Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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ihrem hochgeschlossenen Kleid, auf dessen Schwärze das Johanniterkreuz bösartig funkelte.

      Mich ließ sie gottlob in Ruhe, doch der ›liebe Junge‹ mußte mit anhören, was die Dame alles zu beanstanden hätte. Aber das beeindruckte ihn absolut nicht. In seiner uns so gut bekannten Gelassenheit saß er da, rauchte mit Genuß seine Pfeife und warf ab und zu gelangweilt etwas dazwischen wie: So – sieh doch mal an – tatsächlich – kann ich gar nicht finden. Als er sich eine Stunde später erhob, wollte sie ihn mit der Bemerkung zurückhalten, daß es für sie noch viel zu früh wäre, zu Bett zu gehen, sie könne ohnehin so schlecht schlafen. Was er zwar höflich bedauerte, dabei jedoch hinzufügte, daß für ihn stets die Nacht zu kurz wäre, da er frühmorgens aus den Federn müßte und dann einen anstrengenden Arbeitstag vor sich hätte. Ein freundliches: Gute Nacht, schlaf wohl, dann zwinkerte er mir zu, und wir zogen vergnügt von dannen.«

      »Und was tat die Frau Oberin?« erkundigte sich Uwe, der wie alle andern dem anschaulichen Bericht amüsiert gefolgt war.

      »Die soll, wie Barbe mir erzählte, Sturm geklingelt haben, worauf dann Niklas bei ihr erschien, den sie ganz unvornehm anfauchte mit der Frage, ob es denn hier üblich wäre, einfach loszugehen und die Gäste sitzenzulassen. Wahrscheinlich müßte man allen hier Manieren und Räson beibringen. Dann rauschte sie zornentbrannt ab und verfügte sich in ihr Appartement, welches in diesem Fall aus einem Zimmer besteht, das nicht zu den besten gehört.

      Das bekam am nächsten Vormittag Barbe zu hören, als sie durch ein Sturmzeichen zu der ungnädigen Gnädigen befohlen wurde, von der sie wissen wollte, ob hier allen Gästen nur ein Zimmer zur Verfügung gestellt würde, was Barbe bejahte. Darauf verlangte die Frau Oberin ihr Frühstück ans Bett, worauf diese Kreatur von Dienerin sich erdreistete, den Wunsch abzuschlagen. Leider könnte man das hier nicht machen, da die wenige Dienerschaft mit Arbeit überlastet wäre. Nun tobte die Frau Oberin los, sie würde sich beim Herrn Baron über die Unbotmäßigkeit seiner Dienerin beschweren, was diese Dienerin mit stoischem Gleichmut hinnahm. Sie sagte noch, daß das Frühstück bis zehn Uhr bereit stehe und machte dann die Tür von draußen zu.«

      »Das ist ja köstlich«, lachte Uwe. »Hat dann etwa die Frau Oberin ihre schlechte Laune an dir ausgelassen?«

      »Ich war ja gar nicht da«, lachte Oda schadenfroh. »Ich war mit Winrich zur Försterei geritten, wo ich mir aus dem Wurf junger Dackel den schönsten aussuchen durfte. Doch jetzt muß ich eilen, damit ich zum Mittagessen nicht zu spät komme. Du weißt ja, daß Winrich Unpünktlichkeit verhaßt ist. Also dann adieuchen, ich kehr bald wieder.«

      Sie wirbelte ab, und der Tierarzt sah die Damen der Reihe nach an, die betretene Gesichter machten.

      »Was Sie denken, das weiß ich«, lächelte er. »Nämlich, daß mein Freund Winrich ein unmanierlicher Mensch und ein miserabler Gastgeber wäre. Dem ist aber nicht so. Ich kenne im Gegenteil nicht viele Männer, die über so tadellose Umgangsformen verfügen und so ritterlich sind wie er. Doch dieser anmaßenden Oberin gegenüber muß er schon zu rigorosen Maßnahmen greifen, sonst ist er bald nicht mehr Herr in seinem Haus. Wahrscheinlich gedenkt sie sich da einzunisten.«

      »Das stimmt«, nickte Jadwiga so eifrig, daß ihr Pincenez wackelte. »Das hat sie im Stift ausdrücklich betont. Auch daß sie den frauenlosen Haushalt straff am Zügel nehmen wird.«

      »Eine despotische Dame«, bemerkte Uwe. »Da haben Sie und Ihre Stiftsschwestern wohl sehr unter der Despotie zu leiden gehabt, gnädiges Fräulein?«

