Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Wut, die Stimme war kehlig, die nun sprach:

      »Die Schlössen ist ein ganz minderwertiger Mensch. Du tätest gut, Winrich, dafür zu sorgen, daß sie das Haus verläßt.«

      »Ich?« fragte der Mann so erstaunt, als hätte er nicht recht gehört. »Wie käme ich denn dazu, einen fremden Menschen aus einem fremden Haus zu weisen. Da würde die Eigentümerin wohl von ihrem Hausrecht Gebrauch machen.

      Und dann gestatte, daß ich dich korrigiere. Fräulein von Schlössen ist kein minderwertiger Mensch, sondern ein feiner, vornehmer. Ist eine liebe Tante nicht nur für die beiden jungen Damen, sondern auch für Oda.«

      »Aber Winrich, als Beschützer deiner Schwester darfst du das doch nicht zulassen«, zeichneten sich zwei kreisrunde rote Flecke auf den leicht hervorstehenden Backenknochen der erregten Dame. »Du mußt das junge Kind doch vor jedem schlechten Einfluß bewahren.«

      »Das laß nur meine Sorge sein. Wie kommt es übrigens, daß man bei den andern Damen, die das Stift verlassen mußten, vorher für Unterkunft gesorgt hatte, nur allein für Fräulein von Schlössen nicht? Ich muß mich deswegen doch mal an den Verband wenden, dessen Präses ich bin, wie du wohl weißt. Ich fürchte, daß man bei der Auflösung des Stifts nicht korrekt vorgegangen ist. Jedenfalls werde ich die Sache gründlich untersuchen lassen. Gesegnete Mahlzeit.«

      Damit hob er die Tafel auf, eine frostige Verbeugung, dann ging er mit Oda davon, die sich in seinen Arm gehängt hatte. In der Halle fiel sie ihm um den Hals und küßte ihn stürmisch.

      »Winrich, was bist du doch bloß für ein feiner Kerl! Hast du gesehen, wie grün ihr Gesicht wurde, als du sagtest, du würdest die Sache gründlich untersuchen lassen? Wie Angst in ihren Augen aufsprang und ihre Hände flatterten? Das alles muß ich denen im grünen Haus mal gleich erzählen.«

      Weg war sie, und der Bruder sah ihr lächelnd nach. Kleiner lieber Sonnenstrahl, dachte er zärtlich, du erhellst meine einsamen, düsteren Tage.

      Aber auch derjenige, der soeben hereingelacht kam, war so ein richtiger Sorgenbrecher.

      »Na, unsere Oda war nicht wenig in Fahrt«, schmunzelte er. »Das Mäulchen sprudelte förmlich über, bei all dem so schrecklich Wichtigen, was es zu erzählen gab. So richtig klug bin ich daraus nicht geworden, da mußt du schon ergänzend eingreifen.«

      Er unterbrach sich und machte eine Verbeugung zu der Gestalt hin, die durch die hohe Flügeltür in die Halle trat.

      Wie eine Kassandra wirkend in dem düsteren Gewand, dem auffallend bleichen Gesicht, den flackernden Augen und dem verkniffenen Mund. Bevor die beiden Herren sich noch regen konnten, war die Gestalt wie ein Schemen verschwunden. Man sah noch den Zipfel ihres Gewandes auf der Treppe, dann war der Spuk vorbei, und der Baron zog den wie erstarrten Freund in sein Arbeitszimmer. Dort fragte er, ob ein Schnaps genehm wäre.

      »Her damit!« schüttelte Gunder sich wie ein nasser Hund. »Den kann ich gebrauchen nach dem Schreck. Gott in deine Hände! Mann, da hast du dir aber mal eine prima Ahnfrau zugelegt. Die schwarze Frau von Grünehöh – klingt apart. Gib mir noch einen Schnaps – so, jetzt wird mir langsam wohler.«

      Sie sahen sich an wie zwei lustige Verschwörer und nahmen dann in den tiefen Sesseln am Kamin Platz. Es war ein hohes, weites Gemach mit schweren, dunklen Möbeln, dem der rote, sehr kostbare Smyrna eine lebhafte Note gab. Der mächtige, reichgeschnitzte Schreibtisch war mit Kontobüchern und Papieren bedeckt, ein Zeichen, daß an ihm ernsthaft gearbeitet wurde.

