Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Jaroslav Hašek

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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk - Jaroslav Hašek Große verfilmte Geschichten

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Hundezwinger Arnim von Barheim machen müssen. Und wirklich, die Leute waren froh, daß sie es so gut getroffen ham und ein reinrassiges Tier zu Haus ham, und ich hab ihnen meintwegen einen Wrschowitzer Spitz als Dachshund anbieten können, und sie ham sich nur gewundert, warum so ein seltener Hund, der bis aus Deutschland is, struppig is und keine krummen Beine hat. Das macht man so in allen Hundezwingern, da möchten Sie erst Augen machen, Herr Oberlajtnant, was für Betrügereien mit Stammbäumen man in den großen Hundezwingern macht. Hunde, die von sich sagen können: ›Ich bin eine reinrassige Bestie‹, gibts wirklich wenig. Entweder hat sich die Mutter mit einem Scheusal vergessen oder seine Großmutter, oder hat er mehrere Väter gehabt und von jedem was geerbt. Von einem die Ohren, vom zweiten den Schwanz, vom dritten die Haare am Maul, vom vierten die Schnauze und vom fünften die Gestalt, und wenn er zwölf Väter gehabt hat, so können Sie sich denken, Herr Oberlajtnant, wie so ein Hund ausschaut. Ich hab mal so einen Hund gekauft, einen Hühnerhund, der war nach seinen Vätern so häßlich, daß ihm alle Hunde ausgewichen sind, und ich hab ihn aus Mitleid gekauft, weil er so verlassen war. Und er is fort zu Haus im Winkel gesessen und war so traurig, daß ich ihn hab als Stallpinscher verkaufen müssen. Am meisten Arbeit hats mir gegeben, ihn zu färben, damit er die Farbe von Pfeffer und Salz hat. Er is mit seinem Herrn bis nach Mähren gekommen, und seit der Zeit hab ich ihn nicht gesehn.«

      Den Oberleutnant begann diese kynologische Ausführung sehr zu interessieren, und so konnte Schwejk ohne Hindernis fortfahren: »Hunde können sich nicht selbst das Haar färben, wies die Damen machen, das muß immer der besorgen, der sie verkaufen will. Wenn ein Hund schon so ein Greis is, daß er ganz grau is, und Sie wolln ihn als einjähriges Junges verkaufen, oder Sie geben ihn, den Großvater, sogar für neun Monate alt aus, so müssen Sie Rabensilber kaufen, es auflösen und ihn schwarz anmaln, daß er ausschaut wie neu. Damit er an Kraft zunimmt, füttern Sie ihn wie ein Pferd mit Arsenik, und die Zähne putzen Sie ihm mit Schmirgelpapier, mit so einem, was man rostige Messer putzt. Und vorher, bevor Sie ihn zu einem Käufer führen, gießen Sie ihm Sliwowitz ins Maul, damit sich der Hund bißl besauft, und gleich is er munter, lustig, bellt freudig und freundet sich mit jedem an wie ein betrunkener Stadtrat. Aber was die Hauptsache is, is das: In die Leute, Herr Oberlajtnant, muß man hineinreden, so lang hineinreden, bis der Käufer davon ganz plemplem is. Wenn sich jemand von Ihnen einen Rattler kaufen will, und Sie ham nichts anderes zu Haus wie irgendeinen Jagdhund, so müssen Sie diesen Menschen so zu überreden verstehn, daß er sich statt dem Rattler diesen Jagdhund wegführt, und wenn Sie zufällig nur einen Rattler zu Haus ham und jemand kommt sich eine böse deutsche Dogge zum Hüten kaufen, so können Sie ihn so verwirren, daß er sich in der Tasche den Zwergrattler statt der Dogge wegträgt. Wie ich früher mit Tieren gehandelt hab, so is mal eine Dame gekommen, daß ihr herich ein Papagei in den Garten weggeflogen is und daß dort grad kleine Buben vor der Villa Indianer gespielt ham und daß sie ihr ihn gefangen ham und ihm alle Federn ausm Schwanz ausgerissen ham und sich mit ihnen geschmückt ham wie unsere Polizeimänner. Und daß der Papagei wegen der Schande, weil er ohne Schwanz is, krank geworn is und daß ihm der Tierarzt mit Pulvern den Rest gegeben hat. Sie will sich also einen neuen Papagei kaufen, einen anständigen, keinen ordinären, der nur aufheißen kann. Was hab ich machen solln, wenn ich keinen Papagei zu Haus gehabt hab und von keinem gewußt hab. Ich hab nur eine böse, ganz blinde Bulldogge zu Haus gehabt. So hab ich, Herr Oberlajtnant, in die Frau von vier Uhr nachmittags bis sieben Uhr hineinreden müssen, bevor sie statt dem Papagei die blinde Bulldogge gekauft hat. Das war ärger als eine diplomatische Situation, und wie sie weggegangen is, hab ich gesagt: Jetzt sollns die Buben mal probieren, ihm auch den Schwanz auszureißen‹, und weiter hab ich mit der Frau nicht gesprochen, weil sie wegen dieser Bulldogge von Prag hat wegziehen müssen, weil sie das ganze Haus gebissen hat. Wern Sies glauben, Herr Oberlajtnant, daß es sehr schwer is, ein ordentliches Tier zu bekommen?«

