El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier. Brigitte Lamberts

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El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier - Brigitte Lamberts Krimi

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ist gerade aus der Stadt zurückgekommen.«

      »Ich möchte mit ihr sprechen.«

      Iwan nickt, dreht sich um und verlässt das Wohnzimmer. Kurz darauf betritt Natascha mit langen Schritten den Raum, bekleidet mit einem kurzen Trenchcoat, dessen Gürtel fest um ihre schmalen Hüften gezogen ist.

      »Lies bitte diesen Artikel!« Alexej hält seiner Frau die Zeitung hin.

      Die junge Frau liest rasch, dann schaut sie ihren Mann ungläubig an. »Du interessierst dich für das Fläschchen?«

      »Ja, es wäre eine Chance. Vielleicht meine letzte.«

      »Das ist doch Quatsch. Eine Legende, nicht mehr und nicht weniger.«

      »Bügel das nicht so ab. Wenn da nichts dran wäre, würde so eine angesehene Zeitung wie die Züricher das nicht zum Thema machen. Der Verfasser des Artikels wird gut recherchiert haben.«

      »Alexej, ich bitte dich. Die müssen auch schauen, dass sie Leser gewinnen.«

      »Aber hier wird ganz klar gesagt, dass sich ein Fläschchen noch auf Mallorca befinden könnte.« Er hustet.

      »Nein, hier wird einer Legende Rechnung getragen, die besagt, dass der Königin von Navarra Fläschchen gestohlen wurden und eines könnte sich noch auf Mallorca befinden. Ich bitte dich, nach fast sechs Jahrhunderten. Das ist doch alles Blödsinn!«

      »Wenn du im Internet nachschaust, erfährst du sofort, dass die Königin von Navarra mit dem König von Aragón verheiratet war, und der war zu der Zeit auch der König von Mallorca. Und sie soll ihm von der exzellenten Wirkung dieses Likörs vorgeschwärmt haben.«

      »Und was sagt uns das?«

      »Dass sich auf Mallorca noch so ein Fläschchen befinden könnte.«

      »Alexej, ich verstehe deine Situation, doch das ist absurd.«

      Der Oligarch steht langsam auf. »Du verstehst gar nichts. Bist du schwerkrank oder ich? Es geht um mein Leben, nicht um deins.«

      »Es geht auch um mein Leben. Was ist, wenn du nicht mehr bei mir bist?«

      »Mir kommen die Tränen. Dann bist du Milliardärin und kannst tun und lassen, was du willst. Das ist es doch, worauf du wartest.« Er schwankt, doch bevor er stürzt, ist Iwan schon bei ihm und fängt ihn auf.

      »Du wirst hier bestens versorgt, du befindest dich in dem renommiertesten Sanatorium der Schweiz, was soll das mit Mallorca!«

      »Bestens versorgt«, gurgelt Golubew wütend hervor. »Ja, schon, aber sie werden mich hier zu Tode pflegen.« Ein weiterer Hustenanfall schüttelt ihn. Er bekommt kaum Luft, trotz des Sauerstoffs. Iwan lässt seinen völlig erschöpften Herrn behutsam in den Sessel gleiten. Mit letzter Kraft stößt dieser hervor: »Die Königin hat ihrem Mann von dem Wundermittel geschrieben, das ist verbürgt.« Der Oligarch atmet mehrmals schwer. Nach kurzer Zeit hat er wieder etwas Kraft. Mit zittriger Hand packt er das Handgelenk seines Sekretärs und zieht diesen zu sich herunter. »Ich will dieses Fläschchen! Iwan, du besorgst mir das!«

      Nie würde der Hüne seinem Herrn einen Wunsch abschlagen.