      »O ja. Das heißt, die ersten vier Jahre ihrer fünfjährigen Herrschaft war es immerhin noch erträglich. Da gab es den Patronatsherrn, der die Oberin scharf in ihre Schranken wies, wenn Beschwerden bei ihm einliefen. Doch als er starb und das Stift bald darauf zur Auflösung kam, wurde es arg, zumal man der Oberin die Auflösung überließ. Diejenigen, die sie zu umschmeicheln verstanden, hatten es gut. Doch die, die es nicht konnten, für die wurde es ein bitterböses Jahr, haupt­sächlich für mich«, schloß sie leise, und der Arzt sagte grimmig:

      »Das soll sie büßen. Mein Freund wird schon dafür sorgen, daß diese Menschenschinderin keinen Oberinposten mehr kriegt, überhaupt in keinem Stift mehr unterkommt. Er ist nämlich der Präses der Verbindung und hat daher eine Menge zu sagen. Im Schloß wird ihres Bleibens auch nicht lange sein, bei den andern Verwandten hat sie sich durch ihr hochfahrendes Wesen wahrscheinlich schon längst unbeliebt gemacht, also wird sie alleinstehen und von ihrer Rente leben müssen, mit der sie bestimmt keine großen Sprünge machen kann, wie man so sagt. Und nun dürfen Sie mich hinauswerfen, meine Damen. Ich habe hier nichts mehr zu suchen, da mein Patient mobil ist. Morgen sehe ich wieder nach ihm. Bis dahin: Auf Wiedersehen.«

      *

      Oda hatte es gerade noch geschafft. Allerdings mit Barbes Hilfe, die ihr beim Umkleiden half und die Zöpfe frisch flocht. Denn unordentliche Menschen waren dem Schloßherrn, der selbst auf tadellose Kleidung hielt, ein Greuel, schon ganz und gar bei Tisch. Und was er verlangte, dem hatte man sich unterzuordnen, da gab es selbst für das zärtlich geliebte Schwesterchen kein Pardon.

      Also betrat Oda wie frischgewaschen und geplättet das Speisezimmer. Nachdem auch die andern beiden sich eingefunden hatten, nahm man am Tisch Platz, und Niklas servierte die Suppe, über die sich die Baroneß mit Appetit hermachte, während die Gräfin sie ablehnte.

      »Suppe macht dick«, erklärte sie. »Du solltest auch darauf verzichten, Oda.«

      »Warum denn? Bin ich etwa zu dick?«

      »Noch nicht. Aber wenn du immer weiter so drauflos ißt, wirst du deine zierliche Figur bald einbüßen. Und dann solltest du deine Zöpfe abschneiden lassen.«

      »Mitnichten«, warf der Bruder ein. »Odas prächtige Zöpfe sind mein ganzer Stolz. Und über ihren Appetit freu ich mich. Ein Zeichen, daß sie gesund ist.«

      »Wo warst du überhaupt heute den ganzen Vormittag, Oda?« wechselte die Dame rasch das Thema, und artig gab die Kleine Auskunft:

      »Ich ritt morgens mit Winrich zur Försterei, wo ich mir einen Dackel aussuchen durfte, anschließend ging ich dann ins grüne Haus. Zu meiner Überraschung fand ich Uwe dort«, richtete sie jetzt das Wort an den Bruder. »Ajax hatte sich eine Scherbe in die Pfote getreten, die Uwe entfernte.«

      »Alles gutgegangen?«

      »Das kannst du dir doch denken, wenn Uwe etwas in die Hand nimmt, daß es gut wird.«

      »Wer ist denn dieser Uwe?« wollte die Gräfin wissen.

      »Mein bester Freund.«

      »Aristokrat und Landwirt?«

      »Nein, ein bürgerlicher Tierarzt.«

      »Und wer ist Ajax?«

      »Ein Schäferhund.«

      »Und wer wohnt in dem grünen Haus?«

      »Zwei junge Damen nebst einer langjährigen Angestellten. Außerdem befindet sich seit ungefähr drei Wochen dort eine Hausgenossin, die dir gut bekannt ist, weil sie sich mit dir in demselben Stift befand.«

      »Was, etwa die Schlössen?«

      »Jawohl, die Schlössen«, wiederholte er mit unverkennbarer Ironie, was die Frau Oberin noch nervöser werden ließ, als sie es ohnehin schon war. »Die bedauernswerte Dame wußte nämlich nicht wohin, nachdem das Stift aufgelöst wurde, und da hat die Besitzerin des Hauses im grünen Grund sich liebreich ihrer angenommen.«

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