Der Bergpfarrer 253 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer 253 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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soll sozusagen einen Mann leasen?«, fragte sie noch einmal.

      »Klar. Wieso net? Es gibt da ganz seriöse Unternehmen, die männliche Begleiter vermitteln.«

      Hanna Behringer machte ein zweifelndes Gesicht.

      »Ich weiß net«, sagte sie, »ist das net ein bissel … anrüchig?«

      Ein anderes Wort fiel ihr nicht ein. Doch die Freundin schüttelte den Kopf.

      »Überhaupt net. Heutzutag’ gibt’s so viele Frauen in gehobenen Positionen, die haben meist gar keinen Mann, geschweige denn, dass sie verheiratet wären und eine Familie hätten. Denen geht die Karriere über alles. Und nun stell’ dir mal vor, so eine Geschäftsfrau ist aus irgendwelchen Gründen auf die Begleitung eines Mannes angewiesen. Dann nimmt sie eben solch einen Escortservice in Anspruch. Vielleicht ist besagte Dame auch nur einsam in ihrem Hotelzimmer und will eine Theateraufführung besuchen, dann begleitet der Mann sie, und nachher verabschieden sie sich voneinander. Am nächsten Tag erinnert man sich net einmal mehr an den Namen. So unverbindlich ist das alles.«

      »Trotzdem. Denk doch mal nur, was so einer alles über meine Familie und mich wissen müsst’, schließlich sind wir ja angeblich seit drei Jahren verheiratet.«

      »Du, das sind Profis«, untergrub Christel die Argumentation der Freundin. »Ich an deiner Stelle würd’ es jedenfalls net sofort ablehnen, sondern mich erst mal nach den Konditionen erkundigen. Billig, fürcht’ ich, wird’s nämlich net sein.«

      Die Unterhaltung der beiden Frauen wurde unterbrochen, als der Chef mit seinen Söhnen eintraf. Hanna versuchte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, wurde aber immer wieder von dem Gedanken abgelenkt, sie müsse den Eltern einen auch ihr Wildfremden als Ehemann vorstellen.

      Hanna war froh, als sie endlich in die Mittagspause gehen konnten. Christel begleitete sie. Doch statt wie sonst in das kleine Bistro zu gehen, das sich auf der anderen Straßenseite befand, lotste die Kollegin Hanna in ein Internetcafé.

      »Was sollen wir denn hier?«

      Christel Waldmooser lächelte geheimnisvoll. Sie deutete auf einen freien Computer.

      »Jetzt wollen wir doch mal schauen, ob so eine Aktion überhaupt finanzierbar ist.«

      »Du redest immer noch von einem Begleitservice?«

      »Klar, ich hab’s dir angeseh’n, wie’s heut’ Vormittag ständig hinter deiner Stirn gearbeitet hat. Also, wenn du mich fragst, ich find’ die Idee immer noch gut. Jedenfalls immer noch besser, als ohne Ehemann nach Hause zu kommen.«

      »Pst! Net so laut!«

      Hanna drehte sich vorsichtig um. Die Computer standen an den Wänden des rechteckigen Raumes, in der Mitte befand sich eine Art Rondell mit weiteren Rechnern darauf. An einem davon saßen die beiden Sekretärinnen. Viele Computer waren belegt, aber niemand schaute zu den Frauen hinüber. Die anderen Nutzer, meist junge Burschen, surften im Internet, und keiner kümmerte sich um den anderen.

      Christel hatte zwei Milchkaffee und Croissants bestellt und war schon dabei, eine Internetseite aufzurufen. Sie hatte das Stichwort »Begleitservice« in die Suchmaschine eingegeben, und schon Sekunden später standen unzählige Seiten zur Auswahl auf dem Bildschirm.

      »So, dann wollen wir mal …«

      Fasziniert schaute Hanna zu, wie ihre Freundin die einzelnen Seiten aufrief und durchsah. Kaum eine Firma in diesem Bereich bot nicht auch Begleitungen für einen längeren Zeitraum an. Sogar bis zu sechs Wochen in den Urlaub konnte man – je nachdem – einen Mann oder eine Frau mitnehmen. Dabei wurde ständig darauf hingewiesen, dass es sich bei den Angeboten lediglich um einen Escortservice handele und weitere »Dienstleistungen« nicht in Anspruch genommen werden könnten.

