Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Wie Sie wollen.« Er verneigt sich kurz und geht. Langsam kehrt sie zu ihrem alten Platz zurück, zündet sich hastig eine Zigarette an und starrt nachdenklich zu Boden. Hat sie nun eine Niederlage erlitten – oder er? Sie hätte sich wenigstens über die Höhe der angebotenen Summe orientieren lassen können.
Nun ist es zu spät. Aber sie hat das ganz bestimmte Gefühl, daß sie Wattenberg nicht das letztemal gesehen hat.
*
Bisher hat Wattenberg infolge Zeitmangel an keiner Festlichkeit teilgenommen, nur die notwendigen Besuche gemacht. Natürlich wird er überall mit offenen Armen aufgenommen, vor allem da, wo es heiratsfähige Töchter gibt. Belustigt hat er zur Kenntnis genommen, daß man ihm die mehr oder weniger hübschen Mädchen förmlich präsentiert.
Bankier Robert Listner hat ihn heute noch einmal telefonisch gebeten, an seinem Gartenfest teilzunehmen, und er hat schließlich zugesagt.
Listner ist ein gutaussehender Fünfziger, Witwer und kinderlos. Er liebt schöne Frauen und ist dafür bekannt. Außerdem hat er Humor und ist eine allgemein beliebte und geachtete Persönlichkeit.
Und diesem Mann hat Wattenberg soeben seine Zusage zur Gartenparty gegeben.
Von Nana hat er nichts wieder gehört. Noch nichts! Aber das beruhigt ihn nicht. Wenn sie mit einem Anwalt gesprochen hatte, würde sie sich schon melden.
Diese alljährlich gegebene Gartenparty ist sozusagen der Schlußstrich unter eine Reihe von Festlichkeiten und gleichzeitig der Abschluß des Sommers.
Es ist ein heißer Tag gewesen, und der Abend schwül. Wattenberg zieht einen sehr eleganten hellgrauen Anzug an. »Zwanglos, ganz zwanglos«, hat Listner ihm noch durch den Draht zugerufen. »Kommen Sie mir ja nicht im Abendanzug an.«
Daran muß er jetzt denken, während er sich fertig macht. Noch einen Blick auf die Uhr. Er kommt wie immer zu spät. Nie kann er sich frühzeitig genug von seinen Geschäften losreißen.
Dann fährt er zu dem bekannten Grundstück hinaus, das nur ein paar Straßen weiter als das Haus der Krögers liegt.
Mit einem Blick übersieht Wattenberg die festlich beleuchtete Halle. Auch die angrenzenden Gesellschaftsräume sind geöffnet. Hier haben sich die älteren Herrschaften niedergelassen, versuchen, durch die geöffneten Türen einen Blick auf die tanzende Jugend zu erhaschen, oder sie haben sich tiefer zurückgezogen und machen ein Spielchen.
Da hat er den Hausherrn erblickt. Er steuert auf ihn zu, aber sein Fuß stockt, als habe ihn einer herumgerissen. Das war doch nicht möglich. Wie kam diese Frau in diese Gesellschaft?
Im selben Augenblick hat Listner ihn entdeckt und kommt auf ihn zu, begrüßt ihn herzlich und führt ihn dem kleinen Kreis zu.
»Die Herrschaften kennen Sie ja alle, Wattenberg. Nur diese junge Dame ist Ihnen noch nicht bekannt.« Er stellt vor: »Achim Wattenberg – Frau Wolters.«
»Sehr erfreut«, sagt sie und streckt ihm mit einer lässigen Handbewegung die Rechte entgegen. In der Linken hielt sie das dünne Sektglas. Ein breiter wippender Hut beschattet geheimnisvoll ihr hübsches Gesicht. Die duftige Kleiderwolke ist in der Farbe genau mit ihren Augen abgestimmt.
Wattenberg ist wütend, daß sie ihn zwingt, die Komödie mitzuspielen. Auch die Hand muß er ihr geben.
Im Nu hat er sich jedoch wieder gefangen. Er spricht kein Wort mit ihr, begrüßt die anderen und geht dann mit dem Hausherrn etwas abseits.
