Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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eine prächtige Katze werden wird. Sie hielt es wohl für ein Gebot der Höflichkeit, durch ein Lächeln ihr Interesse für das allgemeine Gespräch zu bekunden; aber wider ihren Willen blickten ihre Augen unter den langen, dichten Wimpern hervor mit einer so leidenschaftlichen, mädchenhaften Schwärmerei nach dem Vetter hin, der demnächst zur Armee abgehen sollte, daß ihr Lächeln niemand auch nur einen Augenblick lang täuschen konnte; es war ganz klar, daß das Kätzchen sich nur in der Absicht hingesetzt hatte, bald einen noch kräftigeren Sprung zu tun und ihr Spiel mit dem Vetter von neuem zu beginnen, sowie sie nur, wie Boris und Natascha, aus diesem Salon würden wieder herausgekommen sein.

      »Ja, meine Teuerste«, sagte der alte Graf zu der Besucherin, indem er auf seinen Nikolai wies, »sein Freund Boris ist Offizier geworden, und aus Freundschaft will er sich nun nicht von ihm trennen. Er läßt die Universität und mich alten Mann im Stich und tritt in das Heer ein. Und es war schon eine Stelle in der Archivverwaltung für ihn in Bereitschaft und auch sonst alles geregelt. Das nennt man Freundschaft, nicht wahr?« schloß der Graf in fragendem Ton.

      »Es heißt ja, daß der Krieg schon erklärt ist«, sagte die Besucherin.

      »So heißt es schon lange«, erwiderte der Graf. »Es wird davon geredet und geredet, und weiter wird nichts. Ja, sehen Sie, meine Teuerste, das nennt man Freundschaft!« sagte er noch einmal. »Er tritt bei den Husaren ein.«

      Da die Besucherin nicht wußte, was sie sagen sollte, so wiegte sie den Kopf hin und her.

      »Ich tue es ganz und gar nicht aus Freundschaft«, entgegnete Nikolai; er war dunkelrot geworden und rechtfertigte sich wie gegen eine kränkende Verleumdung. »Ganz und gar nicht aus Freundschaft, sondern einfach, weil ich den Beruf zum Soldaten in mir fühle.«

      Er sah sich nach seiner Kusine und dem zu Besuch gekommenen Fräulein um; beide blickten ihn beiläufig lächelnd an.

      »Heute wird der Kommandeur des Pawlograder Husarenregimentes, Oberst Schubert, bei uns zum Diner sein. Er ist auf Urlaub hier in Moskau gewesen und nimmt unsern Sohn gleich mit. Was soll man dagegen tun?« sagte mit Achselzucken der Graf, welcher in scherzendem Ton über eine Angelegenheit sprach, die ihm offenbar viel Kummer machte.

      »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, lieber Papa«, erwiderte der Sohn, »daß ich, wenn Sie mich nicht weglassen mögen, hierbleiben werde. Aber ich weiß, daß ich zu nichts anderem tauge, als zum Soldaten; ich bin weder Diplomat noch Beamter; ich verstehe es nicht, meine Empfindungen zu verbergen«, sagte er, wobei er fortwährend mit der bei jungen, hübschen Leuten gewöhnlichen Koketterie zu Sonja und der andern jungen Dame hinblickte.

      Das Kätzchen wandte kein Auge von ihm und schien jeden Augenblick bereit, das Spiel von neuem zu beginnen und seine ganze Katzennatur zu betätigen.

      »Na, na, laß nur gut sein!« sagte der alte Graf. »Er wird immer gleich hitzig. Dieser Bonaparte hat ihnen allen den Kopf verdreht; nun denken sie alle daran, wie der aus einem einfachen Leutnant Kaiser geworden ist. Na, Gott geb's!« fügte er hinzu, ohne das spöttische Lächeln der Besucherin zu bemerken.

      Die Erwachsenen gerieten nun in ein Gespräch über Bonaparte hinein. Julja, die Tochter der Frau Karagina, wandte sich an den jungen Rostow.

      »Wie schade, daß Sie Donnerstag nicht bei Archarows waren. Ich habe Sie recht sehr vermißt«, sagte sie mit einem entgegenkommenden Lächeln. Der geschmeichelte junge Mann setzte sich mit dem koketten Lächeln der Jugend an sie heran und ließ sich mit der lächelnden Julja in ein besonderes Gespräch ein, ohne auch nur zu ahnen, daß dieses sein unwillkürliches Lächeln das Herz der errötenden und gekünstelt lächelnden Sonja mit Messerstichen der Eifersucht zerfleischte. Mitten im Gespräch sah er zufällig einmal zu ihr hin. Sonja warf ihm einen Blick voll heißer Leidenschaft und lodernden Zornes zu, stand auf und verließ das Zimmer, da sie kaum mehr die Tränen in den Augen zurückhalten und das gekünstelte Lächeln auf den Lippen bewahren konnte. Nikolais ganze Lebhaftigkeit war mit einem Schlag verschwunden. Er paßte die erste Pause, die im Gespräch eintrat, ab und ging mit verstörtem Gesicht aus dem Zimmer, um Sonja aufzusuchen.

