Gesammelte Werke von Sir Arthur Conan Doyle: 52 Krimis & Historische Romane in einem Band. Arthur Conan Doyle

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Gesammelte Werke von Sir Arthur Conan Doyle: 52 Krimis & Historische Romane in einem Band - Arthur Conan Doyle

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antwortete er, »wir gebrauchen dergleichen manchmal in dem Ort, wo ich herkomme.«

      »Und wo ist das?«

      »Ich war zuletzt in Chicago.«

      »Fremd hier?«

      »Jawohl.«

      »Sie werden ihn vielleicht auch hier gebrauchen«, sagte der Arbeiter.

      »So, so«, antwortete der junge Mann anscheinend interessiert.

      »Haben Sie denn nichts gehört, von dem, was sich hier begibt?«

      »Nichts Besonderes.«

      »So? Ich habe geglaubt, daß man überall davon redet. Sie werden es schnell genug erfahren. Was führt Sie hierher?« »Ich habe gehört, daß es hier Arbeit für willige Leute geben soll.«

      »Gehören Sie zu einer Gewerkschaft?«

      »Selbstverständlich.«

      »Dann werden Sie auch Arbeit kriegen. Haben Sie Freunde hier?«

      »Noch nicht, aber ich hoffe mir welche zu machen.«

      »Wieso das?«

      »Ich bin bei der Loge der freien Männer. Wir haben Niederlassungen in jeder Stadt, und in jeder Niederlassung werde ich Freunde finden.«

      Diese Bemerkung hatte auf den anderen eine eigenartige Wirkung. Er sah sich verstohlen nach seinen Mitreisenden um. Die Bergleute bildeten noch immer eine abgesonderte, flüsternde Gruppe. Die zwei Polizisten am entgegengesetzten Ende des Wagens dösten. Er kam herüber und setzte sich neben den jungen Mann, ihm die Hand entgegenstreckend.

      »Schlagen Sie ein«, sagte er.

      Der junge Fremde tat es mit einer eigenartigen Bewegung.

      »Ich sehe, Sie sprechen die Wahrheit. Aber man muß heutzutage sicher gehen.«

      Er hob seine rechte Hand an die rechte Augenbraue, der Fremdling die linke an das linke Auge.

      »Dunkle Nächte sind bedrückend«, sagte der Arbeiter.

      »Jawohl, für einsame Wanderer«, sagte der andere.

      »Die Sache hat ihre Richtigkeit; ich bin Bruder Scanlan, Loge 341, Vermissa-Valley. Ich heiße Sie hier willkommen.«

      »Danke. Ich bin Bruder John McMurdo, Loge 29, Chicago, Logenmeister J. H. Scott. Ich freue mich, so schnell einen Bruder zu finden.«

      »Na, es sind genügend von uns da. Sie werden kaum irgendwo anders in den Staaten die Loge so zahlreich vertreten finden, wie gerade hier im Vermissa-Tal. Solche jungen Leute wie Sie können wir hier gut gebrauchen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß ein gesunder, kräftiger Mensch und Gewerkschaftler in Chicago keine Arbeit finden kann.«

      »Ich hätte genug finden können«, sagte McMurdo.

      »Warum sind Sie dann fortgezogen?«

      McMurdo nickte in der Richtung nach den beiden Polizeileuten und lächelte.

      »Die zwei Leute würden sich freuen, das zu hören«, sagte er.

      Scanlan seufzte mitfühlend.

      »In Schwierigkeiten?« fragte er flüsternd.

      »Brunnentief.«

      »Eine Strafsache?«

      »Und sonstiges.«

      »Jemand dabei umgekommen?«

      »Es ist noch etwas verfrüht, über solche Sachen zu sprechen«, sagte McMurdo in der Haltung eines Mannes, der sich verleiten ließ, mehr zu sagen, als er wollte. »Ich hatte meine guten Gründe, Chicago zu verlassen und das muß Ihnen für den Augenblick genügen. Wer sind Sie denn überhaupt, daß Sie mich über solche Dinge ausfragen wollen?«

      Zorn und Ärger blitzten bei diesen Worten aus seinen grauen Augen hinter den Gläsern hervor.

