Butler Parker 135 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 135 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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ich an Hitcham herankommen, glauben Sie mir. Ich sehe bereits alles ganz deutlich vor mir. Ich werde Kathy einsetzen.«

      Lady Simpson meinte ihre Sekretärin und Gesellschafterin Kathy Porter, die an diesem Tag aus Brighton zurückerwartet wurde. Sie hatte dort eine Verwandte besucht.

      »Miß Porter wird stolz sein, Myladys Vorstellungen in die Tat umsetzen zu dürfen«, meinte der Butler höflich.

      »Sie werden mich begleiten dürfen«, entschied Lady Agatha. »Ich werde diese Patricia ab sofort nicht mehr aus den Augen lassen. Sie allein ist der Schlüssel zu Hitcham, auch wenn Sie das nicht einsehen wollen, Mr. Parker!«

      *

      Ben Atkers, an die fünfzig Jahre alt, faltete sorgfältig die Zeitung zusammen und lehnte sich zurück. Der kleine drahtige Mann, der an einen Jockey erinnerte, ließ seine Gedanken auf Hochtouren arbeiten. Er wußte längst, daß sein Intimfeind Hitcham aus dem Zuchthaus entflohen war. Er wußte auch, wie wertvoll dieser Hitcham plötzlich geworden war: siebenhundertfünfzigtausend Pfund suchten jetzt einen neuen Erben. Und dieser Erbe wollte Ben Atkers werden . . .

      Zu Beginn ihrer gemeinsamen Karriere in der Unterwelt hatten sie noch zusammengearbeitet, doch dann hatte Hitcham ihn böse hereingelegt, sich selbständig gemacht und Atkers’ Organisation an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängt. Atkers hatte umsteigen und sich ein neues Betätigungsfeld suchen müssen. Er betrieb jetzt einige verbotene Spielclubs, kam gewiß gut über die Runden, wie man sich in seinen Kreisen zuraunte, doch ein As war er nicht.

      Das konnte jetzt alles anders werden.

      Er mußte nur diesen Hitcham aufspüren und solange unter Druck setzen, bis sein Intimfeind freudig verriet, wo er sein erpreßtes Vermögen versteckt hielt. Atkers war fest entschlossen, dieses gewiß gefährliche Spiel zu spielen. Da war noch eine alte Rechnung zu begleichen.

      Er hatte auch das Interview gelesen, das eine gewisse Lady Agatha Simpson den Zeitungen gewährt hatte.

      Natürlich war ihm diese skurrile Frau bekannt. Bekannter aber noch war ihm Butler Parker, der in Diensten dieser Lady stand. Ben Atkers machte sich da keine Illusionen. Er wußte genau, wie listenreich und phantasievoll Parker war. Die Unterweit respektierte diesen Mann, der immer gut für jede noch so verrückte Überraschung war.

      Atkers sah hoch, als die Tür sich öffnete.

      Norman Scott, seine rechte Hand, trat herein.

      Der etwa Dreißigjährige war ein etwas pomadig wirkender Mann, dem man nicht zutraute, ein Wässerchen trüben zu können. Er sah stets geistesabwesend und verschlafen aus, war aber ein erstklassiger Falschspieler und harter Bursche, der leicht die Kontrolle über sich verlor.

      »In der Stadt summt’s wie in ’nem Bienenkorb«, berichtete Norman Scott. »Die Gerüchte überschlagen sich, Chef. Jeder ist hinter Hitcham her!«

      »Kann ich mir lebhaft vorstellen! Etwas Konkretes herauszubekommen?«

      »Nichts, Chef. Ob Hitcham überhaupt noch in London ist?«

      »Bestimmt nicht, Norman.« Ben Atkers schüttelte den Kopf. »Dieses Risiko geht der schlaue Hund nicht ein. Der treibt sich irgendwo auf dem Land ’rum. Ich kenne doch Hitcham.«

      »Wie wollen wir dann je an ihn ’rankommen?« fragte Norman Scott.

