Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren
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Da raste plötzlich hinter ihnen ein Pferd heran. Im Sattel saß eine zierliche Gestalt. Sie peitschte das Pferd vorwärts, an Talco und Harris vorbei –?und rammte mit ihrem Pferd Cals Tier! Er flog beinahe aus dem Sattel. Schüsse krachten, Mündungsfeuer stießen aus Hüfthöhe schräg empor, Blei streifte heiß Cals Kopf.
Er stürzte.
Sein Pferd richtete sich auf, wieherte. Die Reiterin sprang vom Pferd –?gerade rechtzeitig. Harris und Talco feuerten auch auf sie. Geduckt huschte sie durch die Dämmerung, verschwand hinter einer Eiche.
Cal rollte in die Senke zurück. Die Taschen seiner langen Jacke schlugen wie Beutel um seinen Körper. Sekundenlang war er noch benommen, lag im nebelfeuchten Gras, hörte die Schüsse wie dumpfe Trommellaute.
»Da unten ist er!« schrie Talco.
Sie warfen sich herum und kamen herunter. Beide hielten die rauchenden Colts, wollten schießen.
Da zerrte er die schweren Whitneyville Walker Colts aus den Taschen und machte sie feuerbereit. Da schlug dicht vor ihm eine Kugel in den Boden. Dreck flog ihm ins Gesicht. Er rollte sich zur Seite, hob die schweren Eisen an und jagte zum ersten Mal Blei aus den Läufen. Die beiden Handkanonen dröhnten und spuckten den Halunken den Tod entgegen.
Noch wahrend Talco und Harris stolpernd starben, drückten sie ab und jagten Kugeln aus den Colts. Eine Kugel streifte Cals Schulter. Er ruckte hoch, kniete und feuerte wie in einem Anfall. Immer wieder. Bis die Whitneyville Walker Colts leergeschossen waren.
Caleb Roosters Gesicht war nicht zu erkennen. Es glühte eigenartig, und die braunen Augen hatten einen nahezu wölfischen Ausdruck.
Mit einem Ruck kam er auf die Beine, stand gebeugt vor den Toten und wollte abdrücken, doch die Waffen blieben stumm.
Stumm wie Rosanna, die nun vor ihm stand und ihn mit ihren großen dunklen Augen entsetzt ansah.
Auch in der Nähe des Farmhauses fielen jetzt Schüsse.
Er hörte das nicht, starrte auf die Toten und atmete heftig.
Caleb, Sohn von Lobo Rooster, hatte zum ersten Mal getötet. Dieser Moment hatte sein Leben verändert. Die Colts hatten ihn zum Herrn über Leben und Tod gemacht. Das Revolverblut kochte.
Fern hinter den Baumwollfeldern verstummten jetzt die Schüsse. Reiter jagten davon und verschwanden in der Dämmerung. Gerade rechtzeitig, denn beinahe schlagartig wurde es mondhell.
Rosanna wagte sich an Cal heran, berührte ihn am Ärmel. Er zuckte zusammen, fand wie aus tiefster Versunkenheit zurück.
»Rosanna!« flüsterte er. »Was machst du denn hier? Ich –« Er verstummte, sah noch einmal auf die jungen leblosen Burschen, sagte dann: »Du hast mir das Leben gerettet, Rosanna. Die Kerle hätten mich glattweg vom Pferd geschossen.«
Er verstaute die Colts in den Jackentaschen, zerrte die Gurte von den Toten und hob ihre Colts auf.
»Sag nichts meiner Mutter, Rosanna. Sonst –« Tief atmete er ein. »Ich Narr. Tut mir leid, Rosanna. Ich hatte vergessen, daß du stumm bist. Komm, wir reiten zurück. Und wir tun so, als wär’ nichts geschehen. Jedenfalls müssen wir weg von hier.«
Sie zeigte auf seine Streifwunden. Da begriff er, daß er nichts verheimlichen und verharmlosen konnte.
Im Trab ritten sie zur Farm zurück.
