Der Bergpfarrer Extra 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Extra 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Extra

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wär’ eine Form von Artenrückgang. Dadurch, dass es auf Maisfeldern kaum oder keine Kleinlebewesen und kleinere Pflanzen gibt, verschwinden die letzten Tiere und sogar die Vögel bleiben aus, weil sie zu wenig Nahrung finden. Maisfelder sind ökologische Ödnis, Brachland. Und wenn die Bauern durch die Anlage gute Verdienstmöglichkeiten wittern, werden sie bald nur noch Mais anbauen. Die Natur nähm’ großen Schaden, Xaver. Von anderen Risiken ganz zu schweigen.«

      »Aber ich muss doch an mich und die Maria denken, Herr Pfarrer.«

      »Durch den Maisanbau steigen die Nitratwerte im Grundwasser. Und sollt es zu einem Unfall kommen, was ja net der erste wär’, würden die Giftstoffe unsere Bäche und damit auch den Achsteinsee verseuchen. Dann wär’ auch unsere Trinkwasserversorgung nimmer gesichert.«

      Jetzt war Xaver nachdenklich geworden.

      »Es gäb’ noch einiges mehr, was gegen die Biogasanlage spricht, Xaver. Aber jetzt kannst du sehen, welche Konsequenzen es für das Wachnertal hätt’, wenn auf deinem Land eine Biogasanlage entsteht. Du hast dein Leben lang deine Nachbarn und all die anderen Leut’, mit denen du gut bekannt warst und die hier noch viele Jahre leben müssen, geachtet und respektiert. Plötzlich würdest du sie Gefahren aussetzen, die in ihrer Tragweite gar net abschätzbar sind. Das Wachnertal – du hast es dein Leben lang geliebt -, würd’ net mehr so sein, wie’s mal war.«

      Lange Zeit schwiegen sowohl Xaver als auch Maria.

      Plötzlich aber sagte sie: »Wenn ich das alles hör’, Xaver, dann mein’ ich, dass wir sehr egoistisch gedacht haben. Ich glaub’, dass wir das, was die Anlage dem Tal brächt’, tatsächlich net verantworten könnten.«

      »Aber es geht doch auch um uns«, stieß Xaver mit weinerlicher Stimme hervor. »Wir schaffen die harte Arbeit net mehr. Und es gibt nur den einen Interessenten. Die sind sogar bereit, den von mir geforderten Preis zu zahlen.« Er griff sich an die Stirn. »Es ist zum Verzweifeln. Ich will doch net schuld sein, wenn das Tal Schaden nimmt. Aber ich kann doch auch net in Kauf nehmen, dass wir beide, du und ich, Maria, hier draußen bis an unser Ende dahinsiechen.«

      »Ich versteh’ dich sehr gut, Xaver«, gab Sebastian zu. »Und ich versprech’ dir, dass ich nach einer Lösung such’. Ich will nur net, dass du auf mich wütend bist, weil du meinst, ich mach’ die Biogasanlage aus Spaß an der Freud’ madig. Es gibt schwerwiegende Gründe für mein Veto. Und das wirst du ja wohl net abstreiten.«

      »So weit hab’ ich nie gedacht«, gestand Xaver. »Ich hab’ immer geglaubt, eine Biogasanlage wär’ was Gutes. Bio ist doch immer gut, heißt es doch immer. Aber ich weiß jetzt, worum’s Ihnen geht.«

      »Ich weiß net, wie’s weitergeht«, gab Sebastian zu verstehen. »Ich vermut’ aber, dass die Biogasgesellschaft abspringt. Wir werden eine Lösung für dein Problem finden, Xaver. Das versprech’ ich dir. Und wenn ihr ins Altersheim oder ins Betreute Wohnen geht, dann will ich, dass du deinen Frieden mit mir wieder gefunden hast.« Sebastian erhob sich.

      »Es wär’ ungerecht, dem Herrn Pfarrer die Schuld an unserer Lage zu geben«, sagte Maria. »Und ich denk’ auch, dass sich für uns was anderes ergibt, wenn der Pöllinger uns absagt.«

      »Tapfere Worte, Maria«, lobte Sebastian. »Steck ihn ruhig an, mit deiner positiven Einstellung.«

      Jetzt stemmte sich auch Xaver ächzend aus seinem Sessel hoch und hielt ihm die Hand hin. »Ich hab’ halt nach einem Sündenbock gesucht, Herr Pfarrer, und hab’ Sie ausgewählt. Das tut mir leid, jetzt, wo S’ mir erklärt haben, was Ihnen wichtig ist.«

      »Dann hab’ ich erreicht, was ich erreichen wollt’, als ich mich auf den Weg zu euch gemacht hab’. Ihr werdet eure alten Tage net hier draußen verbringen müssen, Xaver. Das versichere ich dir. Wir finden eine Lösung.«

      »Ihr Wort in Gottes Ohr, Herr Pfarrer.«

      Sebastian verabschiedete sich und trat den Heimweg an.

