Der Sufi-Weg. Osho
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Sieh zu, ob du ein Goldstück dafür bekommen kannst.“
Er konnte auf dem ganzen Markt keinen Händler finden,
der mehr als ein kleines Stück Silber dafür geboten hätte.
Der junge Mann kam mit dem Ring zurück.
„Und jetzt“, sagte Dhun-Nun,
„geh zum wirklichen Goldschmied und frag ihn,
was er zu zahlen bereit ist.“
Der Goldschmied bot eintausend Goldstücke für das Juwel.
Der junge Mann war hocherstaunt.
„Und nun mein Sohn“, sagte Dhun-Nun,
„zu deiner Einschätzung der Sufis:
Du verstehst gerade soviel davon,
wie die Krämer da drüben von der Goldschmiedekunst.
Wenn du Edelsteine schätzen willst,
musst du erst Goldschmied werden.“
Was genau ist der Punkt, den der Ägypter demonstrieren wollte? Dass der Sufismus kein Wissens-System ist. Man kann über ihn nichts lesen. Schriften sind keine Hilfe, Lehrer sind keine Hilfe, sie können zwar erklären, aber die eigene Erfahrung nicht ersetzen. Im Gegenteil, Lehren sind gewöhnlich dazu da, die eigene Erfahrung zu verhindern. Durch Erklärungen kann man alles wegerklären. Sie verhindern nicht nur die eigene Erfahrung, sondern werden zum Ersatz dafür. Auf diese Weise werden Gelehrte und Philosophen geboren.
Sufismus ist keine Wissenschaft. Er ist nirgendwo und bei niemandem erlernbar. Der Sufismus ist kein geborgtes Wissen, kein Informationsmaterial. Kein Lehrer kann ihn lehren. Wahrheit kann nicht gelehrt werden – sie ist Erfahrung. Sie ist nicht Wissen – sie ist Sein. Nicht etwas, das du erlernst, sondern etwas, das du wirst. Wer kann sie dir geben? Nur du selbst. Du kannst sie dir nur selber geben. Nur du selbst kannst dich zu einem Punkt bringen, wo du weißt, was Sufismus ist – es geschieht nicht durch Wissen, sondern durch Weisheit.
Den Unterschied zwischen Wissen und Weisheit dürft ihr nie vergessen. Wissen ist toter, angehäufter Kram; Weisheit ist ständige Bewegung. Weisheit lebt. Wissen ist tot. Weisheit ist dein wahres Sein. Wissen bleibt deinem wahren Sein immer fremd. Dein Wissen gehört allenfalls zu deinem Gedächtnis, und das Gedächtnis ist nichts als ein Bio-Computer.
Früher oder später werden die Technologen kleine Taschen-Computer entwickeln, die das Wissen aller Bibliotheken der Welt gespeichert haben. Dann brauchst du dir nichts mehr anzueignen, du drückst nur auf einen Knopf, und der Computer liefert dir die Information. Warum also fünfundzwanzig kostbare Lebensjahre in Schule und Hochschulen und Universitäten vergeuden, mit engstirnigen Lehrern und idiotischen Prüfern, die einem alles Mögliche eintrichtern? Das alles kann der Computer übernehmen. Und zwar wirksamer als jedes Gedächtnis, denn ein Computer ist etwas Totes, und Wissen auch. Es eignet sich mehr für Computer als für das menschliche Hirn. Das Hirn ist nicht so zuverlässig – irgendwie hängt es nämlich immer noch mit einem lebendigen Wesen zusammen, das Leben pulsiert auch in ihm. Und dies Leben ist ein Störfaktor.
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