Butler Parker 186 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 186 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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Anschließend folgte er in würdevoller Haltung seiner Herrin und brachte ihr den sogenannten Kreislaufbeschleuniger hinauf.

      Kurz darauf kehrte er wieder in die Wohnhalle zurück, räumte den Frühstückstisch ab und begab sich in die Diele zum Telefon.

      Die Nummer brauchte der Butler nicht nachzuschlagen. Er hatte sie im Lauf der letzten Jahre oft genug gewählt.

      »Man erlaubt sich, einen ausgesprochen heiteren Tag zu wünschen, Mister Pickett«, sagte Parker in seiner stets höflichen Art, als der Angerufene sich meldete.

      »Danke, Mister Parker, das wünsche ich Ihnen auch«, antwortete Horace Pickett gut gelaunt. »Gibt es wieder was zu tun für mich?«

      »Meine bescheidene Wenigkeit wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich bereit fänden, diskrete Erkundigungen über ein Unternehmen der Immobilienbranche einzuziehen, Mister Pickett«, bestätigte der Butler.

      »Immobilien?« wiederholte der Mann am anderen Ende. »Geht es um Betrügereien?«

      »Eine Möglichkeit, die man im genannten Fall zumindest in Betracht ziehen sollte, falls der Hinweis erlaubt ist, Mister Pickett.«

      »Und wie heißt das saubere Unternehmen, Mister Parker?«

      »Es firmiert unter dem Namen ›Plus‹ und hat seinen Sitz laut Briefkopf in Kensington, Philimore Walk 86.«

      »Schon notiert, Mister Parker. Auf jeden Fall eine noble Gegend.«

      »Allerdings lehrt die Lebenserfahrung, daß auch in noblen Gegenden nicht nur noble Menschen wohnen, Mister Pickett.«

      »Das stimmt allerdings«, pflichtete sein Gesprächspartner ihm bei. »Ich werde meine Fühler ausstrecken und melde mich, sobald ich etwas Konkretes erfahren habe.«

      »Ein Angebot, das man mit Dankbarkeit vermerkt, Mister Pickett.«

      Der Angerufene wehrte bescheiden ab. »Sie wissen doch, daß ich immer gern für Sie und Ihre Herrin tätig bin.«

      Gemessen kehrte der Butler in die Wohnhalle zurück und beseitigte die letzten Spuren, die Ben Ravens Besuch hinterlassen hatte. Bis Mylady ihre Meditation beendet hätte, würde der ehrenwerte Mister Pickett, wie er ihn meist nannte, vermutlich schon die ersten Informationen geliefert haben.

      Der etwa sechzigjährige Pickett war ein hochaufgeschossener Mann, dessen gepflegtes Äußere auf einen pensionierten Offizier schließen ließ. Kaum jemand wußte, daß Pickett einst als »König der Londoner Taschendiebe« eine wichtige Rolle in der Unterwelt gespielt hatte.

      Doch waren seine flinken Finger nur dort tätig geworden, wo der Verlust einer prall gefüllten Brieftasche nicht schmerzte. Deshalb gab er seinen früheren Broterwerb manchmal schmunzelnd mit »Eigentumsumverteiler« an.

      Bei dieser Tätigkeit war Horace Pickett vor Jahren allerdings an ein hochkarätiges Mitglied der Mafia geraten. Sein Leben hatte damals auf Messers Schneide gestanden, aber Parker hatte zu seinen Gunsten eingegriffen und die rettende Wende herbeigeführt.

      Seitdem bestritt der ehemalige Eigentumsumschichter seinen Lebensunterhalt auf legale Weise und rechnete es sich zur Ehre an, dem Duo aus Shepherd’s Market als Informant zur Hand gehen zu können. Dabei kam ihm zugute, daß er noch immer über intime Kenntnisse der Londoner Szene verfügte.

      Und was die Kunst diskreter Observierung betraf – da konnte dem ehrenwerten Mister Pickett wirklich niemand etwas vormachen.

      *

      Josuah Parker stand in der geräumigen Wirtschaftsküche im Souterrain und hatte gerade die Spülmaschine bestückt, als die rote Warnlampe über der Tür zu blinken begann. Bislang unbekannte Besucher hatten eine der Infrarotschranken überquert, die alle Zugänge zu Lady Simpsons herrschaftlichem Anwesen abschirmten.

