Butler Parker 145 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 145 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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      »Ich komme wirklich nicht zufällig vorbei, Mylady«, bekannte Chief-Superintendent McWarden und holte tief Luft, »ich bin verzweifelt und am Ende, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Es macht mir auch nichts aus, daß ich Sie beim Frühstück störe.«

      »Mir schon«, erwiderte Agatha Simpson. Während sie den bulligen und untersetzten Mann musterte, der sich ohne Einladung auf einem Stuhl niederließ und dann trübsinnig zu Boden starrte.

      »Darf man sich erlauben, Sir, Ihnen eine kleine Erfrischung anzubieten?« erkundigte Butler Parker sich höflich und gemessen.

      »Sie sehen doch, Mr. Parker, daß Mr. McWarden nichts wünscht«, sagte die ältere Dame scharf. Lady Agatha, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte, saß in ihrem wallenden Hausmantel am Frühstückstisch im kleinen Salon ihres Hauses in Shepherd’s Market und war wieder mal nicht bereit, unnötige Ausgaben zuzulassen. Sie war zwar eine immens vermögende Frau, doch sie war geradezu berüchtigt für ihre Sparsamkeit, die man allgemein als Geiz bezeichnete.

      »Ich könnte einen Kognak brauchen«, sagte McWarden. Er war der Chef eines Sonderdezernats im Yard und befaßte sich mit Bandenverbrechen. Er war dem Innenministerium direkt unterstellt und Mylady und Butler Parker seit Jahren freundschaftlich verbunden. Normalerweise sah er aus wie eine leicht gereizte Bulldogge, doch an diesem Morgen war er die fleischgewordene Resignation.

      »Sie sind doch hoffentlich nicht gekommen, um sich bei mir zu betrinken, McWarden, oder?« Lady Agatha war nicht bereit, von ihrem kostbaren Kognak zu opfern.

      »Betrinken würde ich mich wirklich am liebsten, Mylady«, gestand McWarden, »doch das bringt einen ja nicht weiter.«

      »Eben«, erwiderte die passionierte Detektivin, »etwas Tee tut es auch.«

      »Das Innenministerium nervt mich seit Tagen«, redete der Chief-Superintendent weiter, »man will endlich Erfolg sehen, doch ich komme einfach nicht weiter. Der Feuerteufel bringt mich noch zur Verzweiflung.«

      »Feuerteufel?« Lady Agatha zeigte plötzlich Interesse. Sie nickte zögernd, als Josuah Parker einen Kognak servierte. Gedankenlos griff McWarden nach dem Schwenker und kippte den Inhalt. Lady Agatha schloß daraufhin erst mal indigniert die Augen.

      »Zügeln Sie endlich Ihre Hemmungslosigkeit, sagte sie dann grollend in Richtung McWarden, »und reißen Sie sich zusammen! Kommen Sie endlich zur Sache, solange Sie noch einigermaßen nüchtern sind.«

      »Ich bin seit Wochen hinter einer Bande her, die von einem Kerl geführt wird, der ›Fackel‹ genannt wird«, sagte der Chief-Superintendent und setzte den Schwenker ab, »es handelt sich um berufsmäßige Feuerteufel, wenn Sie wissen, was ich meine, Mylady.«

      »Ich weiß überhaupt nichts. Aber es klingt gut, was Sie da gerade sagten, nicht wahr, Mr. Parker?«

      »Möglicherweise deutet sich hier ein neuer Kriminalfall für Mylady an«, antwortete Parker. Der Butler, ein alterslos scheinender Mann, groß, fast schlank, gemessen in seinen Bewegungen und von einer Höflichkeit, die man nur als vollendet bezeichnen konnte, wußte sehr genau, wie man das Interesse der älteren Dame, seiner Herrin, wecken konnte.

      Lady Agatha hielt sich für eine begnadete Kriminalistin und nutzte jede sich bietende Möglichkeit, das Verbrechen zu bekämpfen. In solchen Fällen war sie mehr als großzügig, was Geld betraf. Sie war inzwischen aufgestanden und präsentierte sich in ihrer ganzen majestätischen Erscheinung. Lady Simpson war füllig und verfügte über die weit ausholenden Gesten einer Tragödin. Ihre sehr baritonal gefärbte Stimme war selbst dann noch laut, wenn sie flüsterte. Die Ungeniertheit war gefürchtet. Lady Agatha sagte stets das, was sie gerade dachte.

