Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Читать онлайн книгу Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt страница 16
Damit legte sie den Hörer unsanft ab und ging in den Salon zurück, wo man sich vor Lachen schüttelte.
»Ja, was ist denn hier los?« fragte Baroneßchen kopfschüttelnd. »Was gibt’s denn hier so unbändig zu lachen?«
»Über dein Telefongespräch«, wischte Frauke sich die Augen. »Nett von dir, mich als grüne Gans zu bezeichnen.«
»Dich? Na hör mal, Frauke…«
»Ist ja schon gut, mein Firlefänzchen. Hoffentlich ist Herr Doktor Gunder aus deiner Bestellung klug geworden.«
»Nun, ich habe mich doch wohl klar genug ausgedrückt. Horch mal, Ortrun, ich glaube, Hulda morst.«
Sie lauschten dem Klopfzeichen, das sich dreimal wiederholte, worauf Ortrun ins Speisezimmer eilte, wo sie in einem andern Rhythmus an die Durchreiche pochte, während Oda die Flügeltür schloß.
»Ja, ja, die Mädchen sind von Hulda gut gedrillt«, lachte Frauke. »Was sie da morste, bedeutet: Tischdecken – und was Ortrun zurückmorste: Verstanden.«
»Dabei macht die Baroneß immer mit?« fragte Frau Danz ungläubig.
»Gern sogar. Sie weilt oft bei uns, weil sie hier alles findet, was so ein junges Menschenkind braucht: Frohsinn und Lachen. Denn oben im Schloß…«
Sie schilderte die Verhältnisse dort und auch, wie Oda ins grüne Haus kam.
»Dann hat Baron Swidbörn in seiner Ehe genauso ein Fiasko erlitten wie sein Intimus Uwe Gunder«, sagte der Arzt. »Nur daß letzterer wahrscheinlich nicht lange fackelte, sondern seinen ›Reinfall‹ zum roten Kuckuck jagte, während erster ihn am Hals behalten mußte, bis der Tod Einsehen mit ihm hatte. Klingt für Damenohren herzlos, nicht wahr? Aber Papa und ich, die mit solchen Kanaillen zu tun haben, wissen ein Liedchen von ihnen zu singen.«
»Kann man wohl sagen«, bestätigte der Notar. »Es gongt, Fräulein Frauke. Wollen Sie uns nun wirklich…?«
»Um nein zu sagen, dafür ist es zu spät«, ließ sie ihre Grübchen spielen. »Ich versichere Ihnen, daß wir alle satt werden.«
Und wie satt sie wurden, denn das Mahl war gut und reichlich. Den Mokka trank man in der Bibliothek, die von dem Kaminfeuer wohlig durchwärmt wurde. Auf dem Sims tickte klingend eine alte Uhr. Darüber hing ein Porträt in schwerem Goldrahmen, das sofort die Blicke auf sich zog.
»Das ist Professor Gortz«, erklärte Frauke leise. »Mein Wohltäter. Diese Bezeichnung verdient er zu Recht. Denn alles, was ich jetzt bin und habe, geschah durch ihn. Wir fanden dieses wundervolle Bild in einer Kammer, verstaubt und verschmutzt. Es hat Mühe gemacht, es aufzufrischen. Aber seinem Bild einen Ehrenplatz zu geben, sowie sein und seines treuen Dieners Grab zu pflegen, ist ja leider alles, was ich tun kann. Außerdem noch Grabmäler setzen lassen.
Übrigens fällt mir jetzt wieder ein, worum ich Sie befragen wollte, Herr Doktor Danz. Doch zuerst bitte ich, es sich bequem zu machen.«
Das tat man in den tiefen, weichen Sesseln am Kamin. Und während die beiden Mädchen die Mokkatäßchen füllten, trat Frauke an den wuchtigen Schreibtisch, der dieselbe Schnitzerei aufwies wie der große Schrank. Zwei Wände deckten hohe Regale, die mit Büchern aller Art vollgestopft waren. Der helle Teppich, die duftigen Gardinen und einige bunte Bilder sorgten dafür, daß dieses Gemach mit den dunklen Möbeln nicht zu düster wirkte.
