Der Bergpfarrer Extra 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Extra 4 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 4
»Es ist mehr als nur herumturteln«, murmelte Sebastian. »Die beiden lieben sich von ganzem Herzen. Auch Dominik tut es leid um Ihre Freundschaft. Er ist zwar davon überzeugt, dass es nie wieder so werden wird, wie es einmal war, aber er wär’ schon daran interessiert, mit Ihnen wieder normal reden zu können.«
»Tatsächlich? Nach allem, was ich ihm angetan hab’ und was durch meine Schuld wahrscheinlich noch auf ihn zukommen wird?«
»Gehen S’ zu ihm und reden S’ mit ihm. Sagen S’ ihm, wie leid Ihnen alles tut und bitten S’ ihn um Verzeihung. Ich hab’ ihm vorgeschlagen, dass wir gemeinsam eine Skitour unternehmen. Das wär’ doch eine gute Gelegenheit für Sie beide, sich gegenseitig wieder anzunähern.«
»Wie steht der Dominik dazu?«, fragte Julian.
»Er ist noch skeptisch. Aber ich bin davon überzeugt, dass er net Nein sagt.«
Julian schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Es ist net zu spät. Ich gehe zu ihm ins Hotel und bitte ihn um ein Gespräch. Das bin ich ihm schuldig.«
»Und noch etwas, Julian«, sagte der Pfarrer. »Machen S’ sich frei von Luisas Einfluss. Auf zwei Hochzeiten können S’ net tanzen. Sie müssen wissen, was Ihnen wichtiger ist.«
»Diese Entscheidung habe ich bereits getroffen, Herr Pfarrer. Bitte, entschuldigen Sie mich jetzt. Ich hab’ im Hotel etwas zu erledigen.« Plötzlich stutzte er. »Würden Sie mitkommen, wenn ich Sie bitte, mich zu begleiten? Ihre Anwesenheit würd’ es mir und wahrscheinlich auch dem Dominik leichter machen, wieder aufeinander zuzugehen.«
»Gerne«, antwortete Sebastian und stemmte sich entschlossen am Tisch in die Höhe.
*
Celine und Dominik spazierten händchenhaltend durch die Dunkelheit. Eine Viertelstunde, nachdem Pfarrer Trenker den Burschen verlassen hatte, war Celine in der Gaststube erschienen und hatte erklärt, dass sie Feierabend habe.
Sie hatten sich entschieden, einen Spaziergang zu machen. Während sie durch den Ort schlenderten, erzählte Dominik Celine von seinem Gespräch mit dem Pfarrer.
»Er will also, dass ihr – der Julian und du - euch wieder versöhnt«, murmelte Celine.
»Der Pfarrer meint, es wäre schade um die gute Freundschaft, die uns viele Jahre lang miteinander verbunden hat.«
»Ich hab’ mir deswegen auch schon Gedanken gemacht«, murmelte Celine. »Und ich denk’ auch, es wär’ wirklich schade drum. Der Julian hat Fehler begangen. Aber wenn er es bereut und aufhört, uns mit Boshaftigkeiten zu attackieren, könnt’ ich mir schon vorstellen, dass ihr wieder einen gemeinsamen Nenner findet.«
Die Unterhaltung schlief ein. Jeder hing seinen Gedanken nach. Heute war der Himmel Wolken verhangen. Laut Wetterbericht sollte es Schneefall geben. Der Mond war nur als verschwommener gelber Fleck hinter der Wolkendecke auszumachen. Es war aber auch wärmer geworden und deshalb sehr diesig. Das Sichtfeld reichte nicht weiter als hundert Meter. Dort, wo es endete, begann dichte, mit dem Blick nicht zu durchdringende Finsternis. Sie schien die Berge rings um das Wachnertal geschluckt zu haben.
