Wenn Sie Rennen Würde. Блейк Пирс
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Wenn Sie Rennen Würde - Блейк Пирс страница 6
„Das könnte sehr hilfreich sein. Ich gehe davon aus, dass die Forensiker Fotos gemacht haben?“
„Ja, die digitalen Fotos stehen sicherlich schon zur Verfügung.“
Während sie Jack Tuckers Leichnam nicht aus den Augen ließ, erhob sich Kate langsam.
Jack Tuckers Kopf war nach rechts gedreht, so als starre er sehnsüchtig auf die Kopfhörer, die so sorgsam neben ihn gelegt worden waren.
„Ist seine Familie schon informiert worden?“, fragte DeMarco.
„Nein. Und ich befürchte, dass das NYPD diese Aufgabe nun mir überlässt, da ich sie doch davon abgehalten haben, den Leichnam abzutransportieren, bis Sie beide eingetroffen waren.“
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich gerne diese Aufgabe übernehmen. Je weniger Leute mit den Details vertraut sind, desto besser.“
„Natürlich, wenn Sie dies für das Beste halten“, gab Pritchard zurück.
Schließlich wandte Kate ihren Blick von dem Leichnam ab und blickte in Richtung des Zugangs der Seitengasse, wo die beiden Beamten mit dem Polizisten, der für Kate und DeMarco das Absperrband angehoben hatte, zusammen standen. Kate hatte schon mehr Todesnachrichten überbringen müssen als sie noch zählen konnte, und es wurde niemals einfacher. Tatsächlich schien es sogar von Mal zu Mal schwieriger zu werden. Allerdings hatte sie auch gelernt, dass es gerade in den Momenten tiefster Trauer war, dass die Betroffenen sich an die kleinsten Details erinnerten.
Kate hoffte, dass dies auch diesmal zutraf.
Und wenn dem so war, dann half ihr vielleicht eine nichtsahnende Witwe, einen Fall abzuschließen, der sie fast ein Jahrzehnt lang verfolgt hatte.
KAPITEL DREI
Die Fahrt von Midtown nach Ashton dauerte nur zwanzig Minuten. Es war 21:20 Uhr, als sie den Tatort verließen, und der Verkehr New York Citys war nach wie vor unnachgiebig und zäh. Als sie den dichtesten Teil des Verkehrs hinter sich gelassen hatten und endlich auf dem Freeway waren, wurde Kate bewusst, dass DeMarco ungewöhnlich still war. Sie saß auf dem Beifahrersitz und starrte geradezu rebellisch auf die an ihr vorbeiziehende Skyline von New York.
„Alles klar bei dir?“, fragte Kate.
DeMarco antwortete sofort, ohne sich jedoch Kate zuzuwenden. Damit war Kate klar, dass DeMarco etwas beschäftigt hatte, schon seitdem sie den Tatort verlassen hatten.
„Ich weiß, dass du diesen Job schon eine Weile machst und dich wirklich auskennst“, begann sie. „Aber ich habe erst ein einziges Mal eine Todesnachricht überbringen müssen, und ich habe es gehasst. Ich habe mich ganz furchtbar gefühlt. Und ich hätte mir wirklich gewünscht, dass du das mit mir besprochen hättest, bevor du uns freiwillig für den Job gemeldet hast.“
„Das tut mir leid, das habe ich gar nicht bedacht. Allerdings ist es in einigen Fällen einfach Teil des Jobs. Auch wenn das jetzt herzlos klingt, es ist am besten, sich gleich zu Anfang daran zu gewöhnen. Außerdem leiten wir jetzt die Ermittlungen; was bringt es also, diese miese Aufgabe dem armen Detective aufzudrücken?“
„Trotzdem… wie wäre es in Zukunft mit einer kleinen Vorwarnung, was das anbelangt?“
In DeMarcos Tonfall schwang Wut mit, etwas, was Kate von DeMarco noch nicht gehört hatte, zumindest nicht an sie gerichtet. „Klar“, antwortete sie nur und beließ es dabei.
Den Rest der Fahrt nach Ashton schwiegen beide. Da Kate schon so oft Todesnachrichten überbracht hatte, wusste sie, dass Spannungen innerhalb des Teams die Aufgabe erschwerte. Allerdings war ihr auch klar, dass DeMarco keine Ratschläge annehmen würde, solange sie wütend war. Diese Lektion, meinte Kate, würde sie vielleicht einfach lernen müssen, indem sie sich in die Aufgabe stürzte.
