Mord im Herrenhaus. Фиона Грейс
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Читать онлайн книгу Mord im Herrenhaus - Фиона Грейс страница 10
Lacey riss erstaunt die Augen auf. „Kann ich sie alle probieren?“ fragte sie.
„Aber sicher!“
Der Mann schnitt von jedem der vor ihm liegenden Würfel ein kleines Stück ab und reichte diese Lacey zum Probieren. Schon beim ersten Biss auf eine der Kostproben explodierten ihr sämtliche Geschmacksnerven.
„Das ist wundervoll“, erklärte sie kauend.
Dann versuchte sie das nächste Stück. Und das schmeckte sogar noch ein wenig besser als das erste.
Sie probierte sich durch alle Stückchen durch und fand dabei jedes einzelne immer noch besser als das Stück davor.
Kaum hatte Lacey das letzte Stückchen vernascht, rief sie auch schon aus: „Ein paar dieser Dinger muss ich einfach meinem Neffen schicken. Meinen Sie die überstehen es, wenn ich sie nach New York schicke?“
Der Mann grinste und zog eine flache, mit Frischhaltefolie ausgekleidete Pappschachtel hervor. „Mit unserer speziellen Lieferschachtel klappt das schon“, meinte er lachend. „Wir hatten so viele ähnlich geartete Anfragen, dass wir extra diese Schachtel entworfen haben. Denn die ist nicht nur so schmal, dass sie in den Briefkasten passt, sondern auch so leicht, dass der Versand unserer Ware nicht viel Porto kostet. Die dafür nötigen Briefmarken bekommen Sie übrigens auch gleich hier bei uns.“
„Wie fortschrittlich“, sagte Lacey. „Sie haben wirklich an alles gedacht.“
Der Mann befüllte die Schachtel mit je einem Würfel jeder Geschmacksrichtung, umwickelte die flache Schachtel danach mit Paketband und frankierte sie mit den passenden Briefmarken. Nachdem Lacey bezahlt und sich bei dem Mann bedankt hatte nahm sie das Päckchen, schrieb Frankies Namen und Adresse auf dessen Vorderseite und warf es dann in den traditionell in Rot gehaltenen Briefkasten auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein.
Als das Päckchen im Briefkasten verschwunden war fiel Lacey wieder ein, was sie heute Morgen eigentlich vorgehabt hatte – nämlich sich bessere Klamotten zuzulegen. Sie machte sich gerade von Neuem auf die Suche nach einer Boutique als sie wieder abgelenkt wurde, dieses Mal von der Auslage des Ladens neben dem Briefkasten. Diese zeigte den Strand von Wilfordshire, einschließlich des ins Meer hinausragenden Piers. Das Besondere an dieser Szene war aber, dass sie komplett aus verschiedenfarbigen Macarons nachgebildet worden war.
Lacey bereute sofort, dass sie das Croissant gegessen und auch, dass sie die ganzen Toffees durchprobiert hatte, denn bei diesem köstlichen Anblick lief ihr gleich wieder das Wasser im Mund zusammen. Sie nahm ihr Handy und knipste ein Foto davon, das sie den „Doyle Girlz“ schicken wollte.
Plötzlich ertönte hörte irgendwo neben ihr eine Männerstimme, die fragte: „Kann ich Ihnen helfen?“
Lacey richtete sich auf. Die Stimme war vom Eingang des Ladens gekommen und gehörte dem Besitzer desselben, einem sehr gut aussehenden Mann von etwa Mitte vierzig mit dunkelbraunem Haar und einem kantigen Kinn, der lässig in seinem Türrahmen lehnte. Er hatte leuchtend grüne Augen, die von Lachfältchen umgeben waren, was ihn als einen Mann auswies, der Spaß am Leben hatte. Und seine gesunde Bräune zeigte, dass er oft und gerne in wärmeren Gegenden der Welt unterwegs war.
