Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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junge Arzt wieder erschien.

      »Immerhin so viel, daß Lenore mich zum Schluß wenigstens anhörte. Fürs erste bin ich zufrieden. – Gnädige Frau, darf ich mich verabschieden und morgen wiederkommen?«

      »So oft Sie wollen, Herr Doktor.«

      »Verbindlichsten Dank.«

      Tief neigte er sich über die Hand, die sich ihm entgegenstreckte, verabschiedete sich auch von den anderen und ging, vom Hausherrn begleitet.

      »Na, der gibt vielleicht an!« brummte Gunther. »Soll der bloß die Nore in Ruhe lassen, sonst kriegt er es mit mir zu tun!«

      »Das ist ja eine ganz fürchterliche Drohung«, schmunzelte der Onkel. »Nun, Agathchen, habe ich übertrieben, als ich sagte, daß der Mann sich sehr verändert hat?«

      »Und wie er sich verändert hat. Früher war er, wenn auch nicht gerade liebenswürdig, so doch verbindlich, aber jetzt ist er geradezu herrisch.«

      »Wird ja auch genug durchgemacht haben«, gab der Hausherr zu bedenken, der zurückkam und die Bemerkung der Oberschwester gehört hatte. »Auf mich hat der Mann jedenfalls den allerbesten Eindruck gemacht. Der weiß, was er will, und das allein ist bei einem Menschen schon viel wert.«

      »Und wenn Lenore an seinem starren Willen zerbricht?«

      »Traudchen, fang um Himmels willen nicht an zu kombinieren«, hob er lachend die Hände. »Wir wollen lieber auf den Schreck einen Kognak trinken.«

      »Aber ohne mich.« Gertraude stand auf. »Ich gehe zu Lenore. Das Kind wird ja ganz durcheinander sein.«

      Damit hatte sie recht. Denn was da auf dem Bett lag, war ein schluchzendes, erbarmungswürdiges Elendsbündel.

      *

      Doktor Ralf Skörsen saß im Hotelzimmer und sah die Bedingungen durch, zu denen die Witwe des Arztes Blonky die Praxis abgeben wollte. Was sie verlangte, konnte man schon mit unverschämt bezeichnen, so daß Skörsen die Lust verging, sich weiter mit der Sache zu befassen. Und da er ein Mensch von kurzen Entschlüssen war, tippte er auf der kleinen Schreibmaschine eine zwar höfliche, aber nicht mißzuverstehende Absage. Er war gerade damit fertig, als der Fernsprecher anschlug und der Portier durchsagte, daß ein Doktor Hollgart den Herrn Doktor Skörsen zu sprechen wünsche.

      »Schicken Sie den Herrn sofort zu mir herauf«, gebot Ralf kurz, da er annahm, daß der Besucher ihn Lenores wegen sprechen wollte. Unruhig sah er ihm entgegen und war dann nicht wenig erstaunt, als statt des kraftstrotzenden Hünen ein kleiner verwachsener Mann eintrat.

      »Doktor Hollgart?« fragte er gedehnt.

      »Jawohl, Doktor Hollgart der Dritte«, kam es lächelnd zurück. »Der jüngste der Brüder. Hat mein Bruder Rudolf Ihnen nie von meiner Existenz erzählt?«

      »Nein. So vertraut war ich mit dem Herrn Professor nicht, daß er über seine Familienangehörigen mit mir sprach. Nehmen Sie bitte Platz, Herr Doktor! Darf ich Ihnen etwas anbieten?«

      »Danke, jetzt nicht, vielleicht später. Ich hege nämlich die Hoffnung, mit Ihnen dann in bestem Einvernehmen anstoßen zu dürfen.«

      »Da bin ich aber neugierig«, gab Ralf unumwunden zu, während er sich dem Gast gegenüber setzte, der ihn prüfend ansah und dann sagte: »So will ich versuchen, mich möglichst kurz zu fassen. Ich bin der Besitzer des Sanatoriums Friedberg, das in der Nähe des Hollgarthofes liegt. Schon davon gehört?«