      »Ich hab Hunde sehr gern«, sagte der Oberleutnant, »einige von meinen Kameraden, die an der Front sind, haben Hunde mit und haben mir geschrieben, daß ihnen der Krieg in Gesellschaft so eines treuen und ergebenen Tieres nicht so schlimm erscheint. Sie kennen also alle Hunderassen, und ich hoffe, wenn ich einen Hund hätte, würden Sie ihn ordentlich pflegen. Welche Rasse ist Ihrer Meinung nach die beste? Ich meine nämlich einen Hund als Gesellschafter. Ich hab einmal einen Stallpinscher gehabt, aber ich weiß nicht …«

      »Meiner Meinung nach, Herr Oberlajtnant, is ein Stallpinscher ein sehr lieber Hund. Jedem, das is wahr, gefällt er nicht, weil er Borsten hat und so einen harten Bart am Maul, daß er wie ein entlassener Sträfling aussieht. Er is so häßlich, daß er schon wieder schön is und dabei sehr klug. Wie solls so ein blöder Bernhardiner mit ihm aufnehmen? Er is noch gescheiter wie ein Foxterrier. Ich hab einen gekannt …«

      Oberleutnant Lukasch schaute auf die Uhr und unterbrach Schwejks Rede: »Es ist schon spät, ich muß mich ausschlafen. Morgen hab ich wieder Dienst. Sie können den ganzen Tag damit verbringen, einen Stallpinscher zu finden.«

      Er ging schlafen, und Schwejk legte sich in der Küche aufs Kanapee und las noch die Zeitungen, die der Oberleutnant aus der Kaserne mitgebracht hatte.

      Da schau her, sagte sich Schwejk, den Sultan hat Kaiser Wilhelm mit der Kriegsmedaille ausgezeichnet, und ich hab noch nicht mal die Kleine Silberne.

      Er wurde nachdenklich und sprang in die Höh. »Fast hätt ich vergessen …«

      Schwejk ging ins Zimmer, wo der Oberleutnant bereits fest schlief und weckte ihn: »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, ich hab keinen Befehl wegen der Katze.«

      Und der verschlafene Oberleutnant drehte sich im Halbtraum auf die andere Seite, brummte: »Drei Tage Kasernenarrest!« und schlief weiter.

      Schwejk verließ still das Zimmer, zog die unglückliche Katze unter dem Kanapee hervor und sagte ihr: »Hast drei Tage Kasernenarrest, abtreten!«

      Und die Angorakatze kroch wieder unter das Kanapee.

      IV

      Schwejk schickte sich gerade an auszugehen, um nach einem Stallpinscher Umschau zu halten, als eine junge Dame klingelte und Oberleutnant Lukasch zu sprechen wünschte. Neben ihr standen zwei große Koffer, und Schwejk sah noch auf der Treppe die Mütze eines Dienstmannes, der die Stiege hinunterschritt.

      »Er is nicht zu Haus«, sagte Schwejk hart, aber die junge Dame stand bereits im Vorzimmer und gebot Schwejk kategorisch: »Tragen Sie die Koffer ins Zimmer!«

      »Ohne die Erlaubnis vom Herrn Oberlajtnant gehts nicht«, sagte Schwejk, »der Herr Oberlajtnant hat befohlen, daß ich nie was ohne ihn machen soll.«

      »Sie sind verrückt«, rief die junge Dame, »ich bin zum Herrn Oberleutnant zu Besuch gekommen.«

      »Davon is mir nichts bekannt«, antwortete Schwejk, »der Herr Oberlajtnant is im Dienst, er kommt erst in der Nacht zurück, und ich hab den Befehl bekommen, einen Stallpinscher zu finden. Von keinen Koffern und von keiner Dame weiß ich nichts. Jetzt sperr ich die Wohnung zu, ich möcht also bitten, daß Sie freundlichst weggehn. Mir is nichts gemeldet worn, und keine fremde Person, die ich nicht kenn, kann ich hier nicht in der Wohnung lassen. So wie einmal, wie sie bei uns in der Gasse beim Zuckerbäcker Beltschizky einen Menschen eingelassen ham, und er hat den Kleiderkasten aufgebrochen und is weggelaufen.

      Ich mein damit nichts Schlimmes von Ihnen«, fuhr Schwejk fort, als er sah, daß die junge Dame ein verzweifeltes Gesicht machte und weinte, »aber auf keinen Fall können Sie hierbleiben, das sehn Sie doch ein, weil mir die ganze Wohnung anvertraut is und ich für jede Kleinigkeit verantwortlich bin. Deshalb forder ich Sie nochmals in aller Liebenswürdigkeit auf, Sie solln sich nicht anstrengen. Solang ich keinen Befehl vom Herrn Oberlajtnant bekomm, kenn ich nicht mal meinen Bruder. Es tut mir wirklich leid, daß ich mit Ihnen so sprechen muß, aber beim Militär muß Ordnung sein.«

      Inzwischen

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