      »Wie durchsichtig doch die Geheimnisse all dieser jungen Leute sind!« bemerkte Anna Michailowna, auf den hinausgehenden Nikolai deutend. »Ja, Vettern und Kusinen, das ist ein gefährlich Ding!« fügte sie hinzu.

      »Ja«, sagte die Gräfin, nachdem der Sonnenstrahl, der mit dieser jungen Generation Eingang in den Salon gefunden hatte, nun wieder verschwunden war, und es klang, als antwortete sie damit auf eine Frage, die niemand an sie gerichtet hatte, die sie aber unaufhörlich beschäftigte, »wieviel Leid und Sorge hat man durchmachen müssen, um sich jetzt der Kinder zu freuen! Und auch jetzt hat man mehr Angst als Freude, das ist sicher. Immer schwebt man in Furcht, immerzu! Es ist gerade das Alter, das für die Mädchen und für die Knaben am gefährlichsten ist.«

      »Es kommt dabei alles auf die Erziehung an«, meinte die Besucherin.

      »Ja, da haben Sie recht«, fuhr die Gräfin fort. »Bis jetzt bin ich, Gott sei Dank, die Freundin meiner Kinder gewesen und besitze ihr volles Vertrauen.« (Sie teilte eben die Illusionen vieler Eltern, welche fest glauben, daß ihre Kinder vor ihnen keine Geheimnisse haben.) »Ich weiß, daß ich immer die erste Ratgeberin meiner Töchter sein werde, und daß unser Nikolai, auch wenn er infolge seines hitzigen Temperamentes einmal dumme Streiche machen sollte (ohne das geht es ja bei jungen Männern nicht ab), doch ein ganz anderer Mensch werden wird als diese Petersburger Herren.«

      »Ja, es sind prächtige, prächtige Kinder!« fügte der Graf bekräftigend hinzu, welcher verwickelte Fragen, die ihm Schwierigkeiten machten, immer dadurch entschied, daß er alles prächtig fand. »Was soll man machen? Er will nun einmal Husar werden! Ja, was ist da zu tun, meine Teuerste!«

      »Was ist aber Ihre Jüngste für ein allerliebstes Wesen!« äußerte die Besucherin. »Welch eine sprühende Lebhaftigkeit!«

      »Jawohl, eine sprühende Lebhaftigkeit«, sagte der Graf beistimmend. »Sie artet nach mir. Und was sie für eine Stimme hat! Obgleich sie meine Tochter ist, muß ich doch wahrheitsgemäß sagen: sie wird eine bedeutende Sängerin werden, eine zweite Salomoni. Wir lassen ihr von einem Italiener Unterricht geben.«

      »Ist das nicht etwas früh? Es heißt doch, es wäre der Stimme schädlich, wenn man in diesem Lebensalter schon Gesangstunden nimmt.«

      »O nein, wie sollte das zu früh sein!« entgegnete der Graf. »Unsere Mütter haben ja doch im Alter von zwölf, dreizehn Jahren sogar schon geheiratet!«

      »Sie ist schon jetzt in Boris verliebt! Was sagen Sie dazu?« bemerkte die Gräfin, indem sie mit einem leisen Lächeln die Mutter des jungen Boris anblickte, und fuhr dann, offenbar in Verfolgung eines Gedankens, der sie dauernd beschäftigte, fort: »Sehen Sie, wenn ich streng gewesen wäre und es ihr verboten hätte ... Gott weiß, was die beiden dann heimlich getan haben würden« (die Gräfin meinte damit, daß sie sich dann vielleicht geküßt hätten); »aber jetzt weiß ich jedes Wort, das über Nataschas Lippen kommt. Ganz von selbst kommt sie abends immer zu mir gelaufen und erzählt mir alles. Vielleicht verwöhne ich sie etwas; aber das scheint doch wirklich immer noch besser zu sein als das Gegenteil. Die Älteste habe ich streng gehalten.«

      »Ja, ich bin ganz anders erzogen worden«, sagte die älteste Tochter, die schöne Gräfin Wjera, lächelnd. Aber durch dieses Lächeln wurde Wjeras Gesicht nicht verschönert, wie es doch bei den meisten Menschen der Fall ist; ihr Gesicht bekam dabei vielmehr etwas Unnatürliches und deshalb Unangenehmes. Die älteste Tochter Wjera war hübsch, sie war klug, hatte in der Schule vortrefflich gelernt, war gut erzogen, hatte eine angenehme Stimme; was sie da soeben gesagt hatte, war richtig und passend; aber merkwürdig: sowohl die Besucherin als auch die Gräfin sahen sie an, als wenn

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