Nachdem sie eine Weile gegangen waren, sagte Celine: »Wenn dein Urlaub nächste Woche zu Ende geht und du abgereist bist, werd’ ich am Wochenende meine Eltern in Innsbruck besuchen. Bei dieser Gelegenheit werd’ ich mit Ihnen reden, und dann will ich Florian reinen Wein einschenken. Ich hoff’, er reagiert vernünftig.«
»Was ist er denn für ein Mensch?«, fragte Dominik. »Ist er etwa aufbrausend oder jähzornig? Trägt er sein Herz auf der Zunge oder ist er eher zurückhaltend?«
»Schlecht zu sagen. Bis jetzt hab’ ich ihn noch net zornig erlebt. Er ist eher gutmütig und verträglich. Wie er jedoch reagiert, wenn ich ihm sage, dass ich ihn net liebe und daher unser Verhältnis beende, kann ich net abschätzen.«
»Na ja, Schatz, wie auch immer. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.« Dominik blieb stehen, zog Celine an sich heran und gab ihr einen Kuss. »In dieser Angelegenheit werde ich dir auch nicht beistehen können. Und in der möglichen Auseinandersetzung mit deinen Eltern auch nicht.«
»Ich weiß, da muss ich alleine durch. Ich würd’ aber gar net wollen, dass du dich einmischt. Hätt’ ich dich nämlich net kennengelernt, müsst ich auch ohne deine Hilfe mein Problem bewältigen. Ich werd’ das schon meistern. Und dann gibt’s nix mehr, was auch nur den Ansatz eines Schattens auf unsere Beziehung werfen könnt’.«
»Sobald ich nach Innsbruck umziehe, werde ich dich bitten, mich zu heiraten«, sagte Dominik.
Celine lachte. »Dir pressiert’s aber.«
»Ich will dich besitzen, mit Haut und Haaren«, versetzte Dominik grinsend. »Ich lasse dich nicht mehr aus.«
Sie küssten sich ein weiteres Mal, dann gingen sie weiter. Das Glücksgefühl, das beide verzückte, war grenzenlos und geradezu überwältigend. Genauso, wie sie jetzt - sich an den Händen haltend -, durch den Schnee stapften, wollten sie gemeinsam durchs Leben gehen; in Liebe und Eintracht. Sie malten sich die Zukunft, die vor ihnen lag, in den schönsten Farben aus.
»Wie wirst du dich verhalten, würd’ plötzlich der Julian vor dir stehen und dir versichern, dass er Mist gebaut hat und ihm das alles leid tue?«, fragte Celine.
»Gute Frage«, murmelte Dominik. »Der Pfarrer meint, ich sollte ihm die Hand zur Versöhnung reichen.«
»Und was ist deine Meinung?«, hakte Celine nach.
»Ich weiß es nicht. Was rätst du mir?«
»Vergeben und Vergessen ist die Rache eines braven Mannes«, antwortete Celine.
»Himmel, woher hast du den Spruch?«
»Schiller, der hat schon so machen guten Spruch gebracht.«
»Du teilst also die Meinung des Pfarrers?«
»Ja.«
Es begann zu schneien. Große Flocken schwebten vom Himmel. »Wir sollten umkehren«, schlug Dominik vor.
Celine zog sich die Kapuze über die Haare. »Ja, kehren wir um. Bevor wir zu Schneemännern werden.«
Sie machten kehrt und beschleunigten ihre Schritte. Die schweren Schneeflocken klatschten ihnen ins Gesicht, blieben kleben und schmolzen.
Ein wenig atemlos kamen sie zwanzig Minuten später beim Hotel an. Unter dem Vordach des Eingangs klopften sie sich lachend den Schnee von der Kleidung, dann gingen sie hinein.
Aus einer Tür trat Heidi, lächelte vielsagend und bedeutete den Ankömmlingen, sich in das Nebenzimmer zu begeben.
Ihr Erstaunen war groß, als sie an einem der Tische Pfarrer Trenker und Julian Drexler sitzen sahen.
Julian erhob sich. »Guten Abend«, grüßte er ausgesprochen förmlich. Sein Gesicht blieb dabei ernst, seine Augen waren in fast banger Erwartung auf Dominik gerichtet.
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