Das Schreiben, das Frauke der Schreibtischschublade entnahm, reichte sie dem Notar.
»Wollen Sie bitte das da mal lesen, Herr Doktor.«
Als er es getan hatte, sagte er sachlich:
»Den Brief überlassen Sie am besten zur Beantwortung mir, Fräulein Frauke. Denn was dieses Fräulein Jadwiga von Schlössen von Ihnen so höflich erbittet, ist wohl menschlich verständlich, jedoch gesetzlich unzulässig. Als sie der Gattin des Professors fünftausend Mark ließ, die sie nie zurückbekam, ging den Herrn das nichts mehr an, da er bereits geschieden war. Daß sie das Geld, welches er ihr schroff abschlug, nun von seiner Erbin haben möchte, zeugt entweder von Naivität oder Unverfrorenheit. Nun, ich werde diese peinliche Angelegenheit für Sie schon in Ordnung bringen, Fräulein Frauke.«
»Danke, Herr Doktor, da fällt mir wirklich ein Stein vom Herzen.«
Das Schrillen des Fernsprechers ließ sie innehalten. Hulda, die sich gerade in der Diele befand, nahm das Gespräch entgegen und erschien gleich darauf in der Bibliothek.
»Herr Doktor Gunder läßt Herrn Doktor Folbe sagen, daß er in der »Grünen Gans« auf ihn wartet. Er möchte viel Zeit und viel Durst mitbringen.«
»Danke, Fräulein Hulda«, nickte der Arzt ihr zu und erhob sich von seinem behaglichen Sitz. »Bitte mich zu entschuldigen, ich bin bald wieder da.«
»Hoffentlich«, entgegnete der Schwiegervater skeptisch. »Tu es ja nicht, was der Viehdoktor von dir verlangte. Denn du hast keine Zeit, und Durst darfst du nicht haben. Wir wollen nämlich, wie vereinbart, heute noch nach Hause fahren.«
»Worauf du duch verlassen kannst, verehrter Schwiegerpapa. Also denn auf bald!«
*
Doktor Folbe schien ein Mann von Wort zu sein. Denn zwei Stunden später kam er zurück und fand noch Anschluß am gemütlichen Kaffeeplausch. Dankend nahm er die Tasse aus Fraukes Hand und sagte vergnügt:
»Ein Segen, daß es für den Autolenker wenigstens etwas Trinkbares gibt, das ihm schmeckt. Zwar meinte Uwe, daß ein Kognak nicht schaden könnte, aber ich habe ihn mir lieber verkniffen.«
»Wie war die Begegnung mit deinem Vetter?« erkundigte sich der Schwiegervater. »Hat sie dich enttäuscht, was ja oft der Fall ist, wenn man sich nach Jahren wiedersieht, in denen der Mensch sich zu verändern pflegt?«
»Uwe aber nicht. Er ist der liebe, nette Kerl geblieben. Wie eine Frau einem so herzensguten Mann davonlaufen kann, ist einfach ein Rätsel.«
»Hat ihn das sehr verbittert und womöglich zum Frauenverächter gemacht?«
»Zwei Fragen in einem Satz, Papachen. Unrentabel für einen Anwalt, der sich jeden Satz einzeln bezahlen läßt.«
»Sei bloß still, du Schlingel. Die Herren Ärzte sind nämlich auch nicht so ohne.«
»Na schön, streiten wir uns nicht«, meinte er friedfertig. »Komme ich zur Beantwortung deiner ersten Frage: Nein, Uwe ist gar nicht verbittert. Er betrachtet diese Ehe als Episode, die nicht bis ans Herz reichte. Zum Frauenverächter ist er auch nicht geworden. Er erklärte in seiner vergnügten Art: Wenn ein paar Äppel faul sind, braucht es nicht gleich der ganze Äppelkahn zu sein.«
»Bravo«, schmunzelte Danz. »So ist er nicht abgeneigt, eine zweite Ehe einzugehen?«