Der Bergpfarrer 252 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Es dauerte in der Tat nicht lange, bis die Bäuerin mit einem bemalten Holztablett, auf dem sich ein Teller mit Kuchen und eine blaue Kaffeekanne nebst passender Tasse befanden, zurückkehrte.
Sebastian nahm der Pörnbacher-Bäuerin ihre verführerisch duftende Last ab.
»Und du, Burgl? Willst’ mir net Gesellschaft leisten und auch etwas essen und trinken?«, schlug er vor.
Burgl Pörnbacher überlegte einen Moment, dann nickte sie.
»Warum eigentlich net«, stimmte sie zu und verschwand noch einmal, um sich selbst ebenfalls mit Kaffee und Kuchen zu bedenken.
Der Bergpfarrer und die Bäuerin saßen noch nicht lange beisammen, als mit einem Mal der Hofhund anschlug und fast gleichzeitig draußen das Motorengeräusch eines Autos zu vernehmen war.
»Jesses, der Franz. Er wird doch net schon da sein«, freute sich Burgl und sprang auf.
Sie eilte zur Tür und öffnete. Gerade noch rechtzeitig, um ihren Mann hereinzulassen.
Franz gab seiner Frau einen kurzen Begrüßungskuss, dann fiel sein Blick auf Pfarrer Trenker. Einen Moment lang stutzte er, doch die Freude über den unverhofften Besuch überwog.
Mit einem herzlichen Lächeln streckte er dem Bergpfarrer beide Hände entgegen.
Sebastian Trenker ergriff sie, hatte aber Mühe das leise Erschrecken zu verbergen, das er beim Anblick Franz Pörnbachers empfand.
Der ehemals stämmige Mann war zwar immer noch kräftig, hatte aber doch an Gewicht verloren. Und sein Gesicht war nicht mehr so braun gebrannt wir früher, sondern viel blasser, als Sebastian es in Erinnerung hatte.
»Ich hab dem Herrn Pfarrer schon von unserem Vorhaben erzählt«, erklärte Burgl, noch ehe einer der beiden Männer hätte das Wort ergreifen können.
Pfarrer Trenker und Franz Pörnbacher sahen sich ein wenig verlegen an, dann lachte der Bauer bemüht auf.
»Das wär’ bei unserem neuen Bekanntheitsgrad wahrscheinlich gar net nötig gewesen, Burgl«, bemerkte er scherzhaft und setzte, zu Sebastian Trenker gewandt, hinzu: »Ich hab mich über mich selber gewundert, dass ich alter Einsiedler es geschafft hab, in eine Fernsehkamera zu grinsen. Aber wozu man fähig ist, weiß man bekanntlich erst, wenn man es ausprobiert. Jetzt brauchen sich jedenfalls nur noch die richtigen Leute zu melden. Dann ist die Sache geritzt.«
Burgl warf Pfarrer Trenker einen Hilfe suchenden Blick zu.
»Ich wollt’ Sie sowieso schon fragen, ob Sie es net doch ein bissel riskant finden, ausgerechnet über das Fernsehen nach einem Nachfolger für unseren Hof zu suchen. Ich mein’, weil sich schließlich auch leicht ein Hallodri melden könnt’, der gar kein wirkliches Interesse hat. Und sich bestenfalls einen Spaß mit uns macht. Und schlimmstenfalls …«
Franz Pörnbacher verdrehte die Augen.
»Burgl, ich bitt’ dich. Fang doch net schon wieder mit diesem Blödsinn an«, wies er seine Frau sanft, aber bestimmt zurecht. »Wie oft hab ich dir gesagt, dass gar nichts von alldem eintreten wird. Wir werden einen netten arbeitsamen und anständigen jungen Mann finden, der unser Anwesen vielleicht sogar erfolgreicher weiterführen wird, als wir es in unseren besten Jahren getan haben. Und, wenn erst alles vorbei ist, werden wir froh sein, dass wir die Sorgen und die ewige Plackerei mit unserem Hof los sind.«
»Aber deshalb darf ich den Herrn Pfarrer doch trotzdem bitten, dass er sich, wenn es erst so weit ist, die Mühe macht, ein Auge auf unsere Bewerber zu werfen«, wagte Burgl einen Einwand. »Der Herr Pfarrer hat bestimmt mehr Menschenkenntnis als du und lässt sich net so leicht an der Nase herumführen. Schließlich ist er auch mit dem raffinierten Weibsstück fertiggeworden, das mit ihrer Schönheitsklinik die Nonnenhöhe verschandelt hat.«
Franz Pörnbacher blieb angesichts Burgls Vorstoß nichts übrig, als stumm ein weiteres Mal die Augen zu verdrehen. Zumal er Burgls Idee im Grunde gar nicht so abwegig fand. Er hatte sogar selbst schon mit dem Gedanken gespielt, Pfarrer Trenker als unvoreingenommenen Beobachter hinzuzuziehen. Verstärkung konnte schließlich nie schaden.
»Ich möcht’ Sie zwar net mit unseren Angelegenheiten behelligen, Herr Pfarrer«, sagte Franz, »aber wenn meine Frau Angst davor hat, hereingelegt zu werden, und mir net zutraut, es zu merken, könnt’ es ja vielleicht wirklich net schaden, wenn Sie sowohl auf die Bewerber als auch auf die Fernsehleute ein wachsames Auge werfen würden. Natürlich nur, damit meine Burgl beruhigt ist.«
Sebastian Trenker war über Franz Pörnbachers Reaktion sichtlich erleichtert.
»Warum net?«, meinte er. »Drei Leute sehen schließlich mehr als zwei. Und Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste.«
Nun mussten alle drei lachen, und der Bergpfarrer machte sich, nachdem er seinen Guglhupf verzehrt und seinen Kaffee getrunken hatte, ein gutes Stück beruhigter auf den Heimweg als er gekommen war.
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