Der exzellente Butler Parker 15 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Das habe ich nie behauptet, junger Mann!« Janet Winter sah den Arzt empört an. »Ich habe von Anfang an gesagt, daß ich Janet Winter und niemand sonst bin. Sie sollten mal Urlaub machen, Doktorchen, Sie sind ja total aus dem Tritt...«
»Sie können sich möglicherweise ausweisen, Madam?« meldete sich Josuah Parker zu Wort, der der Unterhaltung bislang schweigend aus dem Hintergrund gefolgt war.
»Aber ja, Mister Parker, selbstverständlich.« Janet Winter öffnete ihre Handtasche, die neben ihr auf dem Sofa lag. »Ich habe meinen Paß bei mir. Wenn Sie sich überzeugen wollen, verehrter Inspektor?« Sie reichte Simmons freundlich lächelnd das Dokument und zwinkerte dabei unauffällig Lady Agatha zu, die die Szene sichtlich genoß.
»Ich bedanke mich, Madam.« Der Inspektor gab der ehemaligen Schauspielerin den Paß zurück und entschuldigte sich. »Tut mir außerordentlich leid, aber wir mußten auf Grund eines ganz offensichtlich falschen Hinweises eingreifen.« Er drehte sich um und maß den Psychiater von oben bis unten. »Ich empfehle Ihnen, Sir, sich das nächste Mal vorher zu vergewissern, bevor Sie jemanden beschuldigen, was nebenbei bemerkt auch strafbar ist.«
»Aber merken Sie denn nicht, daß man Ihnen hier eine ganz jämmerliche Komödie vorspielt, Inspektor? Diese Frau ist doch nicht zufällig hier, die hat man absichtlich hergeschafft, nachdem ich damit gedroht hatte, mit der Polizei wiederzukommen. Sie müssen das Haus durchsuchen lassen!«
Doktor Rush griff nach den Ärmeln des Inspektors und versuchte, ihn am Verlassen der Halle zu hindern.
»Ich muß doch sehr bitten, Sir.« Simmons befreite sich von den Fingern des Arztes und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Sie haben einfach zuviel Phantasie, wenn Sie mich fragen, Doc. Aber, na ja, bei Ihrem Beruf ist das durchaus zu verstehen.«
Er blieb im Vorflur stehen und drehte sich noch mal zu den Damen auf dem Sofa am Kamin um. »Noch mal, entschuldigen Sie bitte unser Eindringen hier«, bat er. »Wer hätte schon damit rechnen können, daß ein angesehener Arzt einen solchen Aufwand inszeniert? Na ja, man lernt eben jeden Tag dazu.« Damit verschwand Simmons und nahm neben seinen Leuten auch den widerstrebenden Psychiater mit, der partout nicht gehen wollte.
»Nun, Mister Parker, was sagen Sie zu dieser Kriegslist?« erkundigte sich Lady Agatha, indem sie ungeniert Parkers Einfall als ihre eigene Idee ausgab. »Auf so etwas wäre doch niemand gekommen!«
»Mylady sind eben einfach unübertrefflich«, bestätigte Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Möglicherweise wäre es sogar angebracht, von einer gewissen Brillanz zu sprechen, die Myladys Vorgehen auszeichnet.«
»Nun übertreiben Sie nicht gleich, Mister Parker«, zeigte sich die ältere Dame geschmeichelt. »Im Grund haben Sie natürlich recht.«
Sie wandte sich an die Frau neben ihr und tätschelte ihr huldvoll den Arm. »Auch Sie waren nicht schlecht, meine Liebe«, lobte sie und lächelte versonnen. »Sie haben sogar ganz ausgezeichnet mitgespielt.«
»Vielen Dank, Mylady.« Die ehemalige Schauspielerin, die von einem gewissen Horace Pickett geschickt und von Parker zurechtgemacht worden war, zeigte sich sichtlich erfreut über Myladys Lob. »Ich hoffe, daß ich Ihnen wirklich helfen konnte.«
»Das konnten Sie, meine Liebe.« Agatha Simpson lachte schadenfroh. »Ich muß schon sagen, ich habe diesen windigen Arzt richtiggehend ausgespielt, finden Sie nicht auch, Mister Parker?«
»Mylady haben Doc Rush förmlich demoralisiert und am Boden zerstört, um eine bekannte Redewendung zu gebrauchen«, gab Parker höflich zurück. »Gleichzeitig haben Mylady Doc Rush herausgefordert und zu weiteren Aktivitäten animiert.«
»Genau das war auch meine Absicht«, nickte Lady Agatha energisch und schob ihr kräftiges Kinn angriffslustig vor. »Wenn ich mit diesem Arzt fertig bin, Mister Parker, wird er sich wünschen, mir nie begegnet zu sein.«
»Ein Wunsch, den alle Kriminellen dieser Welt hegen, Mylady«, bestätigte Parker, was ihm ein anerkennendes Lächeln seiner Herrin eintrug.
