Der exzellente Butler Parker 15 – Kriminalroman. Günter Dönges
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der exzellente Butler Parker 15 – Kriminalroman - Günter Dönges страница
Die Gestalt trug einen hellen, flatternden Kittel und sah aus wie ein zu groß geratener, prähistorischer Vogel.
»Mir ist, als hätte ich mal gehört, daß es in dieser Gegend noch spukt«, sagte Lady Agatha. »Ich wittere eine nette, kleine Abwechslung, Mister Parker, ein Gespenst käme mir gerade recht.«
»Falls es sich um ein solches handelt, dürfte es sich mit seinem Auftritt verfrüht haben, Mylady, bis Mitternacht sind es noch vier Stunden«, gab der Butler gemessen zurück.
»Seien Sie doch nicht immer so pingelig, Mister Parker«, räsonierte die ältere Dame. »Ob Gespenst oder nicht, wir nehmen es auf jeden Fall an Bord.«
»Wie Mylady zu wünschen belieben.« Parker trat auf die Bremse und hielt direkt neben der seltsamen Erscheinung. Diese riß sofort die hintere Tür des Wagens auf und warf sich in den Fond. »Fahren Sie weiter«, keuchte sie, während sie verängstigt nach draußen starrte.
»Sie erwarten Ungemach?« erkundigte sich Parker höflich und beschleunigte sein hochbeiniges Monstrum.
»Die wollen mich dort einsperren, um an mein Geld zu kommen«, japste der Fahrgast außer Atem, »aber ich konnte im letzten Augenblick verschwinden. Wenn ich erst in der Anstalt gelandet wäre, wäre ich nie wieder herausgekommen.«
»Ihre Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor«, überlegte Lady Agatha. »Ich muß sie schon mal gehört haben.« Die passionierte Detektivin beugte sich vor und sah der Unbekannten ins Gesicht, dann gab sie einen überraschten Laut von sich und klatschte ihrem Fahrgast auf die Schulter.
»Margareth, was soll das heißen?« dröhnte sie. »Ich denke, du sitzt daheim auf deinem Castle und wartest auf meinen Besuch.«
»Agatha!« Die hellgekleidete Gestalt war nicht weniger überrascht und warf sich in die Arme der Lady, um gleich darauf laut zu schluchzen.
»Was ist passiert, meine Liebe, du kannst dich mir voll und ganz anvertrauen«, bemerkte Lady Agatha und tätschelte der Gestalt neben sich den Rücken.
»Hubert«, antwortete Margareth Worthington, »der verdammte Erbschleicher wollte nicht länger warten und mich deshalb in die Anstalt einweisen lassen, um schon jetzt an mein Geld heranzukommen. Mein Gott, wenn ich nicht in dem Moment, in dem die schrecklichen Wärter mich aus dem Krankenwagen holten, richtig reagiert hätte und weggelaufen wäre, säße ich jetzt in einer Gummizelle und käme wohl mein Leben lang nicht mehr heraus.
»Bedarf es nicht eines gewissen, gesetzlich genau vorgeschriebenen Aufwandes, Mylady, um jemanden gegen seinen Willen in eine solche Anstalt einzuliefern?« erkundigte sich Parker, der den neuen Fahrgast als Lady Margareth Worthington, Lady Agathas weitläufige Verwandte, identifiziert hatte.
»Natürlich, aber Sir Hubert ist mit dem Anstaltsleiter befreundet und hat sich von ihm ein falsches Attest besorgt. Danach war alles ganz einfach für ihn, er brauchte das Attest nur noch vor Gericht einzureichen und meine Entmündigung zu beantragen. Dieser Doktor Rush gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Niemand würde es wagen, sein Urteil anzuzweifeln.«
»Was genau wird Ihnen in dem medizinischen Gutachten dieses Doktor Rush unterstellt, Mylady?«
»Nun, er hat das natürlich in Fachchinesisch ausgedrückt, aber im wesentlichen läuft es wohl darauf hinaus, daß ich angeblich wegen meiner großzügigen Spenden und sozialen Engagements den Worthington-Familienbesitz heruntergewirtschaftet habe und deshalb geschäftsunfähig bin. Dabei führt seit Jahren Hubert die Geschäfte der Familie, ohne daß ich Einfluß darauf nehme, und wenn jemand Schuld daran hat, daß der Besitz nichts mehr abwirft, dann er. Aber er behauptet natürlich, er hätte immer nur auf meine Weisung hin gehandelt. Jedenfalls hat Doc Rush ein Gutachten erstellt, ohne mich untersucht zu haben, und mit dem ist Hubert zum Gericht gegangen und hat meine Entmündigung durchgesetzt. Jetzt verfügt er über das Familienvermögen und kann machen, was er will.«
»Keine Angst, meine Liebe, das werde ich schon in Ordnung bringen«, versprach Agatha Simpson. »Wir werden diesem Doc Cash nachdrücklich klarmachen, daß er sich geirrt hat, nicht wahr, Mister Parker?«
»In der Tat, Mylady. Doktor Rush wird sich bestimmt gern von Mylady überzeugen lassen«, korrigierte er diskret den Namen des Arztes. »Im übrigen sieht es so aus, als wollte man Kontakt mit Mylady aufnehmen.«
»Wirklich?« Agatha Simpson drehte sich um und schaute animiert durch das Rückfenster. Es näherte sich ein weißlackierter Wagen, auf dessen Dach ein Blaulicht kreiste.
