Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha
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Читать онлайн книгу Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman - Karin Bucha страница 6
Er nimmt Bettinas Hände. »Das müssen wir feiern. Wir beide ganz allein. Wer weiß, wo sich mein Herr Sohn herumtreibt, wahrscheinlich bei seiner Höllenmaschine…«
Er verstummt. Bettina sieht ihn groß an.
»Was meinst du damit, Papa?«
Er versucht, seine Worte zu bagatellisieren, doch angesichts der klaren Augen Bettinas gelingt es ihm schlecht.
»Ach, ich habe da neulich ein Gespräch aufgefangen.«
Jetzt weiß Bettina Bescheid. »Ich kenne diese Höllenmaschine, Papa, ich habe sie sogar gesehen, mit Jürgen Arm in Arm.«
»Du hast… Und du hast kein Wort verlauten lassen, Kind?« Er sieht sie mit Bewunderung an.
»Meine Ahnung hat sich nur bestätigt, Papa. Es hat mich dennoch fast zur Verzweiflung getrieben, aber dann dachte ich an das Kind – und schwieg.«
Das Mädchen bringt den Sekt und die Gläser, diese kostbaren, feingeschliffenen Gläser. Kröger schenkt ein. Er hebt sein Glas gegen Bettinas.
»Auf dein Wohl, Kind, auf deine Gesundheit«, sagte er herzlich.
Bettina nimmt einen herzhaften Schluck und setzt das Glas ab. »Du bist wunderbar, Papa. Wenn ich dich und Mama nicht hätte…«
Kröger trinkt den Rest der Flasche aus.
»Und jetzt spielst du mir etwas vor, Betty, ja, willst du?«
»Gern, Papa.«
Sie gehen in den Musiksalon, wo der große, glänzende Bechsteinflügel steht.
Bettina hat nur die Wandbeleuchtung angeknipst. Kröger läßt sich so nieder, daß er Bettina beim Spiel beobachten kann.
Er sieht die Andacht auf den feinen Zügen, sieht die roten Lichter in dem wie gelackt wirkenden
dunklen Haar, sieht die ganze liebliche Erscheinung.
Jürgen ist der größte Idiot, der jemals gelebt hat, sinnt er, dann lauscht er den Melodien, die unter Bettinas schlanken Händen aufklingen und die Kröger in eine feierliche Stimmung bringen.
Bettina spielt und spielt, alles, was ihr Herz bedrückt, setzt sie in Töne um. Das singt und klingt, das steigert sich und sinkt zu den zartesten Tönen herab.
Als sie die Hände von den Tasten nimmt, erhebt sich Kröger. Er geht zu Bettina und legt seine Hand um ihre Schulter. »Es war wie eine Feierstunde. Wie lange ist es her, daß du gespielt. Das werden wir öfter wiederholen, Betty. Du wärest eine gute Pianistin geworden.«
Bettina lächelt ihn glücklich an. »Leider waren wir arm, Papa, und hatten kein Geld für meine Ausbildung.«
»Und jetzt gehn wir schlafen, Kleines. Es war ein sehr schöner Abend. Ich danke dir.«
Es sollte das letzte Mal gewesen sein, daß er Bettina am Flügel erlebte.
Drei Tage später sitzen sie auf der Terrasse. Über ihnen blinkt und glitzert es. Ein Millionenheer von Sternen. Rosenduft liegt in der Luft.
»Es ist so friedlich«, sagt Kröger und nimmt sein Weinglas zur Hand. »Du ahnst nicht, wieviel Freude du in mein Leben gebracht hast…«
Und dann kommt nichts mehr. Nur das Klirren des Glases auf den bunten Steinen ist zu hören. Ein Herzschlag hat Rudolf Krögers Leben beendet.
*
Bettina irrt nach der Beerdigung wie verloren durch das große Haus. Sie kann den schnellen Tod ihres Schwiegervaters immer noch nicht begreifen.
Sie weint viel, und wäre ihre Mutter nicht gewesen, die sie tröstet und aufrichtet, der Verlust des so sehr von ihr verehrten Mannes hätte sie umgeworfen.
Franziska von Welling bleibt vorläufig im Haus. Jürgen ist es recht. Er treibt es toller denn je.
In der Fabrik ist er jetzt der Herr. Rudolf Kröger war nicht dazu gekommen, Bettina finanziell von Jürgen unabhängig zu machen, wie es in seiner Absicht gelegen hat-
te.
Und Jürgen hält Bettina sehr knapp. Das Wirtschaftsgeld händigt er der Köchin Hermine aus. Es macht Bettina nichts aus. Sie ist bescheiden.
Mit wachsender Besorgnis sieht sie seinem Treiben zu. Um die Fabrik kümmert er sich wenig. Er zieht nur immer häufiger Gelder aus ihr heraus.
Eines Tages läßt sich der Prokurist Heinrich bei ihr melden.
Er bereut, daß er gekommen ist, als er bemerkt, daß die junge Frau ein Kind erwartet.
»Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Heinrich«, fordert Bettina den jahrelangen Mitarbeiter ihres Schwiegervaters auf.
»Danke.« Er zögert immer noch, und Bettina muß ihn erst zum Sprechen ermuntern. »Ich weiß nicht, ob es recht von mir ist, Sie mit geschäftlichen Dingen zu belästigen. Aber es geht um das Werk Ihres verehrten Schwiegervaters. Herr Kröger handelt unverantwortlich. Er entzieht der Fabrik immer mehr Gelder, und ich weiß nicht, woher ich sie nehmen soll. Wir haben unseren Bankkredit schon überzogen. Können Sie nicht auf Ihren Gatten einwirken?«
Bettina preßt die Hände im Schoß zusammen.
»Ich habe es mir gedacht«, flüstert er. »Aber was kann ich dabei tun, wenn er nicht einmal auf Sie hört? Sie werden ihn doch sicherlich auf den Ernst der Lage aufmerksam gemacht haben.«
»Und wie oft«, beteuert Heinrich. »Es hat nichts gefruchtet.«
Bettina überlegt. »Gut, Herr Heinrich, ich will versuchen, meinem Mann ins Gewissen zu reden. Ich danke Ihnen jedenfalls, daß Sie zu mir gekommen sind.«
Bettina treibt es wieder ruhelos durch das Haus. Jürgen ist zwei Nächte nicht heimgekommen. Wo soll sie ihn finden? Sie muß mit ihm reden. Sie glaubt, ein Argument zu besitzen, das ihn vom Abgrund zurückreißen könnte.
Endlich, am dritten Tag, begegnet sie ihm. Sie tritt ihm entgegen, diesmal furchtlos.
»Ich möchte mit dir sprechen, Jürgen«, sagt sie bestimmt, und unwillkürlich von ihrem Ton betroffen, folgt er ihr.
»Heinrich war bei mir«, fährt sie fort und blickt ihn aus ihren Veilchenaugen groß an. »Es steht schlecht um die Fabrik. Jürgen, kannst du dein Leben nicht ändern und versuchen zu arbeiten? Es geht um das Werk deines Vaters.«
»Was geht dich das an?« braust er auf.
Bettina läßt sich nicht beirren. »Du mußt etwas unternehmen, wenn nicht für dich, dann für unser Kind.«
Er sieht in diesem Moment töricht aus, muß Bettina denken. Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen und durchwühlt sein Haar.
»Noch ein Esser mehr im Hause«, kommt es endlich gehässig aus seinem Mund.
Bettina richtet sich höher auf.