Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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      Sie merkt, wie Bettinas Körper steif wird. Sie läßt die Hände sinken und blickt in zwei geweitete Augen, in denen ungläubiges Staunen liegt.

      »Willst du damit sagen, daß…«

      Franziska nickt eifrig. »Ja, Kind. Jürgen fuhr wie ein Wilder…«

      »… und Jürgen war total betrunken«, vollendet Bettina bitter.

      Eine Weile herrscht Schweigen. Ängstlich beobachtet Franziska ihre Tochter. Die Wimpern flattern, ein Zeichen von Erregung bei Bettina.

      »Bei Gott, Mama, das habe ich Jürgen nicht gewünscht. Nein, auf gar keinen Fall, was er mir auch angetan hat.«

      Franziska ist beunruhigt. »Nun mach dir um Himmels willen keine Vorwürfe, Kind. Schuld daran trägt die Raserei Jürgens und seine Trunkenheit.«

      »Ja, natürlich.« Das klingt sehr abwesend. Bettina sitzt da wie ein wehrlos getroffenes, verängstigtes Kind. So schnell kann sie das auch nicht fassen. Großes Mitleid erregt ihr Herz.

      »Bettina!« Das klingt ängstlich. Bettina lächelt schmerzlich.

      »Wie gut, daß das meinem Schwiegervater erspart geblieben ist.« Sie schüttelt den Kopf. »Beide Kröger in kurzer Zeit.« Und dann geht es wie ein Ruck durch ihren Körper: »Und wie steht es in der Fabrik, Mama? Wer hat die Führung übernommen? Einer muß doch über dem Ganzen wachen.«

      Franziska streicht über Bettinas schwarzglänzende kurze Locken. »Keine Sorge, Liebes, ein sehr tüchtiger Kaufmann, ein Freund Jürgens, hat die Zügel in die Hand genommen.«

      »Ein Freund Jürgens?« Bettinas Mund verzieht sich verächtlich. Er mag nicht viel besser sein, als Jürgen es gewesen ist, denkt sie. Vielleicht gibt er dem Werk ihres Schwiegervaters noch den Rest.

      Franziska liest die Zweifel aus Bettinas Zügen.

      »Doch, doch, Kind, du kannst es mir glauben. Er ist sehr tüchtig und zuverlässig. Er wartet nur darauf, daß er dir seine Aufwartung machen darf und dir über die geschäftlichen Dinge berichten kann. Fühlst du dich dazu imstande?«

      »Ja, Mama, laß ihn kommen. Je früher ich es hinter mich gebracht habe, um so besser.«

      Eiligst geht Franziska von Welling ans Telefon und verbindet sich mit Achim Wattenberg.

      *

      Bettina ist ins Haus gegangen, um sich für den Besucher umzuziehen, für diesen Übermenschen – oder ist er ein Scharlatan, der ihre weise Mutter verhext hat?

      Nachdem sie ein dunkelgraues Kleid, kostbar im Stoff und apart im Schnitt, übergestreift hat, ihre kurzen Locken gebürstet sind, betrachtet sie sich aufmerksam im Spiegel. Hm! Sie sieht sehr blaß aus, jämmerlich elend, und so fühlt sie sich auch. Wer weiß, was ihr jetzt noch bevorsteht. Sie zieht die Lippen mit dem Stift nach. Da klopft auch schon Lucie und meldet Achim Wattenberg.

      »Führen Sie Herrn Wattenberg in den großen Salon.«

      Lucie verschwindet wieder. Bettina holt ein paarmal tief Luft, und dann geht sie hinterher.

      Der große Salon liegt zu ebener Erde, und seine breiten Fenster münden auf die Terrasse. An einem dieser Fenster steht eine große Männergestalt mit dem Rücken zur Tür.

      Leise betritt Bettina den Raum. So leicht der zierliche Frauenfuß auch auf den Teppichen aufsetzt, Wattenberg hört es und dreht sich schnell um.

      »Ach!« Bettina preßt wie ein Kind beide Hände gegen den Mund und starrt den Mann, den sie in Gedanken eben noch verächtlich abgetan hat, fassungslos an.