      Doch, ach weh, die Kosten!

      Schon eine einfache Abendbegleitung kostete ab dreihundert Euro aufwärts. Hinzu kamen die Kosten für Theater- oder Opernbesuche, die Rechnung für Bar- und Restaurantbesuche, sowie Taxifahrten oder ähnliches, die der Kunde zu tragen habe.

      Eine Woche Begleitung wurde mit zehntausend Euro veranschlagt – ohne Spesen!

      »Du lieber Himmel, wer soll das denn bezahlen?«, fragte Hanna erschreckt.

      Christel zuckte die Schultern.

      »Na ja, Leute, die so was in Anspruch nehmen, können’s sich freilich leisten. Schad’, die Idee jedenfalls ist net schlecht.«

      »Aber leider undurchführbar«, erwiderte Hanna.

      »Dann müssen wir uns halt eine preiswertere Variante ausdenken.«

      Christel war offenbar von dem Gedanken nicht abzubringen.

      »Mir fällt jedenfalls keine ein«, bemerkte Hanna und steckte sich den Rest des Hörnchens in den Mund und trank den Milchkaffee hinterher.

      Die beiden Frauen verließen das Internetcafé, um wieder in die Firma zu gehen. Kurz nach ihnen trat ein junger Mann auf die Straße und schaute ihnen hinterher. Ein leises Lächeln umspielte die Lippen des sympathisch wirkenden Gesichts. Der Mann wartete, bis Hanna und Christel um die Ecke gebogen waren, dann folgte er ihnen, wobei er ein fröhliches Lied pfiff.

      Kurz vor dem Eingang zur Spedition hatte er sie eingeholt.

      »Hallo ihr zwei«, rief Andreas Felber und machte ein gestresstes Gesicht. »Findet ihr net auch, dass die Mittagspause viel zu kurz ist?«

      Hanna nickte zustimmend. Der Kollege arbeitete in der Abteilung für Logistik und war verantwortlich, dass ein Lastwagen der Firma, der etwa eine Ladung nach Mailand gebracht hatte, nicht leer wieder zurückfuhr – wenn es denn gerade in der Gegend einen Auftrag gab. Andreas war ein Jahr älter als sie und verhehlte nicht, dass er ein Auge auf Hanna geworfen hatte. Leider waren seine Bemühungen in dieser Hinsicht bisher vergebens gewesen. Mehr als einen gemeinsamen Kinobesuch hatte es nicht gegeben. Dabei war Andreas durchaus eine attraktive Erscheinung. Schlank und sportlich, einen guten Meter achtzig groß und mit ausgezeichneten Manieren. Zwar hatte er auf eine Wiederholung gehofft, doch Hanna machte ihm sehr deutlich, dass sie an einer Beziehung nicht interessiert wäre.

      Zu tief saß noch die Enttäuschung, die sie mit Robert erlebt ha­tte, doch davon sagte sie

      nichts …

      So blieb Andreas Felber nichts anderes übrig, als seine Traumfrau aus der Ferne anzubeten und die Hoffnung nicht aufzugeben.

      Und genau diese Hoffnung hatte heute Mittag neue Nahrung erhalten.

      »Hast’ einen Moment Zeit?«, fragte er Christel, als sie unten im Flur standen.

      Hanna war bereits die Treppe hinaufgegangen. Die junge Sekretärin blieb stehen.

      »Was gibt’s denn, Romeo?«, wollte sie lächelnd wissen.

      Christel Waldmooser wusste um Andreas’ unerfüllte Liebe zu der Kollegin.

      Er kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf.

      »Tja, also, die Sache ist die …«, begann Andreas zögernd. »Eben, im Internetcafé …, also, ich saß auf der anderen Seite des Rondells.«

      Christel

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