MS Visual C++ 2010 в среде .NET. Библиотека программиста. Виктор Зиборов

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MS Visual C++ 2010 в среде .NET. Библиотека программиста - Виктор Зиборов

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hören, er wollte sie verdrängen. Sie überdeckte das zarte Flüstern und rüttelte an ihm, als ob er aufwachen sollte. Aber das wollte er nicht, noch nicht. Und dann, wie aus dem Nichts, sah er plötzlich Macvol vor sich stehen. Sein Verstand wurde von einem Moment zum nächsten wieder glasklar, als ob er nie vernebelt gewesen wäre.

      „Nicht nach oben sehen, nicht nach oben sehen!“

      Macvol legte seine Hand auf Willis Stirn und im gleichen Moment befahl Willi es sich selbst.

      „Los komm weiter jetzt! Wir haben keine Zeit zu verlieren!“, sagte Macvol und zog Willi schmerzhaft am Arm.

      Beide liefen nun schneller als vorher durch das kleine Dorf. Durch die gewaltige Staubwand war kaum etwas zu sehen, aber dennoch hatte Willi den Eindruck, in dem sandig, grauen Dunst Reiter ausgemacht zu haben, die vom Boden abhoben und wieder landeten. Mal dicht neben ihm, mal weiter weg. Jedoch konnte er nichts hören. Nur das Brausen des ungeheuerlichen Sturmes, das alles überdeckte und sich ungehindert, in übermächtiger Manier in seinem Gehör ausgebreitet hatte. Macvol lief unbeirrt weiter, vorbei an den letzten Zwergenhütten. Irgendwann stolperte Willi, fing sich im letzten Moment ab und erkannte plötzlich und zu spät, dass sie in einen Sumpf geraten waren. Warme neblige Schwaden überdeckten seine Stiefel und jeder Schritt wurde schwerer.

      „Halt! Zurück!“, schrie Willi panisch. „Wir kommen hier nicht weiter! Wir kommen nicht mehr raus!“

      „Weiter, los! Nicht stehen bleiben! Mir nach! Wir haben es gleich geschafft“, rief Macvol in unnachgiebigem Befehlston und ohne sich umzudrehen. „Nein, bitte, wir müssen zurück.“

      Willi konnte kaum noch Kraft für seine Stimme aufbringen.

      Mit rudernden Armbewegungen schob er seinen Körper durch die brodelnde, stinkende Masse, vorbei an wuchernden Schlingpflanzen und abgestorbenem Gehölz. Er sah, dass Macvol immer weiter einsank und er hatte höllische Angst, im Moor zu ersticken. Doch unerklärlicherweise folgte er Macvol immer weiter ins Moor, bis er selbst schon fast bis zum Hals im warmen Schlamm steckte.

      „Ich will nicht sterben, Macvol! Halt! Bitte warte“, schrie Willi verzweifelt und sein Mund berührte dabei den blubbernden, sumpfigen Morast.

      Sein ganzer Körper musste zittern, doch das konnte Willi nicht mehr fühlen; wie eingegossen steckte er fest. Macvols Hutspitze versank bereits im Moor und Willi spürte in diesem Moment blanke Todesangst. Er war völlig aufgelöst, konnte sich in der zähflüssigen Masse kaum mehr bewegen und hatte sich schon fast aufgegeben. Als er einen letzten Versuch startete, um um Hilfe zu schreien, war es zu spät. Sein Mund war bereits durch den Schlamm verschlossen. Wie eine braune, klebrige Hand drückte er auf sein Gesicht und prahlte höhnisch mit seiner Übermacht. Willi schloss seine Augen, versank langsam wie in Zeitlupe und bekam keine Luft mehr. Dass Einzige was sich noch bewegte, war sein Herz, das unermüdlich und so heftig schlug, als ob es nicht wüsste, dass es keinen Sinn mehr hatte.

      Im gleichen Moment zog jemand an seinen Beinen. Willi rutschte ruckartig nach unten und knallte hart auf. Er spürte wieder Boden unter den Füßen und konnte endlich wieder Luft holen. Luft! Lebensnotwendiges Elixier! Tief und erleichtert atmete er ein und schaute sich halb zitternd und halb überrascht um. Er war in einer Art Höhle gelandet, die mannshoch war und an deren feucht schillernden Wänden brennende Fackeln hingen. Macvol stand über ihn gebeugt und blickte auf ihn nieder.