      »O ja, es ist bekannt genug.«

      »Wie ich hörte, haben Sie die Absicht, die Praxis des verstorbenen Doktor Blonky zu erwerben?«

      »Die Absicht habe ich jetzt nicht mehr, da die Bedingungen denn doch zu übersteigert sind. Ich werde die Absage heute noch abschicken.«

      »Und was gedenken Sie zu tun?«

      »Mich nach etwas anderem umzusehen.«

      »Ins Krankenhaus wollen Sie nicht mehr zurück?«

      »Nein.«

      »Auch nicht als Oberarzt?«

      »Nein. Ich möchte selbständig werden.«

      »Schade.«

      »Warum?«

      »Weil Sie dann auf meinen Vorschlag nicht eingehen werden.«

      »Aber anhören könnte ich ihn trotzdem.«

      »Ja? Na, denn man zu. Also, Herr Doktor Skörsen, ich habe in den letzten Jahren mit meinen Mitarbeitern Pech gehabt. Es war nicht einer unter denen, die da kamen und gingen, auf den ich mich ganz und voll verlassen konnte. Nun wollte ich Ihnen vorschlagen, zu mir zu kommen.«

      »Um Sie auch noch zu enttäuschen«, warf Ralf trocken ein, und der andere lachte.

      »Sie scheinen wirklich kurz angebunden zu sein, wie man Ihnen nachsagt. Ich glaube nicht, daß Sie mich enttäuschen werden – und wenn, dann sagen wir uns hübsch säuberlich Adieu.«

      »Ihr Angebot könnte mich schon reizen, wenn ich dort meinen eigenen Hausstand haben dürfte.«

      »Das kommt nicht in Frage, mich werden Sie schon als Anhängsel dulden müssen.«

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »Ganz einfach, mein lieber Freund. Ich bewohne nämlich ein großes Haus, in dem ich mir so einsam vorkomme, so verlassen und verloren. Denn ich bin unverheiratet, was Sie ja nicht wundern wird. Ich habe es bisher noch nicht bedauert, aber wenn man älter wird, sehnt man sich nach Wärme und Herzlichkeit, munterem Geplauder; herzfrohem Lachen. Und das alles könnte ich bei Ihrer Lenore finden.«

      »Lenore wohl, Herr Doktor, aber das ›Ihre‹ ist ein kühnes Wort.«

      »Dazu würde mein Bruder, der Viehdoktor, sagen: man immer sachte mit den jungen Pferdchen! Die junge Frau wird sich schon wieder darauf besinnen, daß sie aus Liebe geheiratet hat.«

      »Ein Irrtum, wie sie mir gestern sagte.«

      »Den ihr das eigenwillige Köpfchen eingibt. Aber das Herz irrt nicht, das bleibt nach wie vor unbestechlich. Das sage ich Ihnen als Psychologe, der sich ein Vierteljahrhundert mit Seelenkunde befaßt hat.«

      »Dann brauche ich Ihnen ja nicht zu beteuern, daß ich Lenore aus Liebe freite, daß ich sie immer liebte, auch als ich sie in meiner Verblendung für ein verlogenes Geschöpf hielt – und daß diese Liebe in meinem Herzen klebt so zäh wie …«

      Jäh hielt er inne, seine Zähne bissen sich zusammen wie in rasendem Schmerz.

      »Nein, das brauchen Sie mir nicht zu erklären«, sprach Hollgart in die bedrückende Stille hinein. »Sie haben wohl gefehlt, aber auch dafür gebüßt.«

      »Weiß Gott, das habe ich. Aber für Lenores Rachedurst wahrscheinlich immer noch nicht genug.«

      »Skörsen, ich will Ihnen mal was sagen, ganz offen und ehrlich: Lenore hat in den ersten Monaten ihrer Ehe so entsetzlich viel leiden müssen, daß sie bestimmt daran zerbrochen wäre,

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