»Der Anstaltswagen!« Lady Margareth hatte sich gleichfalls umgedreht und starrte ängstlich auf das rasch näher kommende Fahrzeug, das gerade zum Überholen ansetzte und sich rücksichtslos vor Parkers Kühlerhaube drängte.
Ohne eine Miene zu verziehen, ließ der Butler sein hochbeiniges Monstrum am Straßenrand ausrollen, direkt hinter dem Krankenwagen, aus dem drei weißbekleidete Männer sprangen. Man schien es eilig zu haben, Kontakt aufzunehmen, denn einen Moment später griff bereits einer der Weißkittel nach der Klinke von Parkers Wagen. Doch der Butler hatte die Zentralverriegelung eingeschaltet und sein Fahrzeug gegen unbefugtes Öffnen gesichert.
*
»Darf man nach dem Begehr der Herren fragen?« Parkers Stimme drang durch einen kleinen, unter dem Wagen angebrachten Lautsprecher an die Ohren der Verfolger, die ratlos neben dem Wagen standen und überlegten, was sie tun sollten.
»Machen Sie auf, Mann, wir müssen unsere Patientin zurückholen«, erklärte schließlich der Älteste von ihnen, ein schlanker, hochgewachsener Mann mit grauem Vollbart und schmaler Goldrandbrille.
»Erklären Sie dem Lümmel, daß das nicht in Frage kommt, Mister Parker«, grollte Agatha Simpson vom Rücksitz. »Lady Margareth steht unter meinem persönlichen Schutz. Sie wissen, was das bedeutet.«
»In der Tat, Mylady.« Parker wandte sich wieder den Weißbekittelten neben seinem Wagen zu, die bereits deutliche Anzeichen von Ungeduld zeigten.
»Sie sind sicher in der Lage, sich entsprechend zu legitimieren und nachzuweisen, daß Sie berechtigt sind, Lady Worthington mitzunehmen«, bemerkte er würdevoll und legte unauffällig einen der zahlreichen Hebel am Armaturenbrett um.
»Was soll der Quatsch, Mann, Sie sehen doch, daß wir mit ’nem Wagen der Anstalt gekommen sind«, fauchte einer der beiden jüngeren Weißkittel gereizt und langte seinerseits an den Griff der Fahrertür. Im nächsten Augenblick heulte er entsetzt auf und begann einen Steptanz, ohne allerdings dabei die Hand von der Klinke zu lösen, was auch nicht möglich war. Parker hatte nämlich die Klinke unter Gleichstrom gesetzt und für eine kleine Aufmunterung des vorwitzigen Krankenpflegers gesorgt.
»Mein Gott, was treibt der Mann da?« erkundigte sich Margareth Worthington, die angesichts der seltsamen Vorstellung, die der leichtsinnige Pfleger bot, ihre Angst vergaß. Sie beugte sich neugierig vor, um das kleine Schauspiel besser verfolgen zu können.
Ein kleiner technischer Trick, den Mister Parker auf meine Anregung hin hat einbauen lassen, meine Liebe«, erklärte Lady Agatha ihrer Verwandten ein wenig gönnerhaft. »Du siehst, bei mir kann dir wirklich nichts passieren.«
Parker hatte den Strom inzwischen wieder abgeschaltet und lüftete andeutungsweise die Melone in Richtung der Krankenpfleger, die zurückgewichen waren. Sie untersuchten ihren vorwitzigen Kollegen auf eventuelle gesundheitliche Schäden, die es natürlich nicht gab. Der Butler pflegte stets und ständig darauf zu achten, niemandem bleibenden Schaden zuzufügen, und war in der Wahl seiner Mittel entsprechend vorsichtig.
»Was