      »Über Patricia Clanters«, erwiderte Ben Atkers wie selbstverständlich. »Das ist die Tochter des Reeders, der...«

      »Klar, ich weiß Bescheid, Chef.«

      »Hitcham ist rachsüchtig wie die Pest.«

      »Er wird sich an die Kleine ’ranmachen?«

      »Ganz bestimmt. Wir werden diese Clanters ab sofort beobachten, Norman, Tag und Nacht. Irgendwann wird Hitcham aktiv werden.«

      »Er selbst?«

      »Natürlich nicht, aber er wird einen seiner drei Leibwächter auf sie hetzen. Oder vielleicht sogar alle drei. Dann packen wir zu und lassen uns sagen, wo Hitcham steckt.«

      »Wird er sich bald rühren?«

      »Er hat sich irgendwo auf dem Land versteckt, Norman. Und er wird bald Langeweile haben. Ich kenne doch meinen ehemaligen Partner. Also wird er sich ein nettes, kleines Spielzeug besorgen lassen.«

      »Und dieses Spielzeug ist diese Clanters?«

      »Richtig. Mit attraktiven Mädchen hat er schon immer gern gespielt.« Ben Atkers lächelte versonnen. »Nein, ich glaube nicht, daß wir besonders lange warten müssen.«

      »Und die Polizei? Wird die sich nicht auch mit der Clanters befassen?«

      »Möglich, aber wir werden gerissener sein. Hauptsache, dieser Parker kommt mir nicht in die Quere.«

      »Und wenn?«

      »Dann wird nicht lange gefackelt, Norman, dann schlagen wir zu. Ich würde ihm ja normalerweise aus dem Weg gehen, aber bei siebenhundertfünfzigtausend Pfund sieht die Sache schon anders aus. Ohne Risiko kein Vermögen!«

      *

      Sie war wirklich sehr attraktiv.

      Patricia Clanters, die Tochter des verstorbenen Reeders und Erbin seines Vermögens, war groß, schlank und verfügte über all jene Rundungen, auf die es ankam. Sie trug knappe Shorts, eine mehr als leichte, tief ausgeschnittene Bluse und befand sich an diesem Nachmittag auf dem Tennisplatz eines exklusiven Clubs in der Nähe von Wimbledon. Sie war eine sportliche Frau und hatte gerade einen älteren Playboy in Grund und Boden gespielt. Patricia Clanters hatte sich ein Handtuch um den Nacken geschlungen und wollte hinauf zum Clubhaus gehen, als sie sich plötzlich einem Mann gegenübersah, der eindeutig nur ein Butler sein konnte.

      »Parker mein Name«, stellte der Butler sich vor. »Ich habe die Ehre, Lady Simpsons Haus führen zu dürfen.«

      Die junge Dame sah ihn belustigt an.

      Parker paßte natürlich überhaupt nicht in diese sportlich-ungezwungene Umgebung. Er trug seinen schwarzen Zweireiher, die schwarze Melone und hatte trotz des heißen Nachmittags nicht auf seinen altväterlich gebundenen Regenschirm verzichtet. Er sah aus wie ein lebender Anachronismus.

      »Falls Sie sich verändern wollen, Mr. Parker, ich brauche keinen Butler.«

      »Mylady schickt meine bescheidene Wenigkeit«, sagte Parker. »Lady Simpson fürchtet im Zusammenhang mit der Flucht eines gewissen Mr. Hitcham um Ihre Sicherheit.«

      »Hitcham? Ist das nicht dieser Gangster, der von meinem Vater ins Zuchthaus gebracht wurde?«

      »In der Tat, Miß Clanters. Es steht zu befürchten, daß erwähnter Mr. Hitcham sich an Ihnen rächen möchte.«

      »Was habe denn ich damit zu tun?«

      »Die Rachsucht des Mr. Hitcham ist das, was man sprichwörtlich nennt.«

      »Unsinn, ich habe keine Angst.« Patricia lächelte spöttisch. »Sollen Sie mich etwa bewachen?«

      »Nicht direkt, Miß Clanters. Mylady würde sich aber

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