Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman. Marie Francoise
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman - Marie Francoise страница 36
»Du sprichst in der Vergangenheit, Stefan«, bemerkte Rabea. »Und das ist genau der Punkt. Ich habe Gerrit geliebt, aber jetzt liebe ich dich. Und ich schätze, das wird auch so bleiben.«
Die Worte gaben Stefan einen Stich. Für ihn war die Liebe zu Rabea etwas Dauerhaftes, aber bei ihr hatte er immer wieder das Gefühl, als würde sie die Liebe nur als etwas Vorübergehendes betrachten. Mit Gerrit Scheibler war es so gewesen, und vielleicht würde es mit ihm irgendwann auch so sein.
»Gerrit scheint in Schwierigkeiten zu stecken«, erklärte Rabea und riß Stefan damit aus seinen Gedanken. »Er klang am Telefon schrecklich deprimiert.«
Stefan zuckte die Schultern. Er war normalerweise kein hartherziger Mensch – ganz im Gegenteil, doch diesen Dr. Scheibler hatte er von Anfang an nicht leiden können. und so war es ihm ziemlich egal, ob er sich jetzt in Schwierigkeiten befand oder nicht.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich ihn heute noch besuchen würde?« fragte Rabea.
Wieder mußte Stefan gegen seine Eifersucht ankämpfen.
»Seine Probleme beschäftigen dich ja noch ganz schön«, entgegnete er daher bissig.
»Stefan, du bist unmöglich!« hielt Rabea ihm vor. »Gerrit hat mich um meine Hilfe gebeten, und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, daß er das niemals tun würde, wenn es ihm nicht wirklich schlecht ginge. Also hör bitte mit deiner grundlosen Eifersucht auf!« Sie erhob sich. »Ich fahre jetzt zu ihm, und wenn du mir nicht traust, dann kannst du ja mitkommen.«
»Das wäre ja noch schöner«, grummelte Stefan. »Ich will den Kerl gar nicht sehen.« Auch er stand jetzt auf. »Sehen wir uns morgen?«
Rabea nickte. »Ich denke schon.« Und dann streichelte sie impulsiv durch seine dichten dunklen Locken. »Mach dir keine Sorgen, Stefan. Das mit Gerrit ist wirklich harmlos.« Sie küßte ihn. »Ich liebe dich.«
*
Dr. Scheibler hatte sich aus der Apotheke ein starkes Schlafmittel geholt. Schon seit ein paar Wochen hatte er nicht mehr richtig geschlafen, doch als er die zehn Ampullen jetzt aus der Packung holte, streifte ihn plötzlich ein ganz anderer Gedanke.
Nachdenklich betrachtete er die aufgereihten Ampullen. Damit wäre er alle Sorgen los… Und ohne es wirklich gewollt zu haben, holte er eine Zwanzig-Milliliter-Spritze aus seinem Arzneischrank und zog der Reihe nach den Inhalt von neun Ampullen auf. Erst in diesem Moment wurde ihm bewußt, was er da eigentlich tat. Abrupt stand er auf und entleerte die Spritze in einen alten Joghurt-Becher, bevor er sie nahezu angewidert in den Abfalleimer warf.
»Ich hab’ sie ja wohl nicht mehr alle«, knurrte er sich kopfschüttelnd an, dann holte er eine neue Spritze, steckte eine keimfreie Injektionsnadel auf und zog den Inhalt der letzten noch unangebrochenen Ampulle auf. Das würde reichen, um ihm eine ruhige Nacht zu gewähleisten, und die hatte er bitter nötig.
Gerade als Dr. Scheibler eine Vene an seinem Arm ausgewählt hatte, klingelte es an der Wohnungstür.
»Es ist offen!« rief er.
Im nächsten Moment trat Rabea Gessner ein und erfaßte die Lage mit einem Blick – wie sie zumindest dachte. Sie sah nur die zehn leeren Ampullen und Dr. Scheibler mit der Spritze in der Hand. Offensichtlich war er gerade im Begriff, sich den Inhalt derselben intravenös zu verabreichen.