Dort war wieder Ruhe eingekehrt. Einige Männer waren von den Schüssen aus dem Hinterhalt verwundet worden. Sie ließen sich gerade von Arlene Rooster und ihren Farmhelfern verbinden.
Die Banditen hatten entkommen können. Unverletzt. Sie waren zum Fluß davongeritten.
Als Cal vom Pferd stieg, kam die Farmersfrau heran. Sie sah in Cal noch immer ihren Sohn und konnte sich nicht daran gewöhnen, daß sie seine Tante und nicht die Mutter war.
»Du bist verletzt, Cal«, sagte sie bedrückt und blieb vor ihm stehen. »Was war da los unter den Eichen? Als dort die Schüsse fielen, krachte es plötzlich auch hier.«
»Nicht so wichtig, Mam. Da waren zwei Banditen. Sie hatten versucht, mich umzulegen. Rosanna ist rechtzeitig hinzugekommen und hat die Halunken abgelenkt.«
»Du hast sie erschossen, Cal. Ich sehe es dir an. Du hast dich verändert.«
»Ja, ich hab’ sie umgelegt. Sonst hätte es wieder ein Rooster-Begräbnis gegeben!«
Er wandte sich ab und ging ins Haus, ließ sich verarzten.
Vier Männer vom Aufgebot holten die beiden Toten unter den Eichen hervor und brachten sie auf die Farm. Sie legten die Leichen im fahlen Mondschein hinter dem Stall nieder. Der Anblick der zerschossenen Körper entsetzte keinen der Männer mehr.
Die Zeit war grausam geworden.
Cal zog sich auf sein kleines Zimmer zurück. Niemand sollte sehen, daß ihm auf einmal die Hände zitterten.
*
Niemals sollte Cal den nächsten Morgen vergessen.
Nichts warnte sie vorher.
Es war alles so friedlich. So, daß man annehmen konnte, die Gefahr wäre vorbei.
Die Farmhelfer waren schon auf den Beinen. Zwei vom Aufgebot schälten sich gerade aus den Decken. Die Pferde rumorten in Stall und Scheune. Die Hühner machten sich bemerkbar.
Über den Feldern ringsum hing noch feiner Dunst. Die Morgenröte zog herauf. Niemand bemerkte die Reiter. Es waren vier. Sie kamen aus verschiedenen Richtungen. Als sich der Dunst erhob und der Morgenwind einsetzte, waren Reiter und Pferde nicht mehr zu entdecken.
Cal richtete sich auf seinem Lager auf. Die Wunden schmerzten. Er fluchte verhalten, zog sich an, stieg in die Stiefel. Dann legte er Harris’ Waffengurt an und schob die geladenen Whitneyville Walker Colts in die Halfter. Die große Farmerjacke stieß er mit dem Fuß in eine Ecke.
Nebenan rührte sich die Mexikanerin. Stimmen im Haus hatten sie geweckt.
Nur kurz blickte Cal aus dem Fenster. Neben dem Schuppen hatten Männer ein Feuer entfacht. Über den Flammen hing an einem Dreifuß ein Kessel mit Wasser für den Morgenkaffee.
Es war alles ganz friedlich.
Arlene Rooster wollte wie jeden Morgen die Hühner füttern und ins Freie lassen. Die Farmhelfer boten sich an, ihr diese Arbeit abzunehmen, doch sie ließ sich die alten Gewohnheiten nicht nehmen. Die Arbeit lenkte sie ab. Dann dachte sie nicht immer an ihren Mann Lee.
Nolan Fury war ein grausamer Mann. Gnadenlos. Er wollte blutige Rache nehmen. Und das wollte auch Rhambo. Kid und Archie machten aus reiner teuflischer Lust mit.
Jeder kannte seinen Fluchtweg. Auf getrennten Wegen wollten sie nach Sundance Corral reiten. In jener gesetzlosen Stadt wollten sie
die letzte und tödliche Stunde einläuten.
An diesem Morgen hatten sie es auf den blonden jungen Rooster abgesehen. Sie