Mami Classic 39 – Familienroman. Eva-Maria Horn

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Mami Classic 39 – Familienroman - Eva-Maria Horn Mami Classic

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veränderte. Sogar das Blut schien daraus gewichen zu sein. Kalkweiß war sie, die Augen starrten ihn entsetzt an, als wäre er im Begriff, ein Verbrechen zu begehen. Sie öffnete den Mund, schloß ihn wieder.

      Mit einer fremden, verzweifelten Stimme stammelte sie dann: »Das kannst du doch nicht tun, Papa Das darfst du nicht! Ich will mit dir allein fahren. Das hast du mir versprochen.«

      »Sonja. Warum machst du es mir nur so schwer? Isabella liebt dich, sie mag dich.«

      »Gar nicht wahr. Sie mag dich. Zu mir ist sie nur nett, weil ich deine Tochter bin. Du willst das nur nicht begreifen. Sie mag Kinder überhaupt nicht, das spürt man doch. Und mich schon gar nicht. Ich bin ihr viel zu wild. Du siehst das einfach nicht, wie sie die Augenbrauen hebt oder die Augen verdreht, wenn ich Blödsinn mache oder zu laut bin. Das siehst du einfach nicht.«

      »Du bist eifersüchtig.« Er begann, die Geduld zu verlieren. »Du bist ein egoistisches Kind, du willst mich für dich allein haben, du hast Angst, mich teilen zu müssen. Alles Quatsch. Ich stelle es mir herrlich vor, wenn wir wieder eine richtige Familie sind. Vater, Mutter, Kind. Vielleicht bekommst du dann sogar ein Brüderchen, das wünschst du dir doch so.

      Sonja, bitte, sieh mich nicht so an. Ich freue mich so auf die Ferien. Wir wohnen in einem tollen Hotel, mit Schwimmbad natürlich. Dort werden viele Kinder sein. Du bekommst ein Zimmer direkt neben meinem Zimmer.«

      Er schwieg. Sie sah ihn an, als wäre sie plötzlich erwachsen geworden. Ein Kribbeln lief über seinen Rücken, und er fühlte sich so unbehaglich, als wäre er wieder ein Kind, das etwas ausgefressen hatte.

      »Glaub’ mir doch.« Er hörte selbst, wie lahm seine Stimme klang. »Wir drei werden viel Spaß miteinander haben.«

      »Du vielleicht. Ich nicht. Wenn du willst, kannst du mit ihr allein fahren. Ich bleibe gern bei Helene. Dann brauchst du mir auch keine Ski zu kaufen und Schuhe auch nicht. Ich will gar nicht verreisen…« Sie war schon an der Tür. Er hörte die Tränen in ihrer Stimme. »Wenn sie mitfährt.«

      Sie öffnete die Tür, schloß sie. Sie knallte sie nicht etwa zu, wie sie es tat, wenn sie wütend war.

      Sie ging so leise davon, als wäre sie ein wohlerzogenes kleines Mädchen, an dem jeder seine Freude hatte.

      *

      Die Fahrt war herrlich gewesen. Wie ein Bilderbuch war die verschneite Landschaft vorbeigeflogen. In Mariannes Bewunderung hatte sich auch Dankbarkeit gemischt. Ja, man mußte doch dankbar sein, wenn man so Wunderbares sehen durfte.

      Aber jetzt, als sie in der Hotelhalle stand, kam die Unsicherheit zurück, ihr Herz klopfte, als wollte es ihre Brust sprengen. Marianne war wütend auf sich selbst, aber das half nichts. Sie hatte einfach das lähmende Gefühl, nicht hierherzugehören.

      Verstohlen sah sie sich um. Die Hotelhalle mit ihrer kunstvoll getäfelten Decke, den bequemen Sesseln auf kostbaren Teppichen vermittelte trotz der Eleganz Gemütlichkeit. Im blaugekachelten Kamin brannte ein lustiges Feuer und verströmte Wärme und Behagen.

      Der Page, der sie und andere Gäste schon am Bahnhof in Empfang genommen hatte, stellte ihren Koffer neben sie. Marianne reichte ihm ein Trinkgeld. An seinem strahlenden Gesicht sah sie, daß es vermutlich zu reichlich ausgefallen war.

      Um ihre Unsicherheit zu verbergen, studierte Marianne ein Plakat, das zwischen alten Stichen hing, dabei sah sie verstohlen zur Rezeption hinüber. Die Gäste, die mit ihr angekommen waren, hatten endlich ihre Schlüssel in Empfang genommen und wurden vom Pagen zum Aufzug geführt.

