Butler Parker 135 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Parker retournierte, wie er es ausdrückte.
Scheinbar mühelos erreichte er den Ball, und man hatte den Eindruck, daß es reiner Zufall gewesen war. Er spielte den Ball zurück und sorgte dafür, daß die junge Dame ein wenig laufen mußte, um ihn im letzten Moment noch zu erreichen.
Sie drosch ihn zurück, aber sie setzte den Ball hinter die Grundlinie.
Höflich, wie Parker nun mal war, lüftete er entschuldigend seine schwarze Melone, um dann den nächsten Ball zu erwarten.
Patricia Clanters schlug noch härter auf.
Butler Parker stand aber wiederum goldrichtig, parierte, nahm den Ball auf und spielte ihn elegant zurück. Seine Bewegungen waren erstaunlich gemessen und immer noch mühelos. Er schien jeden Tag ein paar Trainingsstunden zu absolvieren.
Patricia Clanters’ Gesicht nahm einen harten Ausdruck an.
Sie begriff einfach nicht, wieso dieser komische Mensch nicht in Verlegenheit zu bringen war. Sie strengte sich an, aktivierte all ihr Können und verlor den ersten Satz, ohne auch nur einen einzigen Punkt zu machen.
Parker hatte sie diskret herumgehetzt. Und sie war es jetzt, der der Schweiß in dichten Perlen auf der Stirn stand.
Die Zuschauer auf der Terrasse lästerten längst nicht mehr über diesen Butler, der nach wie vor einen völlig trockenen Eindruck machte. Sein schwarzer Binder hatte sich nicht um einen Millimeter gelockert, das zweireihige Jackett saß korrekt, der Sitz der Hose war tadellos.
Nun war der Aufschlag an den Butler übergegangen.
Parker ging es nicht darum, Miß Clanters seine Überlegenheit zu demonstrieren. Er wollte so schnell wie möglich mit ihr reden. Daher beeilte er sich, die junge Dame so zu ermüden, daß ihr die Lust an weiteren Sätzen verging.
Parker gewann diesen Satz ebenfalls in Rekordzeit. Patricia Clanters mußte ein As nach dem anderen hinnehmen. Sie hatte überhaupt keine Chance, Parkers Bälle zu erreichen. Entweder erwischte sie sie auf dem falschen Fuß, oder aber die Bälle kamen mit solcher Härte und Geschwindigkeit, daß der Schläger ihr fast aus der Hand gerissen wurde.
Keuchend und entmutigt steckte sie auf.
Sie schaute den Butler kopfschüttelnd an und begriff nicht, wie ihr so etwas passieren konnte.
»Seit... Seit wann spielen Sie eigentlich Tennis?« erkundigte sie sich, während sie sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht wischte.
»Nun, das war mein erstes Spiel, wenn ich es recht betrachte«, sagte der Butler.
»Unmöglich, das kann nicht sein! Bei wem haben sie diesen tollen Aufschlag gelernt?«
»Aus einem Handbuch für das Spielen von Tennis«, lautete die überraschende Antwort. »Ich muß allerdings gestehen, Miß Clanters, daß ich dieses Fachbuch nur recht oberflächlich lesen konnte. Selbstverständlich leidet mein Spiel noch unter jenen Mängeln, mit denen Anfänger zu kämpfen haben.«
»So etwas wie Sie habe ich noch nie erlebt.« Sie schüttelte den Kopf. »Und komisch, Mr. Parker, ich bin noch nicht mal sauer auf Sie.«
»Was meine bescheidene Wenigkeit glücklich macht, Miß Clanters. Wären Sie jetzt unter Umständen bereit, sich mit mir über gewisse Dinge zu unterhalten?«
»Ich springe schnell unter die Dusche.« Patricia nickte. »Sie haben gewonnen, Mr. Parker. Ich denke, ich sollte mir anhören, was Sie mir zu sagen haben.«
»Wo darf ich auf Sie warten, Miß Clanters?«
»In der Lounge des Clubs«, erwiderte sie. »Bis gleich.«
Parker lüftete seine schwarze Melone, übersah souverän die neugierigen Blicke der Clubmitglieder und der Gäste, lustwandelte aber nicht ins Clubhaus, sondern schaute sich die Nebenanlagen des Clubs an.
Waren auf Patricia Clanters bereits einige Gangster angesetzt worden? Interessierte man sich bereits für sie? Diese Interessenten mußten Parkers Meinung nach nicht unbedingt zu Hitchams Kreaturen gehören. Parker hatte da sehr private Vorstellungen und Theorien.
Der kleine Spaziergang sollte sich für ihn lohnen.
Parker bemerkte in der Höhe der parkenden Wagen eine Bewegung. War dort nicht gerade ein Mann gewesen, der jetzt blitzschnell hinter einem Wagen Deckung nahm?
Butler Parker tat natürlich so, als habe er nichts gemerkt. Er ging zurück zur Ecke der Terrasse, dann durch die Halle und wählte einen Nebenausgang, der in den Wirtschaftshof der Küche führte. Von hier aus erreichte er den Parkplatz. Schon wenige Minuten später entdeckte er einen jungen Mann, seiner Schätzung nach etwa dreißig Jahre alt.
Dieser junge Mann hatte überhaupt keine Ahnung, daß er beobachtet wurde. Er beäugte seinerseits die Terrasse und fuhr zusammen, als Parker sich diskret räusperte.
Der junge Mann blieb für eine Sekunde wie erstarrt stehen, um sich dann blitzschnell umzudrehen und gleichzeitig zum Schlag auszuholen. Das geschah völlig instinktiv.
»Einen schönen Tag erlaube ich mir zu wünschen«, sagte Parker und registrierte, daß der junge Mann sich gut zu kontrollieren wußte. Er ließ den erhobenen Arm nämlich langsam sinken.
»Tag«, sagte der junge Mann.
»Kann und darf ich Ihnen behilflich sein?« Parker lüftete grüßend die schwarze Melone.
»Wieso? Ich komme allein zurecht. Was schleichen Sie hinter mir her?«
»Ich würde das an Ihrer Stelle als einen puren Zufall betrachten«, gab der Butler zurück. »Falls ich Sie jedoch inkommodiert haben sollte, bitte ich dies entschuldigen zu wollen.«
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