      *

      Celine war seit vier Tagen in St. Johann. Sie hatte sich gut eingewöhnt, die Arbeit machte ihr Spaß, und die Menschen waren ausgesprochen angenehm und freundlich. Sie fand praktisch keine Zeit lange über ihre Probleme zu grübeln.

      Es war der Abend des vierten Tages, als Irma Reisinger fragte: »Na, Celine, wie fühlst du dich bei uns? Kommst du einigermaßen zurecht?«

      »Ich fühl’ mich hervorragend«, antwortete Celine. »Es gibt hier nix, was ich als negativ empfinden würd’. Ihr seid alle so nett, der Ort ist bezaubernd, und die Berge rings um das Tal sind noch so ursprünglich, geradezu unberührt, meint man. Es ist anders, als bei uns in Innsbruck. Dort ist fast jeder Hügel für den Wintersport erschlossen, und die Stadt ist fremdenverkehrsmäßig total überlaufen.«

      »Es freut mich, wenn’s dir bei uns gefällt«, sagte Irma lächelnd. »Morgen hast du deinen ersten freien Tag. Fährst du heim?«

      »Nein. Ich werd’ auf meinen Skiern ein bissel die Gegend erkunden. Das Skilanglaufen ist meine große Leidenschaft. In der Natur kann ich mich total entspannen. Ich freu’ mich schon drauf.«

      »Dir ist aber schon klar, dass es hier keine Loipen gibt, Madel«, sagte Irma. »Im Tiefschnee sich selbst einen Weg bahnen zu müssen, ist ziemlich anstrengend.«

      »Ich bleib im Tal«, lachte Celine, »ich will ja Langlaufen und net Skitouren gehen.«

      »Dann bin ich schon beruhigt«, erklärte Irma. »In den Bergen rund ums Tal ist’s auch net ungefährlich. Der alte Schnee ist gefroren, und der Neuschnee liegt nur lose drauf. Die Gefahr von Lawinen besteht immer. Aber ich glaub’, ich brauch’ dir darüber nix erzählen, Madel. Du bist ja selber ein Kind der Berge.«

      »Das bin ich, mit Herz und Seele, Irma.«

      »Na, dann wünsch’ ich dir viel Vergnügen, morgen, beim Langlaufen. Nimm’ dir nur eine Brotzeit und was zu trinken mit, denn der Sport ist anstrengend und du wirst froh sein, wenn du was dabei hast, wenn dein Magen rebelliert.«

      »Ich werd’ dran denken«, versprach Celine.

      »Wie soll’s jetzt mit deinem Fastverlobten weitergehen?«, fragte Irma. Als sie bemerkte, dass sich Celines Miene überschattete, fügte sie sofort hinzu: »Du musst mir darauf net antworten, Madel, wenn du net drüber reden möchtest. Es war dumm von mir …«

      »Mach’ dir keine Gedanken, Irma. Ich hab’ drüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich ihn net länger hinhalt’. Sobald ich heimkomm’, red’ ich mit ihm und auch mit meinen Eltern. Ich hoff’ nur, dass ich keinen allzu großen Ärger provozier’.«

      Irma Reisinger nickte beipflichtend.

      An diesem Abend lag Celine lange wach in ihrem Bett. Irmas Frage hatte ihr Innerstes wieder aufgewühlt. Ihre Entscheidung stand fest, doch da waren auch Zweifel. Am Ende ihrer Überlegungen aber stand immer die Erkenntnis, dass sie Florian nicht liebte. Sie könnte ihm eine gute Freundin sein, aber keine Lebensgefährtin. Was sie für ihn empfand, reichte dafür nicht.

      Am folgenden Morgen fühlte sie sich unausgeschlafen. Sie duschte ausgiebig, putzte sich die Zähne, zog sich an und richtete ihre Haare. Beim Frühstück ließ sie sich Zeit. Dann kochte sie Tee, den sie in eine Thermoskanne füllte, und richtete sich einige Wurst- und Käsebrote und verstaute alles in ihrem roten Rucksack.

      In

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