Dr. Brinkmeier Classic 8 – Arztroman. Sissi Merz
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Ohne die Auszubildende zu beachten, folgte sie ihrem Mann. Walter arbeitete an einigen Abzügen, die am Morgen bestellt worden waren. Er warf Lilli einen knappen Blick zu und fragte auf die gleiche Weise: »Stimmt was nicht? Geht es dir schlecht?«
»Ja, es geht mir schlecht. Aber das hat nichts mit der Schwangerschaft zu tun«, erwiderte sie bestimmt. »Ich möchte, daß du Regina entläßt. Sie hat ihre Lehre fast beendet. Wir können uns in der momentanen Situation keine Angestellte leisten.« Sie drehte sich um und wollte gehen, als sie ihren Mann sagen hörte: »Das kommt nicht in Frage. Regina ist fleißig und anstellig. Ich habe keinen Grund, ihr zu kündigen. Und ich habe auch keine Lust, auf all deine Launen einzugehen. Du bist nicht die erste Frau, die ein Baby erwartet.«
»Sie ist also anstellig, aha.«
»Lilli, ich warne dich, fang jetzt keinen Streit an. Ich habe zu arbeiten, also laß mich bitte in Ruhe!«
»Ich will dir mal was sagen, Walter, ich lasse dich gerne in Ruhe. Und zwar total. Ich habe es nämlich satt, mich hier behandeln zu lassen wie ein Eindringling. Und das freche Grinsen dieses Mädchens mag ich mir auch nicht länger anschauen.«
»Was willst du damit sagen? Wirfst du sie selbst raus? Von mir aus, solange ich mir dir Finger nicht schmutzig machen muß...«
»Ich habe nicht vor, mich lächerlich zu machen. Außerdem würde es wenig nützen, das weiß ich mittlerweile. Ich kenne dich, leider. Deshalb werde ich zu meiner Tante nach Wildenberg fahren. Ich möchte den Rest meiner Schwangerschaft nämlich in Ruhe erleben. Dieser ständige Streit und Unfriede ist für mich unerträglich.«
»Du gehst weg und läßt mich im Stich? Wie stellst du dir das vor?« Walter Mannstedt machte eine beschwichtigende Geste. »Nun beruhige dich erst mal, dann reden wir in aller Ruhe darüber.«
»Das ist nicht nötig, ich habe mich entschieden. Wenn du weißt, was dir wichtiger ist – ich oder deine Affären – kannst du es mich wissen lassen. Aber ich brauche jetzt einfach Abstand, so kann es nicht weitergehen, hörst du?«
»Lilli, ich bitte dich, sei doch vernünftig!«
»Das bin ich, zum ersten Mal seit langer Zeit.«
»Unsinn. Du willst mich mit deinem Verhalten zu etwas zwingen, du willst, daß ich nach deiner Pfeife tanze. Aber da spiele ich nicht mit. Bilde dir nur nicht ein, daß du mit Drohungen bei mir etwas erreichen kannst!«
»Es sind keine Drohungen, ich habe dir nur meine Entscheidung mitgeteilt. Du wirst mich ganz sicher nicht vermissen.« Sie wandte sich zum Gehen, doch er hielt sie am Arm fest und herrschte sie an: »Nimm dich zusammen! Du bleibst gefälligst in München. Oder meinst du, ich will mich zum Gespött bei den Nachbarn und der Kundschaft machen?«
»Ist das alles, worauf es dir ankommt?« Sie machte sich von ihm los und musterte ihn kühl. »Wenn dir die anderen Leute so wichtig sind, hättest du auf deine Eskapaden verzichten sollen. Oder hast du dir eingebildet, ich lasse mir das immer weiter gefallen? Für wie dumm hältst du mich eigentlich?«
Seine Miene verschloß sich. »Ich glaube, es hat keinen Sinn, dieses Gespräch fortzusetzen. Mit dir ist ja nicht vernünftig zu reden. Aber eines solltest du wissen: Wenn du einfach wegfährst, dann werde ich dir das sehr übelnehmen!«
Lilli seufzte leise. »Ich werde es überleben.«
Walter Mannstedt schaute seiner Frau mit finsterer Miene hinterher. Er gestand zwar sich selbst alle Freiheiten zu, doch daß Lilli einfach tat, was ihr paßte, konnte er nicht hinnehmen.