      Auf Seiten Wattenbergs gibt es keine Überraschung, nur Freude, sie gesund und schöner denn je vor sich zu sehen.

      Das blasse, süße Gesicht hat er nie reizvoller gefunden als mit diesem hilflosen Ausdruck.

      Er verneigt sich tief vor ihr und lächelt ihr wie einem guten Kameraden zu. Er will die Verlegenheit überbrücken, mit der Bettina offensichtlich zu kämpfen hat, und er ist auch nicht so geschmacklos, ihr sein Beileid auszudrücken.

      »Bitte.« Mit zitternder Hand weist Bettina auf die Sesselgruppe und nimmt selbst Platz. Wattenberg legt die mitgebrachte Aktenmappe vor sich auf den Tisch. Da findet sie ihre Fassung wieder. Sie lächelt noch etwas verkrampft. »Meine Mutter hat mir Wunderdinge von Ihrer Tüchtigkeit erzählt. Ich glaube, das Schicksal hat Sie ausersehen, mir in schweren Stunden beizustehen.«

      Und jetzt läßt auch ihr Gedächtnis sie nicht mehr im Stich. Es waren seine hellen ehrlichen Augen, die sie nach ihrem Sturz erblickte. Also war er in jenen Nachtstunden hier im Hause!

      Als könne er ihre Gedanken erraten, erzählt er von sich, und wie er damals gegen seinen Willen gezwungen wurde, mit hierherzukommen. Er verschweigt ihr jedoch, daß er es war, der sie gefunden hatte, während Jürgen davongelaufen war. Einem Toten sagt man nichts Böses nach.

      »Und dann kam Dr. Werner mit der alarmierenden Nachricht von dem Unglück. So bin ich hier ein und aus gegangen, während Sie im Fieber lagen, und habe mich nützlich gemacht.«

      Seine ernsten, durchdringenden Augen halten sie in Bann. Sie lauscht seiner dunklen Stimme, die sonor und kraftvoll klingt. Merkwürdig. Sie glaubt ihm jedes Wort.

      Mit einem kleinen Lächeln neigt er sich etwas vor.

      »Und nun muß ich gleich mit einer Beichte beginnen. Ich habe eine Eigenmächtigkeit begangen.«

      Sie sieht ihn erwartungsvoll an.

      »Ich habe den Prokuristen Heinrich wieder auf seinen alten Posten gestellt…«

      »Das haben Sie getan?« unterbricht sie ihn, und über ihr Gesicht zieht ein Strahlen. Sie reicht ihm die Hand. »Dafür danke ich Ihnen. Ich hätte es nicht anders gemacht.«

      Er drückt die schmale, kalte Hand und hätte sie am liebsten zwischen seinen Fingern gewärmt. Es ist doch ein bißchen viel auf einmal, was auf sie hereinstürmt, überlegt er.

      »Vielleicht verschieben wir meinen geschäftlichen Vortrag auf ein andermal. Mir scheint, es ist zu anstrengend für Sie.«

      Sein Vorschlag kommt ihren Wünschen entgegen. Sie möchte den Menschen Wattenberg kennenlernen. Aber sie weiß jetzt schon, daß bei ihm alles in besten Händen liegt.

      »Schön, Herr Wattenberg. Ich komme übrigens gern ins Werk. Mir geht es auch darum, Heinrich zu sehen und zu sprechen. Darf ich Sie jetzt zu einer Tasse Kaffee, Tee oder Erfrischung auf die Terrasse bitten?«

      »Gern.«

      Franziska hat ähnliches erwartet und bereits den Tisch decken lassen. Sie kennt ihre Tochter.

      »Schön, daß du Herrn Wattenberg mitgebracht hast, Liebes.«

      Bettina und er wechseln einen kurzen, verständnisvollen Blick. Daß sie sich schon länger kennen, bleibt ihr Geheimnis.

      Sie sitzen da wie eine kleine Familie, huscht es Wattenberg durch den Sinn. Wäre er früher einer Frau wie Bettina begegnet, könnte es Wirklichkeit sein.

      »Sie

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