Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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brummigen, sie maßlos reizenden Unterton.

      »Ich möchte lieber tanzen«, sagt sie. Und bald wiegt sie sich in seinen Armen. An einem der Seitentische lehnt Frank Bendler. Er hat die kleine Gesellschaft eintreten sehen. Sein von Alkohol umnebeltes Hirn sieht nur Marlies, die rotblonde Marlies mit den graugrünen Augen und der grazilen Gestalt.

      Er hockt in sich zusammengesunken, ein unheimliches Glühen in den Augen. Die vier Menschen ahnen nicht, daß sich im Innern des Mannes ein furchtbarer Kampf abspielt, daß ihn Grauen packt und dann ein schier berauschendes Glücksgefühl.

      Marion ist zurückgekehrt! Marion, seine Marion!

      Er muß erst die Lähmung überwinden. Gerade als die Paare wechseln und Karsten mit Marlies zu einem schwermütigen Tango über die Tanzfläche gleiten, taumelt er empor und torkelt auf die Tanzfläche.

      Eva-Maria und William sitzen am Tisch und verfolgen gedankenvoll den Tanz. Plötzlich sehen sie sich in stummem Entsetzen an. »Das ist Bendler«, stößt Reincke hervor und läßt keinen Blick von dem, was sich da auf der Tanzfläche abspielt.

      Frank Bendler wankt die paar Schritte vorwärts. Mit den Armen rudert er und schiebt rücksichtslos die Tanzenden zur Seite, bis er vor dem erstaunt aufblickenden Karsten und Marlies steht.

      Er zwingt sie mit einer herrischen Bewegung zum Stillstehen. Karsten sieht, in welcher Verfassung der Betrunkene sich befindet und will ihm gut zureden, doch Bendler schiebt ihn brüsk beiseite.

      Er sieht unheimlich aus, mit den wirr in die Stirn fallenden dunklen Haaren, den wie im Fieber glühenden Augen und der schwankenden Gestalt. Ängstlich schmiegt Marlies sich an Karsten.

      »Was will der Mann von mir?« flüstert sie, von Entsetzen gepackt, denn der unheimlich glühende Blick des Fremden läßt sie nicht los.

      »Marion!« stöhnt Bendler, und seine Hände greifen nach Marlies. »Bist du wiedergekommen?« Es klingt wie ein Schluchzen. »Also hast du mich doch nicht vergessen?«

      »Bendler«, warnt Karsten leise, aber entschlossen. »Lassen Sie den Blödsinn. Sie verwechseln die Dame.«

      Bendler schiebt mit ungewöhnlicher Kraft den Arm Karstens von sich. Er schließt die Augen zu einem schmalen Schlitz.

      »Sie wollen mir Marion rauben? Das lasse ich nicht zu. Sie gehört mir. Sie hat es mir gesagt, und ich glaube daran. Marion ist wiedergekehrt – Marion ist da – denkt er in seinem Delirium und drängt sich dichter an die wie erstarrte Marlies heran.

      »Marion«, bettelt er. »Willst du mit mir tanzen? Bitte, tanz mit mir. Kennst du diesen Tango noch? Wir haben ihn zuerst getanzt. Es war, als wir uns kennenlernten. Ich habe dich sofort geliebt. Ach, Marion.«

      »Sie sind betrunken«, herrscht Karsten ihn an. Er bemerkt, wie die anderen Paare sich um sie scharen. Nur die Musik spielt leise weiter, die Melodie, die alle Erinnerungen in Bendler wachgerufen haben.

      Karsten versucht, mit Marlies den Kreis zu durchbrechen. Aber Bendler stellt sich abermals in den Weg.

      »Hände weg von Marion«, schreit er, seiner Sinne nicht mehr mächtig. »Marion gehört mir.«

      »Bendler«, versucht Karsten es noch einmal mit aller Güte. »Sie sehen Gespenster. Seien Sie doch vernünftig. Legen Sie sich aufs Ohr.«

      »Hahahaha«, lacht Bendler grell auf, daß es die Umstehenden schreckhaft durchfährt. »Damit du mit Marion allein bleiben kannst. Du vergißt mich. Ich bin ja noch da, ich bin immer dort, wo Marion ist. Also gib den Weg frei.«

      »Kommen Sie, Marlies«, raunt Karsten der an allen Gliedern bebenden Frau zu. Aber da hat Bendler schon in die Tasche gegriffen.

