Die bekanntesten Werke von Jack London. Джек Лондон
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Doch im selben Augenblick, wo die Sporen ihn berührten, hob Bob den Fuß und gab dem Steigbügel einen gehörigen Tritt. Aus Neugier versuchte Daylight noch mehrere Male die Sporen, und jedesmal traf Bobs Huf den Steigbügel. Da folgte Daylight Bobs Beispiel, jagte ihm ebenso unerwartet beide Sporen in die Seite und versetzte ihm gleichzeitig einen Peitschenhieb von unten.
»Du scheinst noch nie eine ordentliche Tracht Prügel bekommen zu haben«, murmelte er, während Bob, der so rauh aus dem Kreislauf seiner neckischen Gedanken gerissen war, in vollem Galopp dahinschoß.
Ein halb Dutzend Male wurde Bob von Sporen und Peitsche getroffen, und dann fand Daylight Muße, sich an dem prachtvollen Galopp zu erfreuen. Als Bob merkte, daß er nicht mehr bestraft werden sollte, fiel er in einen gleichmäßigen Trab; Wolf, der zurückgeblieben war, holte sie jetzt ein, und alles ging herrlich.
»Ich will dich lehren, so herumzuwirbeln, mein Junge«, sagte Daylight, als Bob es wieder tat.
In vollem Galopp machte er plötzlich Halt und stemmte beide Vorderfüße gegen den Boden. Daylight umklammerte mit den Armen den Hals des Tieres. Im selben Augenblick erhob Bob sich auf den Hinterbeinen und wirbelte herum. Nur ein ausgezeichneter Reiter konnte sich obenhalten, und Daylight war nahe daran, abgeworfen zu werden. Als er sich wieder zurechtgesetzt hatte, jagte Bob in voller Karriere denselben Weg, den sie gekommen waren, zurück, so daß Wolf seitwärts durch die Büsche springen mußte.
»Schön, Freundchen!« grunzte Daylight, indem er immer wieder Sporen und Peitsche gebrauchte. »Du willst rückwärts gehen, und das sollst du, bis du die Lust dazu verlierst.«
Als Bob nach einiger Zeit versuchte, die wahnsinnige Fahrt etwas zu verringern, wurden Peitsche und Sporen wieder mit unverminderter Kraft gebraucht und er dadurch zu neuer Anstrengung angestachelt. Und als Daylight schließlich meinte, daß das Pferd genug bekommen hätte, wandte er es plötzlich und ließ es in etwas ruhigerem Galopp weiterlaufen. Nach einiger Zeit hielt er an, um zu sehen, ob das Tier außer Atem war. Da wandte Bob den Kopf und rieb ungeduldig mit schelmischem Ausdruck das Maul am Steigbügel seines Reiters, wie um anzudeuten, daß es Zeit wäre, weiterzukommen.
»Na, so was hab' ich doch noch nicht gesehen«, meinte Daylight. »Kein Unwille, kein Ärger, gar nichts – und das nach all den Prügeln! Du bist wirklich ein Prachtkerl, Bob.«
So verging der Tag. Daylight hatte das Tier liebgewonnen und bereute den Kauf nicht. Er verstand, daß Bob weder boshaft noch gemein war, und daß alles nur von dem überschäumenden Lebensmut und seinem für ein Pferd ungewöhnlichen Verstand kam. Zu dem Feuer und der Intelligenz gesellte sich noch eine unbezahlbare Schelmerei. Um ihn zu beherrschen, bedurfte es einer festen Hand, einer gewissen Strenge und eines scharfen Kommandotones.
»Entweder du oder ich, Bob«, sagte Daylight ihm mehr als einmal an diesem Tage.
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Die ganze Woche dachte Daylight fast ebensoviel an Bob wie an Dede; und da er gerade nicht von großen Unternehmungen in Anspruch genommen war, dachte er vielleicht mehr an die beiden als an sein geschäftliches Spiel.
Bobs Trick mit dem Herumwirbeln beschäftigte ihn ganz besonders. Wie es ihm abgewöhnen – das war die Frage. Wenn er nun Dede in den Bergen traf und vielleicht gar durch ein glückliches Spiel des Schicksals neben ihr reiten durfte, dann konnten Bobs Angewohnheiten sehr unangenehm und ärgerlich werden. Es war ihm nicht gerade daran gelegen, daß sie ihn sehen sollte, wie er Bobs Hals mit den Armen umklammerte. Andererseits konnte er sie auch nicht stehen lassen, und, Peitsche und Sporen gebrauchend, denselben Weg, den er gekommen, wieder zurückjagen.