      »Na, na, Kamerad, nichts für ungut. Unsere Jungen werden nicht schlechter von Ihnen denken, wenn Sie etwas angestellt haben. Wo wollen Sie hin?«

      »Nach Vermissa.«

      »Das ist die dritte Station von hier. Wo werden Sie dort wohnen?«

      McMurdo nahm ein Kuvert aus seiner Tasche und hielt es dicht an die trübe Öllampe.

      »Hier habe ich die Adresse – Jakob Shaster, Sheridan Street. Das ist eine Pension, die mir von einem Bekannten in Chicago empfohlen wurde.«

      »Mir unbekannt, aber in Vermissa bin ich nicht zu Hause. Ich wohne in Hobsons Patch, wo wir eben einfahren. Vor dem Aussteigen möchte ich Ihnen noch einen guten Rat geben. Wenn Sie in Vermissa in Schwierigkeiten geraten sollten, gehen Sie geradeswegs zum UnionHaus und suchen Meister McGinty auf. Er ist Logenmeister der Loge in Vermissa, und in dieser Gegend hier geschieht nichts, was dem schwarzen Jack McGinty nicht paßt. Auf Wiedersehen, Kamerad. Vielleicht treffen wir uns einmal abends bei einer Logensitzung. Denken Sie an das, was ich Ihnen gesagt habe; wenn Sie in Schwierigkeiten sind, gehen Sie zu Meister McGinty.«

      Nachdem Scanlan ausgestiegen war, blieb McMurdo wieder allein mit seinen Gedanken zurück. Die Nacht hatte sich inzwischen herniedergesenkt. Die Flammen der vielen Öfen an beiden Seiten der Bahnstrecke loderten brausend zum Himmel empor. Sie bildeten den grellen Hintergrund dunkler Gestalten, die man in allen möglichen Stellungen sah, gebeugt, hochaufgerichtet, knieend, liegend, ziehend und schlagend. Dazu das Knirschen und Dröhnen der Krane und der Rhythmus dröhnender Hämmer und Maschinen.

      »So ähnlich muß es in der Hölle aussehen, glaube ich«, hörte er eine Stimme neben sich.

      Als sich McMurdo umwandte, sah er einen der beiden Polizisten, der seinen Platz gewechselt hatte und nun in die flammende Öde hinausstarrte.

      »Ich glaube allerdings auch,« sagte der andere Polizist, »daß es in der Hölle nicht viel schlimmer sein kann. Wenn es dort noch größere Bösewichte gibt, als einige hier oben sind, die ich mit Namen nennen könnte, dann will ich mich hängen lassen. Sie sind wohl fremd in dieser Gegend hier, junger Mann?«

      »Und wenn schon«, antwortete McMurdo barsch.

      »Ich frage darum, mein Lieber, weil ich Ihnen raten möchte, vorsichtig in der Wahl Ihrer Freunde zu sein. Ich würde an Ihrer Stelle nicht mit Michel Scanlan oder einem seiner Bande den Anfang machen.«

      »Zum Teufel, was geht denn das Sie an, wer meine Freunde sind?« brauste McMurdo auf, mit einer Stimme, die man im ganzen Wagen von einem bis zum anderen Ende hören konnte. »Habe ich Sie um Rat gebeten und halten Sie mich für so blöd, daß Sie annehmen, ich könne nicht ohne Ihre Ermahnungen fertig werden? Reden Sie, wenn Sie gefragt werden, und, weiß Gott, soweit es auf mich ankommt, können Sie darauf lange warten.«

      Mit vorgestrecktem Kopf und gefletschten Zähnen, wie ein knurrender Hund, stierte er die beiden Polizisten an. Diese schwerfälligen, gutmütigen

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