      „Du hast ganz schön festgesteckt. Beim nächsten Mal brauchst du dich nur durchrutschen lassen.“

      Macvol lächelte ein bisschen überheblich und schnipste mit seinem Zeigefinger die letzten Erdklümpchen von seinem goldenen Hut. Willi kniff sich in seinen Arm.

      „Bin ich im Himmel? Nein, wie Himmel sieht das hier nicht aus. Doch nicht etwa …?“

      „Hey. Du lebst! Nichts mit Himmel oder Hölle.“

      „Ich lebe. Ich lebe! Ich bin nicht im Sumpf erstickt!“, platze es aus ihm heraus. „Juhu, ich lebe! Ich lebe!“

      Noch konnte er diese Situation kaum erfassen.

      „Wie sind wir plötzlich hier hergekommen? Und wo sind wir eigentlich?“, fragte Willi, während er sich aufrappelte.

      „Direkt unter dem Moor. Und, naja, diesen Weg kennen nur die wenigsten und fast niemand benutzt ihn“, sprach Macvol bedächtig.

      Dabei blinzelte er Willi an, zwinkerte mit seinem linken Auge und rückte seinen Hut zurecht.

      „Ich habe auch schon eine Idee, warum wohl kaum jemand diesen Weg nimmt“, lachte Willi, der sich über seine wiedergewonnenen Lebensgeister noch immer freute.

      Als er sich den Schlamm von den Sachen abstreifen wollte, bemerkte er, dass er seine menschliche Gestalt wieder angenommen hatte.

      „Die Wirkung der Flaumflocke hat nachgelassen, warten wir noch, bis dein Hut ganz verschwindet“, kratzte Macvol und deutete auf Willis Kopf.

      Reflexartig griff sich Willi an seinen Kopf und spürte einen samtig weichen Stoff in der Hand.

      „Schade, dass es hier keinen Spiegel gibt, ich hätte zu gern gesehen, wie ich als Zwerg aussehe“, sagte Willi, während er sich mit zwei Fingern über sein noch etwas zwergenhaftes, spitzes Kinn strich.

      „Oh, Zwergenhimmel, bist du vielleicht eitel! Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich dich in Prinz Cardival verwandelt.“

      „Wer ist Prinz Cardival?“

      „Ein schöner Prinzzwerg. Alle Zwerginnen schwärmen von ihm. Ich finde ja, er hat zu starke Oberarme, aber mich fragt ja keiner“, lästerte Macvol und griff sich dabei an seine eigenen, die eher sehnig und dünn waren.

      „Oh Mann, ich bin beruhigt, dass nicht nur wir Menschen solche Probleme haben“, scherzte Willi und musste plötzlich an seinen etwas schrägen Freund Georg denken.

      Eine Zeitlang war es still, nur das Blubbern des Moores war zu hören, was Willi eine unangenehme Gänsehaut bescherte. Unweigerlich musste er an die eben erlebten, schrecklichen Minuten im Schlamm denken und an die Atemnot, die ihn fast umgebracht hätte.

      „Ich glaube, ich habe da vorhin im Dunst fliegende Reiter gesehen. Was waren das für Geschöpfe?“, erinnerte sich Willi und durchbrach das Schweigen.

      „Das waren die Wächter, sie haben die Legoven aufgescheucht. Wir können froh sein, dass sie dich nicht erkannt haben. Die Legoven haben mit ihrem Gesang zu viel Staub aufgewirbelt, das hätten die Wächter eigentlich wissen müssen. Nun ja, es war unser Glück“, erklärte Macvol.

      „Die Legoven?“

      „Gefährliche Wesen kann ich dir sagen. Ihre Antlitze sind abscheulich. Glaub mir, du willst keine davon sehen. Sie haben die Form einer halben Kugel, die mit einer hauchdünnen, adrigen Haut überspannt ist. Tausende dünne Fühler hängen an ihnen, die sich im Wind bewegen. Wenn sie aufgebracht sind, singen sie und verursachen damit einen heftigen Sturm. Für manch einen ist der Gesang unglaublich schön, man denkt, man hätte noch nie etwas Schöneres gehört. So wie du eben auch. Doch genau das ist ihre heimtückische Waffe. Derjenige, der sich durch ihren Gesang angesprochen fühlt und nach oben sieht, wird von einem Giftblitz getroffen und stirbt, wenn er nicht unverzüglich Hilfe bekommt. Wenn die Legoven jedoch in Ruhe gelassen werden,

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