      »Hund, verfluchter«, schreit er wie ein Tier auf und stößt zu…

      Eva-Maria hat sich, von Angst und Grauen um Ulrich Karsten, ganz nahe herangepirscht. Sie sieht nur die unheimlich glühenden Augen des Betrunkenen und dann die Hand, die in die Tasche fährt.

      Alles spielt sich blitzschnell ab. Erst als Eva-Maria, die sich im letzten Moment vor Karsten wirft, mit einem Wehlaut zu Boden stürzt, kommt Bewegung in die Menschen.

      Bendler taumelt, stiert aus glasigen Augen auf die schlanke Gestalt im stahlblauen Kleid, auf den leichtgebräunten Nacken und auf die Schulter, aus der Blut träufelt. Dann blickt er auf das Messer in seiner Hand. Mit einem Schwung wirft er es über die Menschen, faßt sich mit beiden Händen an den Hals und sinkt in sich zusammen.

      Menschen schreien auf, flüchten zur Garderobe. Stühle werden umgeworfen. Die Musik setzt aus, und dann herrscht Totenstille.

      Karsten neigt sich mit kalkweißem Gesicht zu der stillen Gestalt am Boden hinab, nimmt sie auf und trägt sie davon.

      Schweigend folgen William und Marlies, letztere bitterlich weinend, in die hinteren Räume.

      Karsten läßt Eva-Maria in die Kissen gleiten, geht zum Telefon und läßt sich mit dem nächsten Arzt verbinden.

      Dann tritt er an das Lager heran und preßt sein Taschentuch auf die Wunde.

      Er erkennt sofort, daß es nur eine kleine Streifwunde ist, und sein Herz ist in heller Aufruhr.

      Weich und zärtlich ist sein Blick, mit dem er Eva-Marias schönes, regloses Antlitz betrachtet. Wie sehr muß sie ihn lieben.

      »Eva-Maria«, flüstert er, und ihm ist, als würde mit diesem sehnsüchtigen Ruf alles hinweggeschwemmt, was wie ein Eisenpanzer um sein Herz gelegen hat.

      Er nimmt die schmale Hand auf und wartet still, keinen Blick von der Frau lassend, auf den Arzt.

      An der Tür zu den Privaträumen hat Reincke kehrtgemacht.

      »Komm, Marlies«, raunt er der Nichte zu. »Wir dürfen den armen Bendler jetzt nicht allein lassen.«

      »Den Kerl, der Eva-Maria fast erstochen hat«, wehrt sie sich verzweifelt gegen seinen Griff.

      »Sei lieb, Marlies.« Seine Stimme hat einen warmen, gütigen Klang. »Du kennst die Zusammenhänge nicht. Er ist wirklich ein armer, bedauernswerter Mensch. Bleib jetzt bei mir.«

      Da folgt sie ihm gehorsam. Ja, sie ist auf einmal glücklich, daß er mit so viel Ernst zu ihr spricht.

      Reincke trägt mit Hilfe zweier Kellner den ohnmächtigen Bendler in eines der Nebenzimmer, die auch als Garderobe dienen.

      »Keine Polizei«, raunt er den ratlos dastehenden Männern zu. »Sorgen Sie dafür, daß der Betrieb vorn weitergeht. Die Musik soll weiterspielen.«

      Bendler liegt wie tot, mit schneeweißem Gesicht, Schweißperlen auf der Stirn, vor ihnen.

      Als er mit Marlies und dem Ohnmächtigen allein ist, wendet er sich Marlies, die auf der anderen Seite Platz genommen hat, zu.

      »Hast du irgendein Erfrischungswasser bei dir?«

      »Meine Tasche«, ruft sie entsetzt, hastet davon und kehrt mit ihrer Tasche zurück. Zitternd reicht sie ihm den kleinen Flakon.

      Reincke gibt sich alle Mühe, Bendler wieder zu sich zu rufen, aber umsonst. Der Alkohol, der

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