Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola Maybach
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Anna und Christian hatten Mühe, nicht laut loszulachen, während Eberhard Hagedorn nur zufrieden in sich hineinlächelte.
Gleich darauf ließ die Baronin vernehmen: »Ist sie weg, die alte Giftspritze?«
»Jawohl, Frau Baronin«, antwortete Eberhard Hagedorn, bevor er sich an Anna und Christian wandte: »Danke für die Unterstützung, Prinz Christian und Baronin Anna. Dadurch hat die Geschichte noch mehr Glaubwürdigkeit gewonnen. Ich glaube, die Gräfin hatte nicht den geringsten Zweifel, dass wir die Wahrheit sagen.«
»Danke!«, sagte nun auch Sofia. »Danke, dass ihr alle für mich gelogen habt, aber ich hätte die Gräfin unmöglich empfangen können. Wenn sie das nächste Mal kommt, werde ich ihr deutlich sagen, was ich von ihr halte, aber heute erschien mir das ungeschickt.«
»Wieso denn, Mama?«, erkundigte sich Anna verwundert. »Du sagst doch sonst immer allen Leuten ins Gesicht, was du von ihnen denkst.«
»Das Problem ist nicht die Gräfin, sondern Tina«, erklärte die Baronin. »Ich möchte ihr nicht schaden – und ich wäre mit Sicherheit unfreundlich geworden, wenn ich jetzt mit Irina zu Stabenow gesprochen hätte. Und wie ich sie kenne, hätte sie das nur zum Anlass genommen, noch mehr Gerüchte über Tina in Umlauf zu setzen.«
»Noch mehr?«, fragte der kleine Fürst.
»Ja«, bestätigte Sofia mit düsterem Gesicht. »Sie hat keine Zeit verloren, die alte Klatschbase. Damals, als Tina weggegangen ist, hat sie schon lauter Lügen erzählt – und jetzt tut sie es wieder. Ich wünschte, man könnte ihr ein für alle Mal den Mund verbieten. Wahrhaftig, das wünschte ich mir!«
»Darf man das denn, Tante Sofia? Lügen verbreiten über andere Leute?«
»Schwere Frage«, antwortete die Baronin. »Man darf es nicht, aber wenn man es tut, wird man meistens nicht einmal dafür bestraft. Das ist ungerecht, aber so sieht die Wirklichkeit leider aus.«
Eberhard Hagedorn hatte sich während dieser Diskussion diskret zurückgezogen. Im Stillen konnte er sich dem Wunsch der Baronin nur anschließen: Wenn er einen Weg gewusst hätte, diese schreckliche Gräfin daran zu hindern, ihre erfundenen Geschichten über andere Menschen zu verbreiten, er hätte diesen Weg ohne zu zögern beschritten.
*
Konstantin war froh, dass er sich auf seine Arbeit konzentrieren musste, denn sonst hätte er vermutlich unablässig über Bettina von Rabenfels und die Tatsache nachgedacht, dass sie offenbar keinen Wert darauf legte, ihn noch einmal zu treffen. Dabei hätte er während des Gesprächs mit ihr schwören können, dass sie ihn so anziehend fand wie er sie. Aber ganz offensichtlich war das ein Irrtum gewesen.
Wann immer er eine Pause machte, kam sie ihm sofort in den Sinn. Während der Arbeit zwang er sich, jeden Gedanken an sie aus seinem Kopf zu verbannen, doch sobald seine Konzentration nachließ, tauchte als erstes die Frage auf: Wie konnte ich mich so irren? Und dann: Warum will sie sich nicht mehr mit mir treffen? Mag sie mich nicht oder gibt es andere Gründe für ihre ablehnende Haltung?
Er kam zu keinem Ergebnis. Da er aber verbissener denn je zuvor arbeitete, wurde er schneller fertig als erwartet. Bald wusste er, dass er von den vierzehn Tagen, die Helen ihm angeboten hatte, nicht mehr als zehn brauchen würde. Als er ihr das mitteilte, war sie hoch beglückt.
