Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha
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Bettina sieht sich in die Enge getrieben. Sie überlegt fieberhaft.
»Stimmt in deiner Ehe nicht alles, Betty? Sag es mir, dich bedrückt doch etwas.«
Mit Bettinas Beherrschung ist es vorbei. Sie kniet vor ihrer Mutter nieder und legt ihren Kopf in deren Schoß. Ihr Körper wird von bitterlichem Weinen geschüttelt. Franziskas Hände streicheln über den
dunklen Kopf ihres Kindes. Sie ist bis ins Herz erschrocken. Aber sie wartet geduldig, bis Bettina zu sprechen beginnt.
Wie ein Sturzbach fließen die Worte über ihre Lippen.
»Ich wollte es dir nicht sagen, Mama, um dich nicht aufzuregen. Aber ich muß es einem Menschen sagen. Jürgen quält mich, ist brutal zu mir – und er betrügt mich. Dabei erwarte ich ein Kind. Ein Kind von dem Mann, den ich aus tiefster Seele verachten gelernt habe. Soll sich mein Kind seines Vaters schämen? Ich wollte, ich wäre tot.«
»Bettina!« ruft Franziska entsetzt aus und hebt ihren Kopf empor. Die Hände zittern ihr dabei. »Wie kannst du so etwas sagen! Komm, rück deinen Sessel zu mir und laß dir eine andere Geschichte erzählen. Vielleicht tröstet es dich.«
Sie sucht nach einem Anfang. Sie ist völlig verwirrt. Alles hätte sie geglaubt, nur das nicht. Wie sehr muß Bettina heimlich gelitten haben!
Die Dämmerung fällt in das Zimmer. Die Fenster sind weit geöffnet, denn es war ein heißer Tag. Es kommt süßer Duft von draußen. Der Wind fächelt leicht durch die Bäume.
Franziska von Wellings Gedanken wandern zurück in die Vergangenheit. Während die Dämmerung sie einspinnt, beginnt sie mit leiser Stimme zu erzählen.
»Ich war so jung wie du, Betty, als ich deinen Vater heiratete. Er hieß allgemein ›der schöne Welling‹. Überall, wo er auftauchte, gewann er durch seine Erscheinung Freunde, und man beneidete mich um diesen Mann. Keiner wußte, was ich an der Seite dieses Mannes leiden mußte.
So ahnungslos wie ich war, dauerte es sehr lange, bis ich dahinterkam, daß er spielte und trank und viele Frauen neben mir hatte. Ich war damals wahnsinnig vor Verzweiflung. Nach außen hielt ich die Ehe aufrecht, aber ich war todunglücklich. Mein Leben bedeutete mir nichts mehr. Alles war leer in mir. Da merkte ich, daß ich ein Baby erwartete, und ich fand zu mir zurück.
Meine Freude war unbeschreiblich. Selten ist ein Kind so herbeigesehnt worden wie du, Betty. Der Gedanke an das werdende Kind ließ mich alles ertragen. Er machte mich stark und unabhängig von deinem Vater. Nie hätte ich es dir erzählt, wenn sich nicht das gleiche Schicksal nun an dir erfüllen würde.
Eines Tages brachte man deinen Vater tot ins Haus. Bei einem tollen Ritt war er gestürzt und ums Leben gekommen. Ich weinte nicht. Tränen hatte ich in meiner Ehe genügend vergossen. Es stellte sich heraus, daß er das Gut vernachlässigt hatte, daß er mit dem Geld nur so um sich geworfen hatte. Zusammen mit dem Verwalter haben wir nach einem Ausweg gesucht, haben die Bücher durchgesehen und versucht zu retten, was zu retten war. Es waren erhebliche Schulden da. Ich setzte mich mit den Gläubigern in Verbindung und kam mit ihnen überein, daß sie in Kürze ihr Geld erhalten würden. Alles gab ich hin. Der Verwalter half mir beim Verkauf. Die Gläubiger erhielten ihr Geld.
Ich dachte dabei immer nur an das zu erwartende Kind. Wenn es auch arm geboren werden würde, so sollte es wenigstens einen Namen haben, an dem kein Makel haftet.