      Nachdem die Herren ihre Pfeifen gestopft und angesteckt hatten, gab Swidbörn die Ergänzung zu dem, was dem Freund bei der sprudelnden Erzählung Odas entgangen war, und dieser sagte pomadig:

      »Schmeiß sie raus, das ist der einzige Rat, den ich dir geben kann. Aber da du dafür zu vornehm bist, überlaß es mir, ich erledige es mit Vehemenz. Die Frau ist ja von einer bodenlosen Gemeinheit. Nicht genug, daß sie das bedauernswerte Fräulein von Schlössen im Stift geknechtet und es hinterher ihrem Schicksal überlassen hat, versucht sie jetzt auch noch gegen es zu intrigieren und gute, warmherzige Menschen anzugreifen. Laß sie das ja nicht in meiner Gegenwart tun, dann hat’s aber gebumst. Denn wenn ich empört bin, dann bin ich nicht fein.«

      »Hm«, schmunzelte der Freund. »Die aus dem Haus im grünen Grund scheinen dir ja sehr ans Herz gewachsen zu sein. Wer am meisten?«

      »Die Frauke«, gab er unumwunden zu. »Sie hat so entzückende Grübchen, wenn sie lacht. Man könnte diese immerzu küssen.«

      »Dann sieh zu, daß dir bald das Recht dazu gegeben wird«, riet Winrich, und der andere seufzte.

      »So einfach ist das nicht. Man muß die Mädchen im grünen Haus mit einem andern Maßstab messen als die meisten. Sie sind wie ein Kräutlein Rührmichnichtan.«

      »Also Mimosen«, bemerkte der Freund trocken. »Dann wirst du Draufgänger wohl dein Herz in beide Hände nehmen und deine Frauke erst umwerben müssen. Denn wie eine reife Frucht fällt dir das zurückhaltende Mädchen bestimmt nicht zu.«

      »Würde ich mir auch ernstlich verbitten«, brummte Uwe. »So reife Früchte werden bald matschig, das haben wir beide ja erfahren müssen.«

      »Kann man wohl sagen. Eigentlich bist du zu beneiden, daß du als gebranntes Kind nicht das Feuer scheust.«

      »Ein Zeichen, daß die Flamme nicht gebrannt, sondern nur so ein bißchen gesengt hat. Aber ich habe ja auch nicht das ausgestanden, was du armer Kerl hast ausstehen müssen.«

      »Was aber nur auf die Nerven ging und nicht aufs Herz.«

      »Na, Gott sei Dank! Wohl selten hinterläßt ein Verstorbener so wenig oder gar keine Spuren wie deine Selige. Nichts, aber auch gar nichts erinnert hier mehr an sie. Versunken und vergessen, mehr hat die Megäre ja auch nicht verdient.

      Aber wenden wir uns wieder erfreulicheren Dingen zu. Wie gefällt dir die Frauke?«

      »Gut. Ihre Grübchen sind wirklich bezaubernd.«

      »Aber küssen möchtest du sie nicht?«

      »Nein. So weit geht mein Wohlgefallen nun auch wieder nicht.«

      »Gut so, wenn auch unbegreiflich. Denn ein Mädchen wie Frauke muß doch jeden Mann betören.«

      »Er ist verliebt, laßt ihn gewähren«, lachte Winrich, und Uwe sah ihn entrüstet an.

      »Lach nicht, die Sache ist mir verflixt ernst. Mit Verliebtheit hat das nichts zu tun. Und nun enteile ich, damit du mir nicht noch immer tiefer den Dolch deines Spottes ins blutende Herz stoßest.«

      Lachend sahen sie sich in die Augen und trennten sich mit warmem Händedruck. Ein Freund des andern gewiß, in unwandelbarer, oft erprobter Treue.

      *

      Am nächsten Vormittag fand sich der Tierarzt ein, um nach seinem maladen Patienten zu sehen, der ihn freundlich begrüßte. Gutwillig ließ er sich den Verband abnehmen und die Wunde pinseln, die sich fast schon geschlossen hatte. natürlich standen alle herum, einschließlich Oda. Selbst Bertchen hatte sich eingefunden. Und alle strahlten, als der Arzt die Wunde für so gut wie geheilt erklärte.

      Was dem guten, sonst so fürsorglichen Tierarzt gar nicht recht war. Aber wenn er nicht mehr benötigt wurde, dann hatte er keinen Grund mehr, hierher zu kommen, was sein liebeheißes

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