Die Kreuzritter. Henryk Sienkiewicz

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Die Kreuzritter - Henryk Sienkiewicz Große verfilmte Geschichten

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stimmt Euch aber mein Gesang traurig?«

       »Ei, kein Gedanke!« erwiderte Zbyszko mit etwas bebender Stimme. »Ich könnte Euch die ganze Nacht zuhören.«

       So sprechend, setzte er sich wieder nieder und die Augen mit der Hand beschattend, verfiel er in tiefes Sinnen.

       Jagienka sang nun auch die zweite Strophe, doch kaum damit zu Ende gekommen, gewahrte sie eine große Thräne, die sich zwischen den Fingern Zbyszkos hervorstahl.

       Rasch eilte sie nun auf ihn zu, nahm neben ihm Platz und stieß ihn mit dem Ellenbogen an.

       »Nun?« flüsterte sie, »was ist Euch? Ich will nicht, daß Ihr weint. Sprecht, was ist Euch?«

       »Nichts, nichts!« entgegnete Zbyszko seufzend, »es lohnt sich nicht, darüber zu reden ... Es kam so über mich. Nun ist mir schon wieder leichter.«

       »Möchtet Ihr vielleicht süßen Wein trinken?«

       »Bei meiner Treu, Mädchen!« rief nun Zych, »weshalb redet Ihr Euch mit ›Ihr‹ an? Sage ›Du‹ zu ihm und nenne ihn Zbyszko, und Du, Zbyszko, nennst sie Jagienka. Ihr kennt Euch doch von Jugend an.« Und sich wieder zu der Tochter wendend, meinte er: »Daß er Dich einmal geprügelt hat, das schadet nichts. Jetzt wird er es nicht mehr thun.«

       »Nein, das werde ich nicht mehr thun!« erklärte Zbyszko heiter. »Sie aber soll mir jetzt dafür Prügel geben, wenn sie Lust dazu hat.«

       Daraufhin ballte Jagienka, in der Absicht, ihn recht lustig zu stimmen, die Hand zur Faust und gab sich lachend den Anschein, als ob sie Zbyszko schlagen wolle.

       »Da hast Du es, für meine zerschundene Nase, da hast Du es, da hast Du es!«

       »Wein her!« rief nun der Besitzer von Zgorzelic fröhlich.

       Jagienka eilte in die Vorratskammer und erschien gleich darauf wieder mit einem steinernen Krug voll Wein, zwei schönen, von einem Breslauer Goldschmied gearbeiteten, in Silber getriebenen Bechern und einigen weithin duftenden Käschen.

       Zych, der nicht mehr ganz nüchtern war, wurde bei diesem Anblick von Rührung übermannt; er ergriff den Krug, stellte ihn auf seinen Schoß und ohne Zweifel glaubend, dies sei Jagienka, fing er also zu reden an: »Ei, Du mein Töchterlein! O ich armer Verwaister! Was soll ich bedauernswerter Schlucker in Zgorzelic thun, wenn Du mir genommen wirst, was soll ich thun?«

       »Und binnen kurzem werdet Ihr sie hergeben müssen!« rief Zbyszko.

       Zychs Rührung hielt indessen nicht lange an, denn er brach gleich wieder in Lachen aus.

       »Ha! ha! Das Mädchen ist erst fünfzehn Jahre alt, und es zieht sie schon zu den Burschen!«

       »Väterchen! Du wirst sehen, daß ich fortgehe,« erklärte Jagienka.

       »Nein, bleibe, mit Dir ist gut sein.«

       Dann blinzelte er Zbyszko geheimnisvoll zu.

       »Zwei schon haben sich hier eingestellt, der eine der junge Wilk, ein Sohn des alten Wilk aus Brzozowa, der andere Cztan aus Rogow. Wenn sie Dich hier erwischen, dann fallen sie Dich ebenso wütend an, wie sie sich wechselseitig anfallen.«

       »Topp, es gilt!« rief Zbyszko.

       Dann wandte er sich zu Jagienka, und sie der Aufforderung Zychs zufolge mit Du anredend, fragte er: »Und welchen wählst Du?«

       »Keinen.«

       »Wilk ist ein jähzorniger Bursche!« warf Zych ein.

       »Möge er sich bei andern sein Mütchen kühlen!«

       »Und Cztan?«

       Jagienka lachte. »Cztan,« sagte sie hierauf, sich zu Zbyszko wendend, »dem fällt wie einem Schaf das Haar so zottig bis zur Nase, daß er kaum aus den Augen zu sehen vermag, und er ist so fett wie ein Bär.«

       Bei diesen Worten schlug sich Zbyszko an die Stirn, als ob ihm plötzlich etwas einfiele, und er sagte: »Nun, das ist nur gut; ich möchte Euch nämlich um etwas bitten. Habt Ihr vielleicht Bärenfett im Hause? Dem Ohm soll es zum Heilmittel dienen, und in Bogdaniec fehlt es daran.«

       »Wir hatten wohl,« entgegnete Jagienka, »aber die Bürschlein haben es in den Vorhof getragen, um die Bogen damit zu schmieren. Und den Rest, nun den haben die Hunde gefressen. Jetzt thut es mir leid.«

       »Blieb nichts übrig?«

       »Alles ist rein aufgeleckt!«

       »Ei, da läßt sich eben nichts anderes thun, als im Walde nach anderem zu fahnden.«

       »Stelle eine Treibjagd an, an Bären fehlt es nicht, und wenn Ihr die Jagdgeräte haben wollt, können wir sie Euch geben.«

       »Weshalb sollte ich lange warten? Ich gehe des Nachts zu den Bienenstöcken.«

       »Nimm fünf von unseren Knechten mit. Es sind tüchtige Bursche unter ihnen.«

       »Mit einem solchen Haufen ist's nichts. Damit verscheucht man nur die wilden Tiere.«

       »Wie gedenkt Ihr es zu machen? Wollt Ihr die Armbrust mitnehmen?«

       »Was sollte mir im dunkeln Walde die Armbrust nützen? Wir haben ja jetzt nicht Vollmond. Ich nehme eine vielzackige Heugabel mit, ein gutes Beil und gehe morgen allein.«

       Jagienka schwieg einige Zeit; auf ihrem Gesichte drückte sich jedoch sichtliche Unruhe aus.

       »Im vorigen Jahre,« begann sie endlich wieder, »ging der Jäger Bezduch von uns weg und wurde von einem Bären zerrissen. Es ist immer eine gefährliche Sache, sich allein des Nachts in den Wald zu wagen, denn sieht der Petz gar einen einzelnen Menschen bei den Bienenstöcken, dann stellt er sich sofort auf die Hinterbeine.«

       »Wenn er davonlaufen würde, könnte man ihn ja nicht packen!« rief Zbyszko.

       Jetzt erhob sich plötzlich Zych, der ein wenig geschlummert hatte, und begann zu singen:

      »Kuba stets von der Arbeit kommt,

       Mir, Maczek, nur die Lustbarkeit frommt;

       Frühmorgens mit der Sichel wir ziehn in die Au,

       Doch im Korn allein nur nach Kascha ich schau.

       Juchhe, Juchhe!«

       »Siehst Du,« wandte er sich hierauf an Zbyszko, »es sind ihrer zwei: Wilk aus Brzozowa und Cztan aus Rogow ... Aber Du ...«

       Da trat Jagienka, wohl aus Furcht, Zych könne in seinen Worten zu weit gehen, rasch auf Zbyszko zu und fragte:

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