»Wunderbar, Tino! Bist du ganz sicher?«
»Ich bin ganz sicher. Übermorgen liegt das Manuskript auf deinem Schreibtisch, du hast mein Wort darauf.«
»Das ist heute anscheinend mein Glückstag! Zuerst überrascht mich Clemens mit einer wunderschönen Halskette – und jetzt sagst du mir, dass wir doch nicht so in Zeitnot geraten wie befürchtet.«
Nach diesem Gespräch überarbeitete Konstantin ein weiteres Kapitel, dann schaltete er den Computer aus.
Er würde am nächsten Tag fertig werden und war froh darüber. Bald kannte er den Text auswendig, so oft hatte er ihn gelesen.
Kurz entschlossen rief er Moritz an. Vielleicht konnten sie gemeinsam etwas essen gehen – doch Moritz war nicht zu Hause. »Mist!«, murmelte er vor sich hin. Er hätte seinem Freund gern von dem Erlebnis mit Bettina von Rabenfels erzählt. Bisher hatte er das nämlich noch nicht getan. Zwar redete niemand gern über seine Misserfolge, aber vielleicht hatte er ja einen Fehler begangen, und Moritz erkannte das sofort …
Es klingelte an seiner Wohnungstür. Als er öffnete, stand Moritz davor. »Ich habe gerade bei dir angerufen, um zu fragen, ob wir nicht zusammen was essen wollen«, sagte Konstantin.
Statt die indirekte Frage seines Freundes zu beantworten, platzte Moritz mit seiner Neuigkeit heraus: »Ich habe mich verliebt!«
»Ich auch«, antwortete Konstantin – zu seiner eigenen Überraschung. Aber kaum hatte er es ausgesprochen, als er auch schon erkannte, dass es die Wahrheit war. Ja, er hatte sich in Bettina von Rabenfels verliebt, und das war der Grund dafür, dass ihre Abfuhr ihm so zu schaffen machte.
»Tatsächlich?«, fragte Moritz verblüfft und auch ein wenig enttäuscht darüber, dass die Enthüllung seines großen Geheimnisses praktisch wirkungslos verpufft war.
»Ja, tatsächlich«, bestätigte Konstantin. »Aber davon reden wir später. Erzähl du zuerst: Wer ist die Glückliche?«
Gleich darauf fiel er aus allen Wolken, als er hörte, dass Moritz sich in die jüngere Schwester seiner Verlegerin verliebt hatte.
»In Lili?«, staunte er. »Das ist aber eine echte Überraschung. Kanntet ihr euch bisher denn noch nicht?«
»Nein – ich wusste zwar, dass sie existiert, weil du sie schon gelegentlich erwähnt hast, aber begegnet waren wir uns noch nie. Ich bin ziemlich durcheinander, kann ich dir sagen.«
Konstantin nickte. Er war auch durcheinander, aber leider aus anderen Gründen als Moritz.
»Und bei dir?«, erkundigte sich Moritz.
Er machte große Augen, als er erfuhr, dass Konstantin nach dem Vortrag neulich Frau Dr. Bettina von Rabenfels angesprochen hatte und mit ihr essen gegangen war.
»Du hättest mir ruhig sagen können, dass du das vorhattest«, beklagte er sich. »Ich habe mich schon gewundert, warum du es plötzlich so eilig hattest.«
»Ist aber leider schon wieder vorbei – ich wollte mich anschließend mit ihr verabreden, aber sie hat behauptet, dass sie keine Zeit hat und mich praktisch stehenlassen.« Konstantin lächelte schief. »Dabei dachte ich, sie wäre von mir auch ein bisschen beeindruckt gewesen, das war aber leider ein Irrtum.«
»Tut mir leid«, murmelte Moritz, doch trotz seines Mitgefühls konnte er nicht verhindern, dass er vor Glück förmlich leuchtete.
»Lass uns essen gehen«, schlug Konstantin vor, der nach kurzem Nachdenken zu der Erkenntnis gelangt war, dass es immer noch besser war, Moritz von seinem Glück reden zu hören, als allein zu Hause zu sitzen und an Bettina von Rabenfels zu denken.
Moritz war einverstanden, und