Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»Herr Doktor, wissen Sie, was Sie sind? Ein ganz listiger Verführer.«
»Meinetwegen auch das«, lachte er herzlich. »Wenn wir dabei nur zum Ziel kommen. Hier haben Sie meine Hand, schlagen Sie ein, es wird Sie bestimmt nicht gereuen.«
Noch ein kurzes Zögern Ralfs, dann fanden sich zwei Männerhände zu einem festem Druck.
»Das wäre also geschafft«, schmunzelte Hollgart. »Wissen Sie was? Geben Sie das Zimmer hier auf, kommen Sie mit mir, zunächst als mein Gast.«
»Und mein Wagen?«
»Wenn Sie einen haben, dann bilden Sie mit ihm die Nachhut.«
Nicht lange darauf fuhren die beiden Ärzte in ihren Wagen ab. Der eine ins Gewisse, der andere ins Ungewisse.
*
Es war ein Eldorado, das Dr. Skörsen nach einer guten Stunde zu sehen bekam. Alte Bäume mit mächtigen Kronen, blühende Sträucher, gepflegte Rasen, herrliche Blumenrabatte, Springbrunnen, ein großer See, auf dem Boote schaukelten; schmucke Badehäuschen reihten sich am Ufer. Ferner gab es Liegewiesen, Tennisplätze, eine kleine Reithalle, Wandelgänge, saubere Kieswege. Und inmitten von all dem herrlichen Grün und der Blumenpracht standen die schneeweißen Gebäude mit ihren großen Fenstern, Balkonen und Terrassen.
Erklärend schritt der Besitzer all der Herrlichkeit neben dem jungen Arzt dahin, der schon ganz benommen war vom Schauen. Jetzt hob Hollgart die Hand und zeigte auf ein abgelegenes Gebäude, das ganz aus Glas zu bestehen schien.
»Sehen Sie mal dort hin, Ralf! In dem Haus befindet sich der Operationssaal, der eigentlich nur als Staffage dient. Denn die größeren Operationen, die ja auch mal bei den Patienten notwendig werden, wimmele ich mir ab, weil ich ja kein Chirurg bin. Nur kleinere führe ich in dringenden Fällen aus.«
»Aber der Herr Professor ist doch ein vorzüglicher Chirurg. Da wundere ich mich, daß er sich mit Ihnen nicht zusammentut, Herr Doktor.«
»Den Vorschlag machte ich ihm selbstverständlich, er wies ihn jedoch entrüstet zurück. Ob er sich in diesem Klub wohl zuschanden faulenzen sollte? Jedes halbe Jahr vielleicht eine Operation, das hätte er gern. Und dann und überhaupt, was sollte er wohl bei solchen Menschen, die sich den Luxus leisten könnten, hier zu sein, wohl wegoperieren? Doch nur bei den unverstandenen Frauen ihre Extravaganzen und bei seitenspringenden Ehemännern ihre Amouren.«
»Das sieht dem Professor ähnlich!« lachte Ralf so herzlich, daß sein Begleiter überrascht aufhorchte. Wohlgefällig hing sein Blick an der prachtvollen Erscheinung.
So hätte ich auch aussehen mögen, dachte er wehmütig. Aber nur einige Herzschläge lang, dann war es vorbei.
»Beherbergt das Sanatorium denn nur Menschen von der eben geschilderten Art?« fragte der junge Arzt jetzt interessiert.
»Natürlich nicht. Es sind wirklich Leidende darunter, sogar in der Mehrzahl.«
»Na, Gott sei Dank, sonst würde ich ausreißen.«
»Etwa vor den unverstandenen Frauen?«
»Allerdings.«
»Na, hören Sie mal, ein Kerl wie Sie! Wetten, daß die Damen sich samt und sonders in Sie verlieben?«
»Da sei Gott vor!« hob Ralf so entsetzt die Hände, daß der andere amüsiert lachte.
»Tja, mein Lieber, man muß seinem Beruf auch Opfer bringen.« Er hakte sich bei dem Jüngeren ein. »Meine Füße sind müde, und mein Magen hängt schief. Also habe ich Sehnsucht nach einem weichen Lehnstuhl und einem guten, reichlichen Mahl.«
Beides sollte ihm in dem Haus werden, das sie bald darauf betraten und das auf Ralf einen fast beklemmenden Eindruck machte in seiner beinahe unnahbaren Vornehmheit.
Das Mahl servierte ein Diener, der in diese Pracht wunderbar hineinpaßte. Er war seinem Herrn ebenso treu ergeben wie die Dame, die sich an der Tafel einfand und dem Gast als »betuliches Haushuhn« vorgestellt wurde. Sie lachte dazu, die Fünfzigerin mit leicht ergrautem Haar, dem frischen Gesicht und den guten Augen.
Später stellte sich heraus, daß sie eine entfernte Base des Hausherrn war, die nach einem entbehrungsreichen Leben hier eine Stätte des Friedens gefunden hatte. Und da sie zu den Menschen gehörte, die dankbar und anhänglich sind, fand der Vetter in ihr eine ideale Betreuerin seines Heims und Herdes.
Nach dem vorzüglichen Mahl zog die Dame sich zurück, und die Herren gingen in ein lauschiges Gemach, das ganz mit dicken Teppichen ausgelegt war. Die Wände bedeckten Gobelins, um einen Marmorkamin standen tiefe, weiche Sessel, inmitten ein niedriger Tisch mit herrlichen Intarsien, und an der einen Schmalwand prunkte eine Bar. Die Kaffeemaschine summte, Mokkatassen standen bereit, und aus dem Kühler ragte ein Flaschenhals.
»So, mein Lieber, jetzt möchte ich das tun, was ich bereits andeutete«, schmunzelte der Hausherr. »Nämlich, mit Ihnen im besten Einvernehmen anstoßen.«
Was denn auch geschah. Dabei, bot der sonst so reservierte ältere Arzt dem jüngeren das trauliche Du an, was diesen geradezu verwirrte.
»Herr Doktor, womit habe ich das verdient?« fragte er, und lachend kam es zurück: »Das weiß ich selbst nicht. Aber was macht man schon gegen die Liebe auf den ersten Blick? Man kapituliert. Zuerst tat ich es bei Lenore, dann bei ihrem Ehegespons.«
Da mußte Ralf lachen, und sein Gastgeber nickte befriedigt. »Das habe ich gern, Lachen und Frohsinn zu Hause, nach all dem Jammer im Beruf. So was wünsche ich mir schon lange. Und wenn unser Täubchen erst hier sein wird, dann zieht es andere nach. Denn wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu. Ja, ja, ich weiß, dein Gesicht ist nämlich ein einziges Fragezeichen«, besah der Mann sich schmunzelnd seinen Gast.
»Ist das vielleicht ein Wunder?«
»Bei deinem sonstigen Scharfsinn schon. Somit gebe ich denn den Kommentar: Wenn erst Lenore zwischen hier und dort pendelt, schließt sich Ilga ihr bestimmt an. Und unser Traudchen flattert hinterher, von wegen des Kombinierens. Und dann habe ich endlich das frohe Leben im Haus, nach dem ich mich immer sehnte. Kapiert?«
»Das schon. Aber deine Verwandten sind doch schon immer hier aus und ein gegangen?«
»Eben