»Ich werde mich jetzt zurückziehen und ein wenig über den Fall nachdenken, Mister Parker«, kündigte Lady Agatha an und erhob sich. »In der Zwischenzeit bitte ich um einen brauchbaren Vorschlag. Ich werde Ihnen dann sagen, was ich davon halte.«
*
»Ich komme mehr oder weniger zufällig«, behauptete der frühe Gast, der an Butler Parker vorbei die geräumige Wohnhalle betrat und auf die Hausherrin zustrebte, die ihm mit gerunzelter Stirn entgegenblickte.
Es handelte sich um einen untersetzten, etwas korpulent wirkenden Mittfünfziger mit leicht vorstehenden Basedowaugen, der im Yard ein Sonderdezernat zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens leitete und direkt dem Innenminister unterstellt war.
Chief-Superintendent McWarden galt als der gute Freund des Hauses und schätzte die unkonventionelle Art, in der die Lady und insbesondere der Butler ihre Fälle angingen und ihm so manches Mal wertvolle Hilfe leisteten. Dabei nahm er gern in Kauf, daß sich Agatha Simpson immer wieder beinahe lustvoll an ihm rieb und die vermeintliche Unfähigkeit der Polizei ausgiebig kritisierte.
»Ich habe mein Frühstück fast beendet, mein lieber McWarden«, bemerkte die Hausherrin vorbeugend. »Wie Sie sehen, ist kaum noch etwas da. Wirklich schade, daß ich Sie nicht einladen kann, aber Sie wissen ja, daß ich Diät lebe und kaum etwas zu mir nehme.«
»Ich bin bescheiden, Mylady und begnüge mich gern mit Resten«, reagierte McWarden zurückhaltend und ließ seine Blicke über so manche Köstlichkeit gleiten, die Myladys Frühstückstisch zierte.
Parker stand schon neben dem Chief-Superintendenten und legte ein Gedeck auf. Mit zusammengezogenen Brauen sah die Hausherrin zu, wie der Butler McWarden Tee servierte und ein Glas mit altem Sherry vor ihn stellte. Die Lady konkurrierte, wenn es sein mußte, in punkto Geiz mit jedem Schotten und genierte sich nicht, dies offen zu zeigen.
»Meine bescheidene Wenigkeit ging davon aus, Myladys sprichwörtliche Gastfreundschaft Mister McWarden spüren zu lassen.«
»Natürlich, Mister Parker, aber müssen Sie denn immer so schrecklich übertreiben? Ein Täßchen Tee hätte durchaus genügt.«
»Machen Sie nur keine Umstände, Mylady, ich begnüge mich gern mit dem, was ich hier vorfinde. Mister Parker braucht meinetwegen nicht noch mal die Küche zu bemühen«, winkte McWarden gespielt bescheiden ab und schob sich eine Scheibe Roastbeef in den Mund. »Darf man fragen, ob Sie wieder an einem neuen Fall arbeiten, Mylady?« erkundigte er sich kauend.
»Nicht direkt, im Grund genommen sehe ich mich einer gewissen Langeweile ausgesetzt, mein Lieber«, schwindelte sie ungeniert. »Warum fragen Sie, mein Bester?«
»Ach, nur so, ohne besonderen Grund«, erwiderte McWarden nicht minder ungeniert und lächelte freundlich. »Ich denke da allerdings an eine merkwürdige Geschichte, die mir ein Kollege sozusagen im Vorbeigehen erzählte.«
Wahrscheinlich wieder so ein Wachstubenklatsch«, mokierte sich die Lady und gab sich desinteressiert. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß es etwas Besonderes ist.«
»Vielleicht doch, Mylady.« McWarden lächelte vielsagend und schlürfte