Dr. Norden Extra 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das würdest du tun? Ich wär dir ja so dankbar.«
Sie kannten sich schon zehn Jahre, aber noch nie hatte er aus ihrem Munde solche Worte vernommen. Eher solche wie »das brauchst du wirklich nicht, ich schaffe das allein«, oder »ich bin kein unmündiges Kind und komme allein zurecht«.
Alles wollte sie selber machen, und manches Mal hatte er sich über sie geärgert, weil sie gar so ablehnend war.
Jetzt war sie verzweifelt und dankbar, als er beruhigend auf sie einsprach und ihre Hand hielt.
»Du bist ein guter Freund, Clem«, sagte sie leise. »Ich fühle mich einfach schrecklich in dieser Ungewißheit.«
»Ich konnte diesen Paolo nie leiden«, sagte er grimmig, »mich würde es nicht wundern, wenn er ihr etwas angetan hätte.«
»Bitte nicht, sag nicht so was«, murmelte sie. »Das kann nicht sein. Er ist doch weit weg.«
»Das wird sich erst herausstellen. Als ich Viola das letzte Mal sah, hatte ich nicht dein Eindruck, daß sie glücklich ist.«
»Da hatte sie die Fehlgeburt, sie war deprimiert.«
»Und warum hatte sie eine Fehlgeburt?«
»Das passiert eben manchmal. Aber ich muß zugeben, daß Viola auch zu mir nichts sagte. Sie war sehr verschlossen.«
»Wir werden diese ganze Sache systematisch angehen. Wenn sie im Koma liegt, kann sie selbst nichts unternehmen. Wie ist das eigentlich mit den Finanzen? Hat er denn Vollmacht über die Konten?«
»Der größte Teil des Vermögens liegt fest. Soviel ich weiß, wird jedes Jahr eine bestimmte Summe freigegeben. Berthold war ein sehr vorsichtiger Mann, und er war gegen jede Verschwendung.«
»Vielleicht hat das dem Gigolo nicht gepaßt.«
»Clem, du sprichst von Conte Corelli.«
»Ein Titel ist kein Freibrief. Auf mich wirkte er wie ein schmarotzender Nichtstuer, ein Schönling, der sich in der Gunst der Frauen sonnte. Viola war so naiv und leichtgläubig. Ich verstehe nicht, daß ihr Vater der Heirat zustimmte.«
»Was hätte ein Nein genützt? Aber Paolo stammt aus einer angesehenen Familie, und Berthold machte auch Zugeständnisse, weil er noch jung war und gerade erst mit dem Studium fertig. Nein, wir wollen uns nicht verleiten lassen, in unserem Groll Verdächtigungen gegen ihn auszustoßen.«
»Denn er war ja so charmant, so umwerfend schön und faszinierend«, spottete Clemens, »aber die Männer sehen ihn mit anderen Augen.«
»Wenn er Viola etwas angetan hat, wird er mich kennenlernen!« stieß Leonie hervor. »Ich kann es mir nur nicht vorstellen. Er war immer so aufmerksam, so liebenswürdig und sie waren doch wirklich ein Traumpaar.«
»Das ist leicht gesagt, wenn es um Äußerlichkeiten geht. Hinter der Fassade sieht es oft ganz anders aus. Aber wo steckt der Bursche? Warum war Viola nicht in Klosters, und wie ist sie ausgerechnet nach Landeck gekommen? Das wird festgestellt werden müssen.«
Leonie war ganz in sich zusammengesunken. »Ich werde jetzt gehen«, sagte sie tonlos. »Morgen möchte ich früh starten.«
»Du kannst doch hier schlafen. Dann holen wir deine Sachen morgen früh. Ich möchte nicht, daß du jetzt allein bist und noch dazu in Violas Haus.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Was hast du für Gedanken, Clem?«
»Keine guten, meine Liebe.«
Sie tranken noch einen Glühwein und dann waren sie erschöpft. »Danke, daß du so verständnisvoll bist«, sagte Leonie leise.