Ich räumte das Haus, nahm nur die mir liebgewordenen Sachen mit.
Ich bezog eine kleine Wohnung, die Wohnung, in der du geboren wurdest. Das kleine Kapital, das mir verblieben war, legte ich für dich, für deine Erziehung an. Ich arbeitete, bis meine Stunde kam. Du hast mich beinahe das Leben gekostet. Aber als man mir dich in den Arm legte, da waren alle Schmerzen vergessen. Es war die glücklichste Stunde meines Lebens.«
Franziska von Welling ließ eine Pause eintreten und sah Bettina liebevoll in die weit aufgerissenen Augen.
»Und weißt du auch, woher ich die Kraft zu alledem genommen habe? Aus dem unerschöpflichen Born der Mutterliebe. Und so wird es auch dir gehen, Liebling. Du wirst dein Los tapfer tragen, wie ich es auch tragen mußte, ohne zu murren oder zu wehklagen.
Du hast mir das Leben durch deine Liebe vergoldet, Kind. Alles, was ich gelitten habe, hat sich gelohnt. Heute bin ich alt und abgeklärt und stehe über den Dingen. Du bist jung und lehnst dich gegen das dir aufgezwungene Schicksal auf, was nur zu verständlich ist. Denk an dein Kind, Betty, und du wirst stark und tapfer werden.«
Erschöpft läßt Franziska den Kopf zurücksinken. Bettina umarmt sie zärtlich. Sie weint. Ihre Tränen fließen auf die Wange der Mutter.
»Mama, liebe, geliebte Mama, das hast du alles für dich behalten? Die ganzen Jahre? Jetzt weiß ich, woher dein Herzleiden kommt! Ich danke dir, daß du mir die Augen geöffnet hast. Ich werde deinem Beispiel folgen, Mama. Arme, liebe Mama. Nun hast du dich aufgeregt – und alles meinetwegen.«
Franziska streichelte Bettinas Hände. »Wenn ich dir einen kleinen Trost geben konnte, dann ist alles gut, Kind. Muß ich mich jetzt noch um dich sorgen? Ist dir dein Leben noch immer nichts wert?«
»Verzeih, Mama, meine Worte kamen aus tiefster Verzweiflung. Ich schäme mich jetzt. So stark, wie du einst warst, will auch ich werden, das verspreche ich dir. Soll ich Rika rufen, damit sie dich zu Bett bringt? Ich bleibe dann noch ein wenig bei dir sitzen. Du siehst sehr müde aus.«
Tiefe Besorgnis sprach aus Bettinas Worten, aber auch der feste Wille, ihr Schicksal zu meistern.
*
Nach dem Abendessen sitzen Bettina und Rudolf Kröger am Kamin. Die seidenbeschirmte Stehlampe wirft trauliches Licht in den behaglich eingerichteten Wohnraum. Jürgen ist nicht da.
Sie unterhalten sich. Allerdings ist Kröger derjenige, der die Unterhaltung fast allein führt. Bettina
ist nachdenklich, wie geistesabwesend.
Plötzlich unterbricht sie ihren Schwiegervater.
»Ich muß dir etwas sagen, Papa.«
»Ja, Betty.« Er sieht sie erwartungsvoll an. In ihren Augen steht ein Leuchten, wie er es selten bei ihr gesehen hat.
»Ich bekomme ein Kind.«
Kröger ist zunächst sprachlos, dann bricht es aus ihm hervor.
»Ein Kind, Betty? Ist das wirklich wahr?« Und als Bettina nickt, erhebt er sich und zieht Bettina mit sich aus ihrem Sessel. Er bettet ihren Kopf an seine Brust. »Ach, Betty, daß ich das noch erleben kann. Ein Kind! Ich bin überglücklich, Betty. Nein, diese Freude… Weiß es Jürgen?« fragt er.
Sie schüttelt den Kopf. »Weiß ich denn, wie er es aufnehmen wird? Es kann sein, daß es ihm lästig
ist.«
»Du mußt es ihm aber sagen«, drängt Rudolf Kröger. »Vielleicht ändert er dadurch sein Leben.«
»Wenn du meinst.«
Er drückt sie sanft auf ihren Sessel zurück und schellt