Das Nibelungenlied. Anonym

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Das Nibelungenlied - Anonym

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Was ihr für Spiel' ertheilet. Eh euch den Gewinn

       Mein Herr Gunther ließe, so müst es übel sein:

       Er mag wohl noch erwerben ein so schönes Mägdelein."

      "Den Stein soll er werfen und springen darnach, 438

       Den Sper mit mir schießen: drum sei euch nicht zu jach.

       Ihr verliert hier mit der Ehre Leben leicht und Leib:

       Drum mögt ihr euch bedenken," sprach das minnigliche Weib.

      Siegfried der schnelle gieng zu dem König hin 439

       Und bat ihn, frei zu reden mit der Königin

       Ganz nach seinem Willen; angstlos soll er sein:

       "Ich will dich wohl behüten vor ihr mit den Listen mein."

      Da sprach der König Gunther: "Königstochter hehr, 440

       Ertheilt mir, was ihr wollet, und wär es auch noch mehr,

       Eurer Schönheit willen bestünd ich Alles gern.

       Mein Haupt will ich verlieren, gewinnt ihr mich nicht zum Herrn."

      Als da seine Rede vernahm die Königin, 441

       Bat sie, wie ihr ziemte, das Spiel nicht zu verziehn.

       Sie ließ sich zum Streite bringen ihr Gewand,

       Einen goldnen Panzer und einen guten Schildesrand.

      Ein seiden Waffenhemde zog sich an die Maid, 442

       Das ihr keine Waffe verletzen konnt im Streit,

       Von Zeugen wohlgeschaffen aus Libya dem Land:

       Lichtgewirkte Borten erglänzten rings an dem Rand.

      Derweil hatt ihr Uebermuth den Gästen schwer gedräut. 443

       Dankwart und Hagen die standen unerfreut.

       Wie es dem Herrn ergienge, sorgte sehr ihr Muth.

       Sie dachten: "Unsre Reise bekommt uns Recken nicht gut."

      Derweilen gieng Siegfried, der listige Mann, 444

       Eh es wer bemerkte, an das Schiff heran,

       Wo er die Tarnkappe verborgen liegen fand,

       In die er hurtig schlüpfte: da war er Niemand bekannt.

      Er eilte bald zurücke und fand hier Recken viel: 445

       Die Königin ertheilte da ihr hohes Spiel.

       Da gieng er hin verstohlen und daß ihn Niemand sah

       Von Allen, die da waren, was durch Zauber geschah.

      Es war ein Kreis gezogen, wo das Spiel geschehn 446

       Vor kühnen Recken sollte, die es wollten sehn.

       Wohl siebenhundert sah man Waffen tragen:

       Wer das Spiel gewänne, das sollten sie nach Wahrheit sagen.

      Da war gekommen Brunhild, die man gewaffnet fand, 447

       Als ob sie streiten wolle um aller Könge Land.

       Wohl trug sie auf der Seide viel Golddrähte fein;

       Ihre minnigliche Farbe gab darunter holden Schein.

      Nun kam ihr Gesinde, das trug herbei zuhand 448

       Aus allrothem Golde einen Schildesrand

       Mit hartem Stahlbeschlage, mächtig groß und breit,

       Worunter spielen wollte diese minnigliche Maid.

      An einer edeln Borte ward der Schild getragen, 449

       Auf der Edelsteine, grasgrüne, lagen;

       Die tauschten mannigfaltig Gefunkel mit dem Gold.

       Er bedurfte großer Kühnheit, dem die Jungfrau wurde hold.

      Der Schild war untern Buckeln, so ward uns gesagt, 450

       Von dreier Spannen Dicke; den trug hernach die Magd.

       An Stahl und auch an Golde war er reich genug,

       Den ihrer Kämmrer Einer mit Mühe selbvierter trug.

      Als der starke Hagen den Schild hertragen sah, 451

       In großem Unmuthe sprach der Tronjer da:

       "Wie nun, König Gunther? An Leben gehts und Leib:

       Die ihr begehrt zu minnen, die ist ein teuflisches Weib."

      Hört noch von ihren Kleidern: deren hatte sie genug. 452

       Von Azagauger Seide einen Wappenrock sie trug,

       Der kostbar war und edel: daran warf hellen Schein

       Von der Königstochter gar mancher herrliche Stein.

      Da brachten sie der Frauen mächtig und breit 453

       Einen scharfen Wurfspieß; den verschoß sie allezeit,

       Stark und ungefüge, groß dazu und schwer.

       An seinen beiden Seiten schnitt gar grimmig der Sper.

      Von des Spießes Schwere höret Wunder sagen: 454

       Wohl hundert Pfund Eisen war dazu verschlagen.

       Ihn trugen mühsam Dreie von Brunhildens Heer:

       Gunther der edle rang mit Sorgen da schwer.

      Er dacht in seinem Sinne: "Was soll das sein hier? 455

       Der Teufel aus der Hölle, wie schützt' er sich vor ihr?

       War ich mit meinem Leben wieder an dem Rhein,

       Sie dürfte hier wohl lange meiner Minne ledig sein."

      Er trug in seinen Sorgen, das wißet, Leid genug. 456

       All seine Rüstung man ihm zur Stelle trug.

       Gewappnet Stand der reiche König bald darin.

       Vor Leid hätte Hagen schier gar verwandelt den Sinn.

      Da sprach Hagens Bruder, der kühne Dankwart: 457

       "Mich reut in der Seele her zu Hof die Fahrt.

       Nun hießen wir einst Recken! wie verlieren wir den Leib!

       Soll uns in diesem Lande nun verderben ein Weib?

      "Des muß mich sehr verdrießen, daß ich kam in dieses Land. 458

      

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