Er mußte eine Methode finden, die das blitzartige Herumwirbeln verhinderte. Er mußte das Pferd anhalten, ehe es herum war. Der Zügel allein genügte nicht. Auch die Sporen nicht. Dann blieb nur die Peitsche. Aber wie sollte er es machen? Er war in dieser Woche recht oft nicht bei der Sache, wenn er auf seinem Bureaustuhl saß. Er bildete sich ein, auf dem wundervollen kastanienbraunen Pferde zu sitzen und es an dem unerwarteten Herumwirbeln zu hindern. Ein solcher Augenblick von Geistesabwesenheit erfolgte gegen Ende der Woche mitten in einer Konferenz mit Hegan. Hegan, der ihm einen blendenden neuen Traum unterbreitete, wurde gewahr, daß Daylight gar nicht zuhörte. Dessen Augen waren glanzlos geworden, als sähe er etwas mit seinem inneren Blick. »Ich hab' es!« rief er plötzlich. »Hegan, gratulieren Sie mir. Es ist so einfach wie nur was. Ich brauch' ihm bloß einen tüchtigen Schlag auf die Nase zu geben.« Dann erklärte er dem verblüfften Hegan, um was es sich handelte, und hörte nachher wieder gut zu, obgleich er es nicht lassen konnte, hin und wieder vor Freude und Befriedigung laut zu lachen. Sein Plan war folgender: Bob wirbelte immer rechts herum. Schön. Er wollte die Peitschenschnur doppelt zusammenlegen und im selben Augenblick, wenn Bob zu wirbeln begann, ihm eines über die Nase geben. Das Pferd, das nach der Lektion angesichts der doppelten Peitschenschnur noch einmal wirbeln würde, war noch nicht geboren.
In dieser Woche fühlte Daylight mehr als je, daß er weder soziale noch menschliche Berührungspunkte mit Dede hatte. Er konnte nicht einmal die einfache Frage an sie stellen, ob sie nächsten Sonntag ausreiten wollte. Das war eine Schwierigkeit neuer Art in seinem Verhältnis als Chef zu einem hübschen jungen Mädchen. Er betrachtete sie oft während der Arbeit, und die Frage, die er nicht stellen konnte, brannte ihm auf der Zunge – ob sie nächsten Sonntag reiten würde? Diese sechs Tage zwischen den beiden Sonntagen dachte er sehr viel an sie, und allmählich wurde ihm eines völlig klar: Er wollte sie besitzen. Und so sehr wünschte er dies, daß seine alte Furcht vor den Schürzenbändern ganz schwand. Er, der sein ganzes Leben vor den Weibern geflohen war, wurde nun so tapfer, daß er daran dachte, sie zu verfolgen. Früher oder später mußte er Dede eines Sonntags in den Bergen treffen, und wenn sie dann nicht miteinander bekannt wurden, so war es, weil sie sich nichts aus der Bekanntschaft mit ihm machte.
So fand er unter den Karten in seiner Hand noch eine, die der wahnsinnige Gott ihm ausgeteilt hatte. Wie wichtig diese Karte werden sollte, ließ er sich nicht träumen, aber er kam doch zu der Erkenntnis, daß es eine wirklich gute Karte war. Dann wieder zweifelte er. Vielleicht war es nur ein Trick des Glücks, um Unglück und Verzweiflung über ihn zu bringen. Gesetzt, daß Dede ihn nicht haben wollte, und gesetzt, daß er sich immer mehr und immer heißer in sie verliebte? Seine Furcht vor der Liebe wurde wieder lebendig. Er erinnerte sich aller unglücklichen Liebesgeschichten von Männern und Frauen, die er je gehört hatte.
Alte Erinnerungen schreckten ihn. Wenn es ihn erst richtig packte und Dede Mason ihn dann nicht wollte, dann war es beinahe so schlimm, wie wenn ihm alles, was er hatte, von Dowsett, Letton und Guggenhammer geraubt worden wäre. Würde sein wachsendes Verlangen nach Dede geringer gewesen sein, so hätte seine Angst vielleicht jeden Gedanken an sie erstickt. So, wie es stand, tröstete er sich damit, daß einige Liebesgeschichten auch gut ausgingen. Und er konnte ja nicht wissen, ob das Glück ihm nicht solche Karten gegeben hatte, daß er gewann. Vielleicht war er ein solches Glückskind, das nicht verlieren konnte. Der Sonntag kam, und Bob benahm sich draußen in den Piedmont-Bergen wie ein Engel. Seine Liebenswürdigkeit war zuzeiten etwas unruhig und zappelig, aber sonst war er so fromm wie ein Lamm. Daylight hielt die zusammengelegte Peitschenschnur in der rechten Hand bereit und wartete nur darauf, daß er ein einziges Mal herumwirbeln wollte, aber Bob wollte nicht, sein Benehmen war geradezu aufreizend tadellos. Doch von Dede war nichts zu entdecken. Vergebens ritt er hügelauf und -ab. Am Nachmittag setzte er den steilen