»Ich bin sehr froh, daß du zu mir gekommen bist. Und nun schlaf. Wir werden das gemeinsam durchstehen, Lexi. Ich habe Viola doch auch gern.«
*
Sie starteten gleich nach acht Uhr. Es war viel Schnee gefallen in der Nacht, und sie mußten warten, bis die Straßen geräumt waren, sonst wären sie gar nicht vorangekommen. Aber es wurde besser, als sie sich der österreichischen Grenze näherten.
Als Leonie erzählte, daß Viola in der Nähe von Nauders gefunden worden sei, stutzte Clemens.
»Das scheint mir aber so, als wäre sie von der italienischen Seite gekommen. Ist ihr Wagen dort gefunden worden?«
»Nein, sie lag im Schnee, unterkühlt und wie schon gesagt, ohne Hinweis auf ihre Identität. Es sieht mir auch nach einem Überfall aus. Vielleicht wollte sie von Italien aus nach Klosters fahren. Sie könnte Straßenräubern in die Hände gefallen sein, die auch ihr Auto gestohlen haben. Man muß alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
»Vielleicht auch die, daß Paolo in ihrer Gewalt ist«, sagte Clemens. »Du siehst, ich will objektiv sein, aber eher glaube ich, daß Viola vor ihm türmen wollte.«
»Du bist herzerfrischend aufrichtig«, stellte sie fest.
»Ich kann nicht heucheln, Lexi.«
Eine Weile schwiegen sie, dann begann Clemens wieder mit seinen Überlegungen. »Wir müssen uns erkundigen, wer Viola gefunden hat. Da müssen wir ansetzen. Ich kenne diese Polizei. Sie legen keinen Wert auf eingehende Ermittlungen. Sie wollen ihre Ruhe haben.«
Sie waren schneller in Landeck als gedacht. Und sie fanden das Hospital auch gleich.
Dr. Brankow war überrascht, daß nun schon wieder Besuch für Viola kam. Leonie zückte gleich ihren Paß.
»Ich wurde von Dr. Norden und seiner Frau informiert. Ich war in Klosters, um nach Viola zu sehen, aber sie war nicht dort. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht und war ein bißchen erleichtert, als ich von Frau Norden erfuhr, daß sie am Leben ist. Wie geht es meiner Nichte? Das ist übrigens ein guter Freund der Familie, Dr. Münch.«
Sie hatte in der Aufregung gar nicht gemerkt, daß Clemens sich schon selbst mit Dr. Brankow bekannt gemacht hatte.
Und Clemens hatte Leonie noch nie so aufgeregt und verwirrt gesehen.
»Der Zustand der Patientin ist unverändert, aber doch stabil. Einer Verlegung nach München steht nichts im Wege. Mein Kollege Norden wollte das von München aus in die Wege leiten.«
»Ja, das ist gut. Ich möchte Viola in der Nähe haben.« Sie sah Dr. Brankow forschend an. »Haben Sie eine Gewalteinwirkung bei Viola feststellen können?«
»Sie hat mehrere Blutergüsse, die aber bei dem Sturz entstanden sein könnten. An der Stirn hatte sie eine Platzwunde, die aber nicht mehr ganz frisch war und gut verheilt ist. Es war ein großes Glück, daß sie so schnell gefunden wurde.«
»Sind die Personalien des Helfers bekannt?« fragte Clemens.
»Die Polizei hat alles aufgenommen. Ich habe mich nicht darum gekümmert. Meine Sorge gilt den Patienten, und um Signora Carelli mußte ich mich sehr kümmern.«
»Genau genommen ist sie eine Contessa Corelli«, sagte Leonie nebenbei, und dann stellte sie mehrere Fragen. Dr. Brankow erklärte ihr, wie das Rezept gefunden worden war. »Nur das und ein Taschentuch befanden