      Kapitel 4

      Mittelmeer. Fährschiff auf dem Weg nach Palma de Mallorca. Die hohen Berge im Norden der Insel lassen sich schon erahnen, trotz des Nebels, der sie umgibt. Erste Sonnenstrahlen bahnen sich zögerlich einen Weg durch die Wolken. Sven steht an der Reling und schaut in Fahrtrichtung. Er atmet einige Male kräftig ein und aus und lässt die kühle, frische Meeresluft bis tief in seine Lungenflügel gleiten. Bald hat er es geschafft. Er schaut auf seine Armbanduhr. Fünf Uhr zehn. Wenn wir pünktlich sind, dauert es keine Stunde mehr, stellt er erleichtert fest. Auch diese Nacht war eine Katastrophe, wie zuvor die Übernachtung in Montpellier. Das Hotel in einem ehemals gepflegten Herrenhaus vor den Stadtmauern, das er online gebucht hatte, war zur Jugendherberge heruntergewirtschaftet. Zu dem reservierten Pullmansitz auf der Fähre kam er erst gar nicht durch, so viele Rucksacktouristen hatten es sich schon auf dem Boden bequem gemacht. Egal, ignoriert er seine Müdigkeit, bald bin ich da und dann wird es eine aufregende Zeit. Er merkt, wie seine Energie zurückkehrt und ihn die Freude, einen kulinarischen Reiseführer über Mallorca schreiben zu können, erneut umfängt. Was für ein Auftrag! Er holt sein Tablet aus der Reisetasche und setzt sich auf eine längliche Kiste. Drei Restaurants hat ihm sein Schulfreund Tim empfohlen, der im Yachthafen Porto Portals sein Segelschiff liegen hat und, so oft es seine Arbeit erlaubt, ein paar Tage auf Mallorca verbringt. Das Angebot, auf dem Schiff zu wohnen, hat Sven dankend abgelehnt. Er hat lieber festen Boden unter den Füßen. Außerdem ist das Boot zu klein, um am Wochenende zwei Personen bequem zu beherbergen. Natürlich wollen sie sich sehen und auch etwas zusammen unternehmen. Den Tipp, sich bei Tims mallorquinischen Freunden Sergio und Consuelo Sánchez zu melden, einem älteren Ehepaar, das in ihrem Haus Gästezimmer vermietet, hat er hingegen gerne angenommen. Die beiden wird er gleich persönlich kennenlernen. Die Planung des Reiseführers ist jedoch bisher zu kurz gekommen. Dazu fehlte einfach die Zeit. Er musste noch einiges organisieren, Termine verlegen und bestehende Aufträge abarbeiten. So hat er sich lediglich einen Überblick verschafft über die Reiseführer, die aktuell auf dem Buchmarkt angeboten werden, und davon gibt es einige. Am besten fange ich in Palma an, überlegt er. Immer mehr Mallorca-Besucher, die ihren Urlaub individuell planen, bevorzugen eine Unterkunft in der quirligen Hauptstadt. So können sie Palma, die von den Mallorquinern einfach La Ciu­tat, die Stadt, genannt wird, und den Strand gleichermaßen genießen und bekommen auch noch etwas vom Alltag auf der Baleareninsel mit. Das fand auch der Verleger einen geschickten Schachzug. Svens Finger gleiten über die Tastatur. Palma wird immer mein Ausgangspunkt sein, konstatiert er. Von da aus fahre ich sternförmig über die Insel. Jede Tour eine andere Himmelsrichtung. Zur Not kann ich auch mal unterwegs übernachten, wenn die Route es verlangt. Er hält inne. Eigentlich Quatsch. Ich brauche anderthalb, maximal zwei Stunden von einem Ende der Insel zum anderen. Mit Umwegen und Aufenthalten kann ich gut eine Tour pro Tag schaffen. Anders sieht es aus, wenn ich an der Küste entlangfahre und die Insel umrunde, dann brauche ich schon mehrere Tage. Er schmunzelt. Tim hat ihm erzählt, dass die Mallorquiner ein ganz anderes Gefühl für Entfernungen besitzen. Eine Fahrt von Manacor im Osten der Insel bis in die Hauptstadt ist schon eine größere Reise, obwohl die Strecke mit dem Auto gerade einmal etwas über eine Stunde dauert. Und die deutschen Residenten empfinden das nach kurzer Zeit genauso. Dabei sind die Straßen auf Mallorca in sehr gutem Zustand, vor allem die Autobahnen und Schnellstraßen.

      Sven betrachtet das Meer, das im morgendlichen Dunst dunkelblau, fast schwarz vor ihm liegt. Dann beugt er sich wieder über sein Tablet. Die touristischen Hochburgen am Meer, wie S’Arenal, Cala d’Or oder Cala Ratjada lasse ich erst einmal außen vor. Da wird es schwer, noch etwas Ursprüngliches zu finden, und außerdem sollen meine Leser ja die Insel erkunden, also umherfahren, so wie ich. Dieser Aspekt hat dem Verleger gefallen, das habe ich gespürt. Wer kennt das Landesinnere schon, außer vielleicht die typischen Ausflugziele Manacor, Sóller, Inca oder Valdemossa? Und wie ist das Motto der Mallorquiner noch gleich? ›Tranquilo‹, also immer mit der Ruhe. Es wird sich bestimmt viel Interessantes ergeben. Sven erinnert sich daran, was Tim bei ihrem letzten Telefonat erzählt hat. Er habe einmal vorzügliche Tapas in Artá gegessen, konnte aber leider nicht mehr den Namen der winzigen Bar nennen. Einige Zeit später war Tim dann in Cala Ratjada. Das liegt keine 15 Kilometer von Artá entfernt. Doch er fand kein Restaurant, das Tapas anbot. Das ist eben der Unterschied zwischen einer mallorquinischen Kleinstadt und einer deutschen Touristenhochburg, war sein Kommentar.

      Sven schaut auf. Ein riesiges Kreuzfahrtschiff fährt parallel zur Fähre. Fasziniert betrachtet er den Koloss, der sich einige hundert Meter entfernt an ihnen vorbeischiebt.

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