»Gerrit! Nein!« rief Rabea und war im nächsten Moment neben ihm, um ihm die Spritze aus der Hand zu reißen. »Bist du denn verrückt geworden? Kein Problem kann so schwerwiegend sein, daß man sich deshalb umbringen muß!«
Dr. Scheibler lächelte. »Das hatte ich ja gar nicht vor. Ich wollte nur endlich mal wieder richtig schlafen.« Und dabei verschwieg er, wie nahe er tatsächlich schon daran gewesen war, genau das zu tun, was Rabea jetzt vermutet hatte.
»Und was ist das?« fragte sie und wies auf die zehn leeren Ampullen.
»Vergiß es«, meinte Dr. Scheibler. »Ich war ein paar Minuten lang nicht Herr meiner Sinne.«
»Du wolltest es also doch tun«, vermutete Rabea, während sie sich neben ihn setzte und impulsiv seine Hand ergriff.
Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Nein, Rabea, nicht wirklich. Ich war nur so einsam und dann dieses Schlafmittel… einen Moment lang stellte es für mich eine Versuchung dar, aber dann habe ich wieder zu denken begonnen.«
Erschüttert sah Rabea ihn an. »Gerrit, um Himmels willen, was ist denn bloß passiert?«
Dr. Scheibler seufzte. »Thiersch hat mich gefeuert, das heißt… er hat mich mehr oder weniger gezwungen zu kündigen.«
»Dann ist es also wahr«, meinte Rabea. »Ich wollte es nicht glauben.«
Dr. Scheibler runzelte die Stirn. »Was ist wahr?«
»Daß du dem Oberarzt der
Thiersch-Klinik einen Fehler unterstellen wolltest«, antwortete Rabea.
Fassungslos starrte Dr. Scheibler sie an. »Woher weißt du das denn?«
»Wenn es um so etwas geht, ist München nur ein Dorf«, entgegnete Rabea. »Die Cousine einer Studienfreundin von mir ist Krankenschwester an der Thiersch-Klinik.«
»Und vermutlich hat sie noch mehr Cousinen an anderen Kliniken in München«, warf Dr. Scheibler voller Bitterkeit ein. »Deshalb bekomme ich jetzt eine Absage nach der anderen.«
»Wundert dich das? Meine Güte, Gerrit, welcher Chefarzt will einen solchen Quertreiber schon in seinem Team haben?«
»Danke!« fauchte Dr. Scheibler sie an. »Nur zu deiner Information: Ich bin überhaupt kein Quertreiber! Ich wollte einer Frau helfen und… verdammt, ja, natürlich, ich wollte auch Oberarzt werden.«
»Das vor allen Dingen«, vermutete Rabea. »Schon damals, als wir noch zusammen waren, wolltest du Oberarzt werden. Und es konnte dir gar nicht schnell genug gehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Dein Ehrgeiz wird dich noch mal umbringen, Gerrit.«
»Wenn du mir weiterhin solchen Mut zusprichst, dann mit Sicherheit«, entgegnete Dr. Scheibler bissig. Er wies auf die zehn leeren Ampullen, die noch immer am Tisch standen. »Ich habe das Zeug noch in der Wohnung. Wenn ich es mir jetzt – verschmutzt, wie es inzwischen obendrein ist – intravenös spritze, dann wird jede Hilfe für mich unweigerlich zu spät kommen.«
»Rede keinen Unsinn, Gerrit!« wies Rabea ihn scharf zurecht. »Nur weil du aus der Thiersch-Klinik geflogen bist und nicht gleich wieder Arbeit findest…«
»So, wie es aussieht, werde ich niemals wieder Arbeit finden«, fiel Dr. Scheibler ihr niedergeschlagen ins Wort, »jedenfalls nicht als Arzt.« Er konnte ein trockenes Aufschluchzen nicht unterdrücken. »Und ich will meinen Beruf nicht wechseln! Ich bin nun mal mit Leib und Seele Arzt! Ein einziger Fehler kann mir doch nicht das Genick brechen.«
»Muß es denn unbedingt München sein?« fragte Rabea. »In den umliegenden Kliniken hat es sich bestimmt noch nicht herumgesprochen.«
»Was