Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Und dann fuhren sie gemeinsam weg, nicht wahr?«
»Ja, das stimmt!«
»Fiel Ihnen irgend etwas auf?«
»Nun ja, Mister Calderhan sah ziemlich mitgenommen aus, richtig ungepflegt. Er war noch nicht einmal rasiert!«
»Es kam selbstverständlich zu einem Streit zwischen Miß Coltax und Mister Calderhan, nicht wahr?«
»Doch, das stimmt auch, Sir«, gab die arglose Verkäuferin zurück. Sie freute sich, solch einem gepflegt aussehenden Mann behilflich sein zu können. Hinzu kam selbstverständlich ihre Klatschsucht, gegen die der Butler aber nichts einzuwenden hatte.
»Eine Frage am Rande. Besitzt Miß Coltax ein Boot draußen im Jachthafen?«
»Nein, leider nicht, aber ihr Vater. Sie benutzt es hin und wieder, wenn sie übers Wochenende ausspannt. Mich hat Miß Coltax auch schon häufig mitgenommen.«
»Sie wissen ja dann, um welch ein Boot es sich handelt, nicht wahr?«
»Ja, ein Motorboot. Nicht besonders schnell, aber sehr flach! Das ist für die Everglades gut, müssen Sie wissen, dort gibt es viele flache und sumpfige Stellen.«
»Demnach kennt Miß Coltax sich in den Glades recht gut aus, nicht wahr?«
»Doch, bestimmt, Sir! Sie hat ja draußen in der Nähe von Pennsuco ein Ferienhaus.«
»Glücklich, so etwas zu besitzen«, meinte Parker elegisch. »Gibt es eine Telefonverbindung dorthin?«
Die junge Verkäuferin schüttelte den Kopf.
»Darauf hat Miß Coltax ganz bewußt verzichtet«, erklärte sie dann, »wenn sie ausspannt, will sie ungestört sein!«
Parker sah auf seine unförmige Zwiebeluhr und übersah das erstaunte Glucksen des jungen Mädchens, das solch eine Uhr noch nie gesehen hatte.
»Verzeihen Sie einem alten Mann«, sagte Parker dann in seiner üblichen Untertreibung, »ich verplaudere mich hier und stehle Ihnen die wertvolle Zeit. Grüßen Sie Miß Coltax, wenn Sie zurückkommt. Ich werde mich nochmal melden!
Criswoods Leute sicherten den Tatort ab und entwickelten eine Betriebsamkeit, die dem CIA-Agenten auf die Nerven ging. Er ging zusammen mit Mike Rander hinaus auf die Galerie, um dort in halbwegs frischer Luft eine Zigarette zu rauchen.
Die Sonne stand bereits hoch. Es war heiß geworden. Über dem Wasser des Jachthafens lagerte milchig weißer Dunst.
Criswood zuckte zusammen, als in Calderhans Wohnung das Telefon schrillte. Sekunden später steckte einer seiner Leute den Kopf durch das Fenster und rief nach Criswood.
»Anruf für Sie, Chef«, sagte er.
»Anruf für mich, Parker? Wer weiß denn sonst, daß ich hier bin?«
»Vielleicht der Mörder von Calderhan«, antwortete Mike Rander trocken und ahnte nicht, wie richtig er mit seiner vagen Vermutung lag.
Criswood kam schon nach knapp zwei oder drei Minuten zurück. Er stieg einfach durch das Fenster und kam mit schnellen Schritten auf den Anwalt zu.
»Es war der Mörder«, sagte Criswood dann heiser, »dieser Hund stellte einfach seine Bedingungen!«
»Soll das heißen, daß er die Erpressung von Calderhan übernommen hat?«
»Genau das, Rander. Dieses Schwein, anders kann ich mich nicht ausdrücken, weiß von dem A-Geschoß und von dem Zeitzünder, der alle vierundzwanzig Stunden auf Null zurückgedreht werden muß. Er verlangt die Million Dollar und verbittet sich jede Falle draußen in den Everglades. Sonst. Na, Sie können sich ja vorstellen, womit er gedroht hat!«
»Erfreuliche Nachrichten«, meinte Rander lakonisch. »Damit ist immerhin die Explosion des Atomeis verschoben! So sehe ich es wenigstens.«
»Ein relativ schwacher Trost. Der Mörder Calderhans weiß sehr genau, was er will!«
»Ein Mann oder eine Frau, Criswood?«
»War nicht zu ermitteln. Die Stimme war wie üblich verfälscht. Läßt sich ja leicht machen!«
»Womit sich auch nichts andern würde«, stellte Mike Rander fest. »Die Namen haben gewechselt, die Methoden sind geblieben!«
»Was würde Ihr Butler wohl dazu sagen?« fragte Criswood.
»Keine Ahnung, Criswood. Durchaus denkbar, daß er mit dieser Entwicklung gerechnet hat!«
*
Parker stand um diese Zeit mit dem Rücken zu einem Schnellimbiß und beobachtete das Motel eines gewissen Lern Coltax.
Parker schien auf eine diskrete Beobachtung überhaupt keinen Wert zu legen. Er war auch tatsächlich nicht zu übersehen. Er schlenderte später gemütlich ein Stück die Straße hinunter, überquerte sie und kam hart am langen Grundstück des Motels vorüber.
Hier blieb er erneut stehen, warf indiskrete Blicke auf das Grundstück und ging dann langsam weiter.
Von Ginger Coltax war übrigens nichts zu sehen, was den Butler auch nicht weiter wunderte.
Schließlich überwand er seine angeborene Zurückhaltung und ging noch einmal zurück. Diesmal betrat er das Büro und nickte dem dicken, kahlen Mister Coltax zu, der hinter seinem Sehreibtisch saß und in einer Zeitung blätterte.
»Ich wünsche Ihnen einen guten, geschäftlich erfolgreichen Tag«, sagte Parker und lüftete seine schwarze Melone, »möglicherweise erinnern Sie sich noch an mich, Mister Coltax!«
»Klar! So was wie Sie vergißt man nicht«, gab Coltax lächelnd zurück, »eh, entschuldigen Sie den kleinen Witz, war nicht böse gemeint. Was kann ich für Sie tun?«
»Einige kleine Auskunftei«
»Na ja, hoffentlich kann ich helfen!«
»Sie haben eine Tochter?«
»Ginger? Ist das wirklich meine Tochter? Manchmal zweifle ich dran!«
»Sie verstehen sich nicht mit ihr?«
»Das ist noch vornehm ausgedrückt. Sie hat einen Spleen bekommen, verstehen Sie?«
»Kein Wort, um der Wahrheit die Ehre zu geben!«
»Sie war ’ne nette, kleine Verkäuferin in einem Modesalon. Eines Tages machte sie die Bekanntschaft mit irgendeinem reichen Burschen, der ihr später einen eigenen Salon einrichtete. Von dem Zeitpunkt ab, war’s aus mit ihr. Sie kannte mich fast nicht mehr!«
»Wissen Sie zufällig, wie dieser Geldgeber heißt?«
»Woher denn? Von Ginger habe ich niemals etwas erfahren. Über solche Dinge redet sie doch nicht mit mir!«
»Haben Sie sich völlig auseinandergelebt?«
»Na