Kurze Zeit später betrat Regina die Dunkelkammer und legte ihre Arme um Walters Hals. »Sie verschwindet? Aber das ist doch prima. Dann können wir es uns so richtig gutgehen lassen!«
»Rede keinen Quatsch«, fuhr der Fotograf auf und machte sich von ihr los. »Und hör gefälligst auf zu lauschen. Das kann ich nicht ausstehen.« Er bemerkte, daß sie sehr enttäuscht und auch verletzt wirkte, und fügte ein wenig versöhnlicher hinzu: »Wir reden heute abend in Ruhe über alles. Ich muß erst mal einen klaren Kopf kriegen. Daß Lilli einfach tut, was sie will, ist neu. Und ich kann nicht behaupten, daß es mir gefällt...«
*
»Das wären also insgesamt acht Wochen. Nicht sehr lang.« Dr. Christian Köhler ließ das Bewilligungsschreiben sinken und schaute seinen Vorgesetzten nachdenklich an. »Ich weiß, es grenzt an ein Wunder, daß die Gelder überhaupt bereitgestellt wurden. Mein Forschungsgebiet ist ja den meisten Menschen eher suspekt. Aber zwei Monate sind nun mal eine knappe Zeitspanne, um neue Erkenntnisse über das Wanderverhalten des Wolfes zu erlangen.«
»Es tut mir leid, Christian, ich hatte auch mit mehr gerechnet, vielleicht sogar mit einem ständigen Forschungsauftrag. Leider muß auch das Ministerium überall den Rotstift ansetzen. Mehr kann ich Ihnen also nicht bieten.«
»Ich weiß, es ist nicht Ihre Schuld. Und acht Wochen sind immerhin besser als nichts. Ich werde mich umgehend auf den Weg nach Wildenberg machen.«
Wenig später verließ der junge Wildbiologe das Uniinstitut in München und machte sich auf den Heimweg. Christian Köhler war Mitte dreißig, ein gutaussehender Mann, groß gewachsen, dunkelhaarig, mit nachdenklichen und klugen grauen Augen. Nach dem Studium hatte er eine Anstellung als Assistent des Professors ergattern können und darauf seine Karriere gebaut. Er hatte bereits einige Projekte eigenverantwortlich durchgeführt, darunter die Erforschung des Rudelverhaltens sibirischer Wölfe. Der Wolf, der Urahn des Hundes, der den Menschen seit Urzeiten begleitete, faszinierte den jungen Forscher. Daß er nun für einige Wochen im Berchtesgadener Land das Wanderverhalten dieses Raubtieres studieren konnte, bedeutete einmal mehr die Gelegenheit, dem für ihn so faszinierenden Studienobjekt nah zu sein. Christian freute sich sehr auf die praktische Arbeit. Und er brannte darauf, seiner Freundin Dorothee davon zu erzählen.
Als er heimkam, war sie noch nicht da. Christian war ein begabter Hobbykoch, er zauberte ein Essen, mit dem er seine Freundin überraschen wollte. Dorothee arbeitete in einer großen Bank und mußte oft Überstunden machen. Sie war eine echte Karrierefrau, selbstbewußt und unabhängig. Das hatte ihn von Anfang an fasziniert. Nun fragte er junge Mann sich allerdings manchmal, ob es auf Dauer wirklich gut gehen konnte mit ihnen. Sie hatten sehr unterschiedliche Auffassungen vom Leben. Christian wünschte sich Kinder, eine Familie. Davon wollte Dorothee nichts wissen, sie nannte das kleinbürgerlich und spießig. Und sie hatte auch wenig Verständnis für seinen Beruf.
»Warum suchst du dir nicht einen Job, wo du Karriere machen und einen Haufen Geld verdienen kannst?« fragte sie ihn jedesmal, wenn er ihr von seiner Arbeit erzählen wollte. Er hatte es deshalb schon aufgegeben, ihr die Faszination seines Studienobjekts näherbringen zu wollen. Denn das hätte wohl wenig Sinn gehabt...
Endlich erschien Dorothee. Sie war ausgelaugt und mißlaunig. Erst als Christian sie in den Arm nahm, zärtlich küßte und ihr dann auch noch ein perfektes Dinner servierte, entspannte sie sich ein wenig.
»Du bist ein Schatz, Chris. Genau das habe ich gebraucht.«
»Wußte ich doch. Und du hast zudem Grund, mir zu gratulieren. Heute ist nämlich ein kleines Wunder geschehen.«
»So? Hast du gekündigt?« fragte sie lapidar.
»Im