Um 21:42 Uhr erreichten sie das Haus der Tuckers. Es erstaunte Kate nicht, dass das Licht auf der Veranda brannte, ebenso wie quasi jedes andere Licht innerhalb des Hauses. Seiner Kleidung nach zu urteilen, war Jack Tucker auf seiner morgendlichen Joggingrunde unterwegs gewesen. Die Frage, warum sein Leichnam in New York gefunden worden war, warf deshalb viele Frage auf. Die Antwort auf all diese Fragen konnte eventuell seine besorgte Ehefrau geben.
Eine besorgte Ehefrau, die kurz davor ist herauszufinden, dass sie jetzt Witwe ist, dachte Kate. Mein Gott, ich hoffe, sie haben keine Kinder.
Kate parkte den Wagen vor dem Haus und stieg aus. Dann stieg auch DeMarco aus, langsam, so als wolle sie Kate damit unmissverständlich klar machen, dass es ihr ganz und gar nicht passte, hier dabei sein zu müssen. Sie gingen den mit Steinplatten ausgelegten Weg zur Haustür entlang und Kate sah, wie sich die Vordertür öffnete, noch bevor sie die Stufen der Veranda erreicht hatten.
Die Frau, die in der Tür stand, erblickte sie und erstarrte. Es hatte den Anschein, dass es ihr nicht leicht fiel, Worte zu finden. Am Ende konnte sie nichts weiter sagen als „Wer sind Sie?“
Ganz langsam griff Kate in ihre Jackentasche und zog ihre FBI-Marke hervor. Bevor sie sie der Frau richtig zeigen konnte, hatte diese schon begriffen, was los war. Man konnte es in ihren Augen sehen. Ihr Gesichtsausdruck fiel langsam in sich zusammen. Und als Kate und DeMarco endlich die Treppenstufen erreicht hatten, ging die Frau auf die Knie und begann zu schreien.
***
Wie sich herausstellte, hatten die Tuckers in der Tat Kinder. Und zwar drei, im Alter von sieben, zehn und dreizehn Jahren. Sie alle waren noch wach und hielten sich im Wohnzimmer auf, während sich Kate alle Mühe gab, die Ehefrau – Missy, wie sie sich unter krampfhaften Schluchzern vorgestellt hatte – nach drinnen und aufs Sofa zu befördern. Die Dreizehnjährige war sogleich an der Seite ihrer Mutter, während DeMarco versuchte, die anderen beiden auf Abstand zu halten, während deren Mutter versuchte, die schlimme Nachricht, die sie soeben erhalten hatte, zu verinnerlichen.
Mit leicht schlechtem Gewissen meinte jetzt auch Kate, dass sie DeMarco gegenüber vielleicht doch etwas unbedacht vorgegangen war. Diese ersten zwanzig Minuten im Hause der Tuckers waren herzzerreißend. Ihr selbst fiel nur ein einziger anderer Moment während ihrer gesamten Karriere ein, der ebenso schlimm gewesen war. Sie beobachtete, wie DeMarco sich um die beiden Kinder kümmerte und vermutete, dass sie ihr dies noch sehr lange nachtragen würde.
Irgendwann inmitten des Chaos wurde Missy Tucker klar, dass sie jemanden finden musste, der bei den Kindern sein konnte, wenn sie irgendeine Hilfe für Kate und DeMarco sein wollte. Immer wieder unterbrochen von langem Schluchzen rief sie ihren Schwager an, dem sie nun ihrerseits die Nachricht vom Tod seines Bruders überbringen musste. Der Bruder von Jack Tucker lebte auch in Ashton, und seine Frau und er fuhren sofort los, um sich um die Kinder zu kümmern.
In erster Linie, um Missy und den Kinder etwas Privatsphäre zu ermöglichen und mit ihrer Trauer klarzukommen, holte Kate Missys Einverständnis ein, sich im Haus umzugucken und so vielleicht auf etwas zu stoßen, was darauf hinwies, was dazu geführt haben konnte, dass Jack Tucker ermordet worden war. Sie begannen im Eheschlafzimmer, wo sie die Nachttische der Eheleute Tucker durchsuchten und private Gegenstände untersuchten, begleitet vom Schluchzen der Familie, das von unten zu ihnen herauf drang.
„Das hier ist wirklich das Allerletzte“, meinte DeMarco.
„Das ist es. Und es tut mir leid, DeMarco.