      »Ich werde Ihnen selbstverständlich helfen, wenn Sie Schwierigkeiten haben«, schickte sie voraus, » und die haben Sie ja immer, mein lieber McWarden, nicht wahr? Was wären Sie ohne mich? Nichts als ein normaler Yard-Beamter, der Akten wälzt.«

      »Wurden bereits Brände gelegt, was die erwähnten Feuerteufel betrifft, Sir?« warf Josuah Parker ein, bevor »Sechs Brände«, bestätigte McWarden, »und in allen Fällen handelte es sich um Gebäude, die unter Denkmalschutz standen.«

      »Das hört sich aber recht gut an, nicht wahr, Mr. Parker? Dies scheint etwas für mich zu sein.«

      »Dieser Gedanke, Mylady, drängt sich förmlich auf«, reagierte der Butler in seiner höflichen Art.

      »Millionenverluste sind zu verzeichnen«, redete McWarden fast monoton weiter, »die zuständige Behörde macht mir die Hölle heiß, wie Sie sich vorstellen können.«

      »Es schadet Ihnen gar nichts, mein lieber McWarden, wenn man Sie etwas auf Trab bringt«, stellte die ältere Dame süffisant fest, »Sie neigen zur Trägheit, wenn eine gute Freundin Ihnen dies mal in aller Offenheit sagen darf.«

      »Sagen Sie mir, was Sie wollen«, antwortete der Chief-Superintendent, aber schalten Sie sich ein!«

      Während McWarden dies sagte, blicke er ausschließlich Josuah Parker an, auf den es schließlich ankam. Der Butler allein verfügte über die Fähigkeiten, die McWarden erwartete. Agatha Simpson hingegen, war für jedes Chaos gut.

      »Ich werde diesen Fall lösen«, meinte die resolute Detektivin großzügig, nicht wahr, Mr. Parker?«

      »Mylady dürften ihn bereits gelöst haben«, versicherte der Butler in seiner gewohnt höflichen Art, die aber keineswegs untertänig wirkte, »die Herren Gangster wissen dies nur noch nicht.«

      *

      »Nur keine Umstände, junger Mann«, sagte Lady Agatha bereits eine Stunde später und nickte huldvoll. Sie befand ich zusammen mit ihrem Butler im Amt für die britische Denkmalpflege und war nach kurzer Anmeldung sofort vom Sekretär der Vereinigung empfangen worden. Der Vierzigjährige hieß James Stokers, war mittelgroß, schlank und auffallend bemüht um Agatha Simpson, die dieses Amt jährlich mit einer ansehnlichen Summe unterstützte.

      »Darf ich Ihnen wirklich nichts anbieten, Mylady?« erkundigte sich Stokers. Er verfügte über sehr gute, fast zu glatte Manieren. Er war die bemühte Aufmerksamkeit in Person.

      »Nun gut, junger Mann«, erwiderte die ältere Dame, »ich hoffe, Sie haben einen recht guten Sherry.«

      James Stokers stürzte auf einen Wandschrank zu, öffnete ihn und holte eine Karaffe hervor. Anschließend füllte er ein normales Sherryglas mit der angenehmen Flüssigkeit. Lady Agatha schaute mißtrauisch zu und räusperte sich explosionsartig, als Stokers mit dem Einfüllen aufhörte, nachdem das Glas halb gefüllt war.

      »Genieren Sie sich nicht«, meinte sie grollend, »Sie wollen mich doch hoffentlich nicht verdursten lassen, wie?«

      James Stokers goß hastig nach, reichte der Lady dann das Glas und trat erwartungsvoll zurück. Die ältere Dame schnupperte, setzte das Glas an ihre Lippen und... ließ den Sherry mit einem Schluck verschwinden.

      Der Sekretär des Amtes für britische Denkmalpflege war tief beeindruckt.

      »Ich kenne selbstverständlich besseren Sherry«, meinte die ältere Dame inzwischen, »aber zur Not tut es der hier auch, junger Mann. Sie dürfen nachgießen.«

      »Mylady hegen ein gewisses Interesse an jenen denkmalgeschützten Bauten, Mr. Stokers, die ein Raub der Flammen wurden«, ließ Josuah Parker sich vernehmen, während Stokers hastig nachfüllte, »Mylady sind nicht geneigt, weitere Brände zuzulassen.«

      »Ich verbitte mir

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