mittwoch und Donnerstag morgen fuhr er fort zu kaufen, während Ward Valley triumphierend immer höher stiegen. Immer noch verkauften die andern, und immer noch kaufte er, und zwar in einem Maße, daß es, wenn alles geliefert wurde, seine Zahlungsfähigkeit weit überschritt. Aber was tat das? Heute wurde die doppelte Dividende erklärt. Die Baissiers waren die Hereingefallenen, und er konnte ihnen seine Bedingungen diktieren.

      Und dann platzte die Bombe. Das Gerücht hatte recht gehabt: Ward Valley verlangte Zuzahlung. Daylight gab sofort den Kampf auf. Sobald er sich vergewissert hatte, daß es stimmte, zog er sich zurück. Nicht nur Ward Valley, alle sicheren Papiere wurden von den triumphierenden Baissiers hinuntergehämmert. Daylight gab sich nicht einmal die Mühe zu untersuchen, ob die Ward Valley ihren Tiefstand erreicht hatten, oder immer noch weiter fielen. Er war nicht betäubt, nur verwirrt und zog sich vom Schlachtfeld zurück, um sich zu sammeln, während Wall Street ganz die Besinnung verlor. Nach einer kurzen Besprechung mit seinen Maklern ging er in sein Hotel. Unterwegs kaufte er sich die Abendblätter und las die Überschriften. Burning Daylight fertig! stand da; Daylight hat's gekriegt! Wieder ein Mann aus dem Westen, der sein Geld losgeworden ist! Als er sein Hotel erreichte, erzählte eine spätere Ausgabe von einem jungen Mann, der Selbstmord begangen hatte, einem Lamm, das Daylights Spiel treuherzig gefolgt war. »Warum nimmt er sich das Leben, zum Donnerwetter?« murmelte Daylight.

      Er ging in sein Zimmer hinauf, bestellte sich einen Martini-Cocktail, zog sich die Schuhe aus, setzte sich hin und dachte nach. Nach einer halben Stunde faßte er sich und leerte das Glas, und während er fühlte, wie die Flüssigkeit seinen ganzen Körper durchwärmte, erschlafften seine Züge zu einem langsamen, beherrschten, aber aufrichtigen Lächeln. Er mußte selbst über sich lachen.

      »Reingefallen, weiß Gott!« murmelte er.

      Dann verschwand das Lächeln wieder, und sein Gesicht wurde ernst und düster. Bis auf seine Anteile in den verschiedenen landwirtschaftlichen Unternehmungen, die noch hohe Zuschüsse erforderten, hatte er nichts mehr. Aber härter als dies war der Schlag, der seinen Stolz getroffen. Es war kein Kunststück gewesen, ihn hereinzulegen. Sie hatten ihm Steine für Gold gegeben, und er hatte nicht den geringsten Beweis. Der einfachste Bauer hätte Dokumente gehabt, und er hatte nichts als ein Ehrenwort. Ein Ehrenwort! Er schnaufte verächtlich. In seinem Ohr klang noch die Stimme John Dowsetts durchs Telephon: »Ehrenwort!« Hinterlistige Diebe und Gauner waren sie, und richtig angeführt hatten sie ihn. Was die Zeitungen schrieben, stimmte. Er war nach New York gekommen, um sich reinlegen zu lassen, und die Herren Dowsett, Letton und Guggenhammer hatten das gründlich besorgt. Er war ein kleiner Fisch, mit dem sie zehn Tage gespielt hatten – genügend Zeit, um ihn samt seinen elf Millionen zu verschlingen. Natürlich hatten sie ihm alles nur aufgehalst, um Ward Valley dann für ein Butterbrot zurückzukaufen, bevor der Markt sich wieder erholt hatte. Nathaniel Letton würde wahrscheinlich von seinem Anteil am Raube der von ihm gestifteten Universität wieder ein paar neue Gebäude schenken. Leon Guggenhammer würde sich neue Maschinen für seine Jacht oder eine ganze Flotte von Jachten kaufen. Aber was der Teufel von Dowsett mit seinem Gelde machen wollte, das war ihm nicht klar – vielleicht eine neue Reihe Banken gründen.

      Daylight trank einen Cocktail nach dem andern und dachte an sein Leben in Alaska, an die schweren Jahre, in denen er sich seine elf Millionen erkämpft hatte. Einen Augenblick dachte er an Mord, und wilde Pläne jagten ihm durch den Sinn. Das hätte der junge Mann tun sollen, statt sich selbst zu töten. Niederschießen hätte er sie sollen. Daylight öffnete seinen Koffer und holte seinen Revolver – einen großen Colt 44 – hervor. Er sah nach, ob er geladen war, steckte die Waffe in die Seitentasche seines Überziehers, bestellte sich noch einen Martini und setzte sich wieder.

      Eine ganze Stunde dachte er nach, lächelte aber nicht mehr. In seinem Gesicht bildeten sich Furchen, die Wahrzeichen der Arbeit des Nordens, des beißenden Frostes, alles dessen, was er erreicht und was er erlitten hatte – die endlosen Wochen der Schlittenreisen, die düsteren Tundren von Point Barrow, das zermalmende Eistreiben des Yukon, die Kämpfe mit Menschen und Tieren, die langen Hungertage, die Monate unter den Stichen der Moskitos von Koyokuk, die mühselige Arbeit mit Hacke und Schaufel, die Zeichen und Narben von Tragriemen und Zugleine, die Zeit, da er und seine Hunde nichts als Fleisch zu essen hatten, diese ganze lange Reihe von zwanzig Jahren Arbeit, Schweiß und Mühsal ...

      Um zehn Uhr erhob er sich und begann das New-Yorker Adreßbuch zu studieren. Dann zog er sich die Schuhe an, nahm eine Droschke und fuhr in die Nacht hinaus. Zweimal wechselte er die Droschke und hielt schließlich vor dem Nachtbureau eines Detektivs. Er nahm selbst die Sache in die Hand, bezahlte reichlich voraus, wählte die sechs Mann, die er brauchte, und instruierte sie. Noch nie hatten sie für eine so einfache Sache eine so gute Bezahlung erhalten, denn außer der Taxe gab er jedem einen Fünfhundertdollarschein und versprach ihnen noch einmal soviel, wenn sie Erfolg hatten. Spätestens am nächsten Tage mußten seine drei stillen Partner sich treffen. Auf jeden wurden zwei von den Detektiven losgelassen. Zeit und Ort der Zusammenkunft war

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