„Ich schaue mir nur die Schaufenster an“, sagte Lacey mit ziemlich gepresster Stimme. „Und Ihres gefällt mir sehr gut.“
Der Mann lächelte. „Das habe ich selbst arrangiert. Kommen Sie doch rein und probieren ein paar meiner Kuchen.“
„Das würde ich gern tun, nur habe ich leider schon gegessen“, erklärte Lacey. Wie auf ihre Worte hin schienen das Croissant und der Kaffee sowie die ganzen Toffee-Kostproben in ihrem Magen anfangen zu rumoren und ihr eine leichte Übelkeit zu bereiten. Doch plötzlich wurde Lacey bewusst, was wirklich mit ihr los war: sie fühlte sich zum ersten Mal seit ewiger Zeit wieder einmal zu jemandem hingezogen und hatte sogar so etwas wie Schmetterlinge im Bauch! Sie fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden.
Der Mann lachte. „Ich erkenne an Ihrem Akzent, dass Sie Amerikanern sind. Deshalb wissen Sie wahrscheinlich nicht, dass es hier bei uns in England etwas gibt, das wir den „Elf-Uhr-Snack“ nennen und der zwischen dem Frühstück und dem Mittagessen liegt.“
„Das glaube ich Ihnen nicht“, antwortete Lacey, merkte aber, wie ihre Lippen wie von selbst zu lächeln begannen. Was soll denn so ein Elf-Uhr-Snack‘ sein?“
Der Mann legte sich die Hand auf sein Herz. „Ich verspreche Ihnen, dass das kein Werbe-Gag ist! Der ,Elf-Uhr-Snack‘ ist die perfekte Gelegenheit, um einen Tee zu trinken und ein Stück Kuchen, ein Sandwich oder ein paar Biskuits zu essen.“ Dabei zeigte er durch die geöffnete Tür seines Ladens in diesen hinein und in Richtung einer Glasvitrine, die mit kreativ gestalteten, sehr lecker aussehenden Süßigkeiten gefüllt war. „Oder man isst von jedem etwas.“
„Wichtig ist also nur, dass man Tee dazu trinkt“, witzelte Lacey.
„Ganz genau“, antwortete er mit vor Übermut glitzernden Augen. „Und bevor Sie etwas kaufen können Sie gerne alles durchprobieren.“
Laceys Widerstand schmolz dahin. Und sie wusste nicht so recht, ob dies daran lag, dass ihr Körper nach noch mehr Zucker verlangte, oder – was wahrscheinlicher war – an der geradezu magischen Anziehungskraft, die dieses Bild von einem Mann auf sie ausübte. Aber wie dem auch war, betrat Lacey den Laden.
Voller Vorfreude und mit wachsendem Appetit beobachtete sie den Mann dabei, wie er der Kühlvitrine ein wie eine Semmel aussehendes süßes Gebäck entnahm, es mit Butter, Marmelade und Sahne bestrich und dann in vier ordentliche Stücke teilte. Das alles tat er ziemlich theatralisch und dabei trotzdem scheinbar ganz beiläufig, etwa so als übe er routinemäßig eine Folge von Tanzschritten. Er legte die Gebäckstücke auf einen kleinen Porzellanteller, und vollendete seine unbefangene Darbietung damit, dass er Lacey denselben auf seinen Fingerspitzen balancierend entgegenhielt. „Et voilà.”
Laceys Backen wurden schon wieder heiß. Sein ganzes Benehmen war ihr vorgekommen als wolle er mit ihr flirten. Oder war das am Ende nur eine Art Wunschdenken ihrerseits?
Sie nahm sich eines der vier Gebäckstücke. Der Mann tat es ihr nach, wobei er sein Stück leicht gegen ihre stieß.
„Prost“, sagte er.
Auch Lacey brachte ein „Prost“ heraus.
Sie steckte das Gebäckstück in den Mund. Es war eine einzige Geschmackssensation. Eine üppige Schicht süßer Schlagsahne. Eine Schicht Erdbeermarmelade, die dem Ganzen eine gewisse Frische verlieh und damit ihre Geschmacksnerven in Schwingungen versetzte. Und erst das Gebäck selbst! Es war gehaltvoll und mit viel guter Butter gebacken und schmeckte nicht rein süß, sondern hatte auch eine leicht herzhafte Note - alles in allem war es einfach der perfekte Seelenwärmer.
Der Geschmack des Gebäcks löste bei Lacey plötzlich eine weitere Erinnerung aus. Dieses Mal sah sie sich, ihren Vater, Naomi und ihre Mutter an einem weißen Metalltisch in einem sonnenbeschienen Café sitzen und mit Schlagsahne und Marmelade gefüllte