      Nur noch eine junge Dame stand an der Rezeption und studierte den Ständer mit den Ansichtskarten. Es war eine sehr elegante, sehr auffällig gekleidete junge Dame, die schon jetzt, am frühen Nachmittag, mit Schmuck behängt war.

      Vornehm war diese Dame in Mariannes Augen nicht. Einen Moment dachte sie an ihre Mutter, die ganz sicher mit ihr einer Meinung gewesen wäre.

      Aber was ging sie diese Dame an? Sie sah, daß der Portier zu ihr hinüberblickte, er räusperte sich sogar. Marianne gab sich einen energischen Ruck.

      So selbstbewußt, wie sie sich keineswegs fühlte, ging sie zur Rezeption und lächelte zurückhaltend.

      »Guten Tag, gnädige Frau.« Der alte Herr musterte sie wohlwollend. »Ich hoffe, Sie haben ein Zimmer bestellt, wir sind nämlich völlig ausgebucht.«

      Sie spürte, daß die rothaarige Dame zu ihnen herübersah. »Doch, wir sprachen noch gestern am Telefon miteinander, Herr Kaiser. Ich bin Marianne Ziegler. Und mit einem Anflug von Trotz fügte sie hinzu: »Ich habe im Preisausschreiben gewonnen.«

      »Aber natürlich erinnere ich mich. Herzlich willkommen im Martinshof. Wir haben Sie schon erwartet.«

      Warum Marianne zur Seite blickte, hätte sie nicht zu sagen gewußt, aber sie spürte die Augen der anderen. Und sie sah genau das spöttische Lächeln, das um den Mund der Schönen lief.

      »Hatten Sie eine angenehme Reise, gnädige Frau?«

      Der Mann spürte offensichtlich Mariannes Unsicherheit, und vermutlich hatte auch er den Blick von Isabella Monstein gesehen. Marianne lächelte dankbar, die genossene Freude stand sogar in ihren Augen.

      »Die Fahrt war wunderbar. Ich war sehr froh, als es endlich Morgen war und ich die Landschaft bewundern konnte.«

      »Ich nehme diese beiden Karten«, unterbrach eine Stimme ihre Unterhaltung. Die Stimme war Marianne genauso unangenehm wie die ganze Person. Hoffentlich waren nicht alle Gäste so eingebildet wie diese Dame.

      »Sehr wohl, gnädige Frau. Soll ich sie auf die Rechnung schreiben?«

      »Auf die von Herrn Zimmermann natürlich.«

      Ein hoheitsvolles Kopfnicken, und sie rauschte davon. Einen Moment sahen ihr beide nach.

      Das Gesicht des Mannes blieb unbeweglich, er war viel zu gut erzogen, um seine Gedanken zu zeigen.

      »Wir haben Ihnen ein sehr hübsches Zimmer reserviert, Frau Ziegler, es hat einen Südbalkon. Vom Eckfenster aus können Sie die ganze Piste übersehen.«

      Es war gar nicht seine Art, von sich aus ein Gespräch mit einem Gast zu führen, aber etwas an diesem jungen Mädchen rührte ihn. Er wußte genau, daß er sie unter seine Fittiche nehmen würde.

      »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«

      Marianne nickte dem Portier liebenswürdig zu, drehte sich um und wollte zum Fahrstuhl gehen, als etwas zwischen ihre Beine sauste. Um ein Haar wäre sie gestolpert.

      Im gleichen Moment stürmte ein Blondkopf in die Halle, die Fernsteuerung des Autos in der Hand.

      »Aber Sonja«, tadelte der Portier, »ich habe dir doch schon hundertmal gesagt, du sollst das Auto nicht in der Halle fahren lassen.«

      »Sie haben es schon tausendmal gesagt«, nickte das kleine Geschöpf und verzog das Gesicht reumütig. Aber die Reue war ebenso gespielt wie Kerrn Kaisers Ärger. »Aber die Halle ist so herrlich groß. Haben Sie sich erschrocken?«

      Große blaue Augen beherrschten das kleine Gesicht. Wieso und warum sich dieses Geschöpf auf der Stelle in Mariannes Herz schlich, hätten wohl beide nicht zu sagen gewußt. Mit einem Satz war das Kind in Mariannes Herz hineingesprungen

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