»Schöner Rummel, nicht?« lacht Listner zu Wattenberg auf, der ihn um ein Stück überragt. »Hatten Sie schon etwas zu trinken?« Er strahlt über das ganze gutmütige Gesicht, wie stets, wenn er weiß, seine Gäste amüsieren sich gut bei ihm.
Er winkt dem nächststehenden Diener zu, nimmt zwei Gläser vom Tablett und dreht sich Wattenberg zu. »Sekt – oder etwas Scharfes?«
»Etwas Scharfes wäre mir lieber.«
Listner stellt die beiden Sektkelche zurück und fragt: »Wie wäre es mit Whisky pur?«
»Das wäre gerade richtig.« Sie bekommen ihren Whisky und trinken sich zu.
»Sie kommen reichlich spät, mein Lieber. Haben Sie schon etwas zu sich genommen? Drüben ist das Büfett aufgebaut. Nehmen Sie nach Herzenslust.«
»Danke, später«, lehnt Wattenberg vorläufig ab. »Trinken wir lieber noch was.«
Sie bekommen noch einen Whisky und trinken sich wieder zu. Listner macht eine diskrete Kopfbewegung zu Nana. »Was sagen Sie zu meiner neuen Bekanntschaft? Ist sie nicht eine Bereicherung jeder Gesellschaft?«
Ach, du ahnungsloser Engel! denkt Wattenberg. Er muß aber etwas antworten. So meint er gleichgültig: »Sie sieht gut aus.«
Listner scheint von der Antwort nicht recht befriedigt. Dann hat er begriffen. Er lacht fröhlich auf. »Ich hatte vergessen, Wattenberg, daß Sie immer noch keinen Respekt vor den Frauen haben und sich möglichst fern von ihnen halten.«
Wattenberg verzieht das Gesicht zu einem Grinsen. »Nur vor einer bestimmten Sorte laufe ich davon, mein lieber Listner. Vor meiner Tante Mary und vor hochexplosiven Wesen.«
Listner lacht wieder auf. »Immer noch nicht das Kriegsbeil mit Tante Mary begraben? Vor Tante Mary würde sogar ich die Waffen strecken.«
»Nun, Sie wissen ja, warum ich nicht heiraten kann. Eine junge Frau kann ich Tante Mary nicht vor die Nase setzen. Sie würde sie glatt zermalmen. Ins Altersheim würde sie niemals gehen, auch bin ich es dem Andenken meiner Mutter schuldig, sie bei mir zu behalten. Komisch, wie zwei Menschen so grundverschieden sein können. Meine Mutter war die sanfteste und verständnisvollste Frau. Sie verbreitete Gemütlichkeit und Wärme um sich…«
»Wovon sogar noch ich profitiert habe«, fällt Listner ihm ins Wort. »Früher liebte man den heimischen Herd. Heute gibt man Partys mit Massenabfütterungen.« Er zuckt mit den Schultern. »Na ja, etwas muß der Mensch ja haben.«
»Ja, etwas muß der Mensch haben«, wiederholt Wattenberg, und er sieht einen Frauenkopf vor sich mit Haaren so schwarz wie japanischer Lack, und Augen vom reinsten Veilchenblau.
Listner erhebt sich. »Sie entschuldigen mich, Wattenberg. Ich muß mich auch um die anderen kümmern. Wir sehen uns noch.«
Langsam geht Wattenberg den anderen Räumen zu. Den älteren Herrschaften fühlt er sich am meisten verbunden. Er bleibt hier und da plaudernd stehen, frischt alte Erinnerungen auf und geht weiter.
Im vorletzten, etwas kleineren Zimmer trifft er auf die Frau des Justizrates, eines Mannes, den er persönlich sehr schätzt, und auf die Frau des Amtsgerichtsrats. Er lächelt grimmig vor sich hin.
Da waren doch glücklich die größten Klatschbasen des Ortes beisammen! Er tritt näher und stutzt. Deutlich glaubt er Bettinas und seinen Namen gehört zu haben. Was nun folgt, kann seinen Ohren einfach nicht entgehen.
»Ja – und