      Gemessen und würdevoll stieg der Butler die Stufen zum Erdgeschoß hinauf und näherte sich der Haustür. Hasch öffnete er den Wandschrank in der Diele und schaltete mit geläufigen Handgriffen die hauseigene Fernsehüberwachungsanlage ein.

      Sekunden später zeigte der kleine Monitor ein kristallklares Bild des Vorplatzes und ... zwei breitschultrige Männer um die Dreißig, die mit forschen Schritten das Haus ansteuerten.

      Was sie dabei redeten, konnte Parker nicht verstehen. Aber die Ausbuchtungen unter ihren grauen Anzugjacken sprachen eine beredte Sprache.

      »Darf man sich höflich nach den Wünschen der Herren erkundigen?« fragte Parker über die Sprechanlage, nachdem einer der Fremden auf den Klingelknopf gedrückt hatte.

      »Wir... wir wollten bloß was abholen«, teilte der Rechte, ein massig gebauter Rotschopf mit sommersprossigem Mondgesicht, mit. Dabei blickte er sich argwöhnisch um, ohne ausmachen zu können, woher die Stimme kam.

      »Man wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie konkret verlauten ließen, was Sie abzuholen beabsichtigen«, erwiderte der Butler.

      »Einen Aktenkoffer, den ein Kollege vergessen hat«, lautete die Antwort.

      »Demnach sollte man davon ausgehen, daß Sie in Diensten der Firma ›Plus‹ stehen?« vergewisserte sich Parker.

      »Richtig, Mann, nun machen Sie schon auf«, drängelte der Rothaarige. »Wir haben nicht viel Zeit.«

      »Ein Umstand, dem man unverzüglich Rechnung tragen wird«, entgegnete der Butler. Ein letzter Kontrollblick auf den Monitor zeigte, daß keiner der Männer die Hand in der Nähe des Jackenausschnitts hatte. Kurz entschlossen öffnete Parker die Tür ein wenig und ließ die Besucher eintreten.

      »Man bittet um Nachsicht«, murmelte der Butler gleich darauf, als er wie unabsichtlich in der schmalen Öffnung mit dem Sommersprossigen zusammenprallte.

      Der Mann grunzte zwar unwillig. Daß Parker ihn aber in dieser Sekunde mit der Gewandtheit eines professionellen Taschendiebes entwaffnete, merkte er nicht. Entsprechend erging es seinem Kollegen, der gleich dahinter in den Flur drängte.

      »Leider muß man die Herren bitten, sich noch einige Zeit zu gedulden«, eröffnete der Butler den Männern, nachdem er sie in die Wohnhalle geleitet und ihnen Plätze angewiesen hatte. »Ohne Myladys ausdrückliche Einwilligung fühlt meine Wenigkeit sich nicht autorisiert, Ihnen den erwähnten Aktenkoffer auszuhändigen.«

      »Und wo steckt Ihre Lady?« wollte der zweite, ein Schnauzbärtiger mit Pferdegebiß und schwarzen Haarsträhnen, wissen. »Sie soll sich beeilen.«

      »Innerhalb der nächsten Stunde dürfte nur schwer mit Myladys Gesprächsbereitschaft zu rechnen sein«, setzte Parker die ungeduldigen Fremden gelassen ins Bild. »Unter Umständen darf man die Herren bitten, sich einstweilen auszuweisen?«

      »Ausweisen?« protestierte der Schwarzhaarige, der die Funktion des Sprechers übernommen hatte, während sein Komplice sich mit unverhohlener Neugier umsah. »Was soll der Quatsch?«

      »Ohne Legitimation dürfte Mylady wohl kaum geneigt sein, Ihnen Mister Ravens Eigentum auszuhändigen«, machte der Butler deutlich.

      »Da ist er ja!« rief der Rotschopf in diesem Augenblick, sprang mit einer Gewandtheit, die man seinem Körper nicht zugetraut hätte, aus dem Sessel und marschierte Richtung Anrichte, wo Parker tatsächlich Ben Ravens weinroten Aktenkoffer abgestellt hatte.

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