Butler Parker Box 12 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Seine Rechnung ging auf.
Schon nach drei, vier Minuten erschien der Mann vor dem Hotel, ging hinüber zu seinem Buick und fuhr los. Parker folgte diesem Wägen in angemessener Entfernung und war gespannt, wo die Reise enden würde.
Nun, sie dauerte etwa zwanzig Minuten. Der Buick hielt vor dem Drahtzaun eines großen, umzäunten Freigeländes. Hohe Masten mit Firmenfahnen, die jetzt schlaff herunterhingen, und zahlreiche Reklametafeln verkündeten protzig und laut, daß es sich um die Gebrauchtwagenfirma Tuscon handelte.
Der junge Mann stieg aus, ging zu einem nahen Tor hinüber und klingelte. Wenig später surrte das Tor elektrisch auseinander und gab den Weg frei auf das Grundstück. Der Buick glitt in das Ausstellungsgelände, worauf das Tor sich wieder schloß.
Parker stieg nun aus und begab sich ebenfalls hinüber zum Tor. Es gab eine Sprechanlage, die seinen Wünschen und Zwecken durchaus freundlich entgegenkam.
Parker legte seinen schwarzbehandschuhten Zeigefinger nachdrücklich auf den Klingelknopf und wartete, bis es im Torlautsprecher verheißungsvoll knackte. »Ja, was ist?« fragte eine träge und verschlafen wirkende Stimme.
»Ich erlaube mir, einen sehr schönen Abend beziehungsweise eine angenehme Nacht zu wünschen«, erwiderte Parker in seiner unnachahmlich höflichen Art. »Läßt es sich einrichten, Mister Teddy Colman zu sprechen?«
»Wen!?«
»Mister Teddy Colman … Mein Name ist Parker, Josuah Parker.«
»Moment mal …!« Es knackte in der Leitung, die wohl sicher kurzfristig abgestellt wurde. Die verschlafene Stimme beriet sich jetzt wahrscheinlich mit dem jungen Mann, der gerade im Buick gekommen war.
Parker wartete das Ergebnis dieser Beratung aber erst gar nicht ab. Es gehörte zu seinem taktischen Konzept, nun das Tor zu verlassen. Er begab sich hinüber zum Leihwagen seines jungen Herrn und setzte sich ans Steuer.
Nur wenige Minuten verstrichen, bis das Tor vom Grundstück aus von den Scheinwerfern eines schnell näher kommenden Wagens bestrichen wurde. Der Wagen hielt vor dem geschlossenen Tor, zwei Männer traten in das Scheinwerferlicht und hielten Ausschau nach dem nächtlichen Besucher.
Sie entdeckten Parkers Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und verließen das Gebrauchtwagengelände. Sie hatten es sich wohl in den Kopf gesetzt, Parker einige indiskrete Fragen zu stellen. Als sie den Wagen fast erreicht hatten, fuhr der Butler kommentarlos an, und zwar sehr schnell.
Im Rückspiegel sah er die beiden Männer, die wahrscheinlich mehr als verdutzt waren. Ob sie zurück aufs Gelände gingen, konnte Parker schon nicht mehr feststellen, da er den Wagen in eine Seitenstraße gezogen hatte.
Parker stellte den Mietwagen seines jungen Herrn unauffällig am Straßenrand ab. Zwischen vielen anderen parkenden Wagen fiel sein Gefährt nicht auf. Zu Fuß lustwandelte Parker anschließend zurück zum Grundstück der Gebrauchtwagenfirma und interessierte sich für die Maschen des Drahtzaunes.
Die Lage zwang ihn dazu, Zuflucht zu einer kleinen, maßvollen Sachbeschädigung zu nehmen. Das Ergebnis dieser Sachbeschädigung war ein Zaunteil, der sich vor dem Butler türartig öffnete. Parker hatte die betreffenden Drahtmaschen mit einer Spezialfeile durchtrennt, die er mitsamt dem Bambusgriff aus dem Universal-Regenschirm hervorgezogen hatte.
Anschließend brachte er seinen Schirm wieder in Ordnung und schritt erwartungsvoll hinüber zu einem einstöckigen Steinbau, in dem sich seiner bescheidenen Schätzung nach die Büros und Aufenthaltsräume der Gebrauchtwagenfirma befinden mußten.
Er kam gerade zurecht.
Zwei Männer erschienen im Lichtkreis einer Türlampe, redeten leise, auch sichtlich aufgeregt miteinander und verschwanden dann in dem langgestreckten Steinbau.
Parker Süchte sich das passende Fenster aus und beobachtete die beiden Männer. Einer von ihnen war der junge Mann, der den Buick benutzt hatte. Der zweite Mann war untersetzt, stiernackig und sah aus wie ein Schläger, dessen gute Zeit allerdings seit einiger Zeit vorüber war.
Butler Parker, an Informationen stets interessiert, holte seine neueste Errungenschaft hervor. Es handelte sich um eine Sonnenbrille jener Dimension, wie sie von einem griechischen Tankerkönig benutzt wird.
Im breiten Bügel allerdings befand sich eine Miniatur-Tonverstärkeranlage mit einem Ohrclip. Diesen Clip schob Parker sich in das linke Ohr. Ein feiner Draht, beliebig lang abspulbar, stand mit einem Adapter in Verbindung, der nicht größer war als die Batterie für eine elektrische Armbanduhr.
Diesen Adapter klebte Parker an den unteren Rand der Fensterscheibe und war so in der Lage, etwas für seine Information zu tun …
»… klar, daß da was schiefgelaufen sein muß«, sagte der junge Mann gerade und zündete sich eine Zigarette an. »Teddy muß nicht richtig geschaltet haben …«
»Und ob er nicht richtig geschaltet hat!« Der Stiernacken riß eine Bierkonserve auf und nahm einen kräftigen Schluck. Er wischte sich den Mund mit dem breiten, behaarten Handrücken ab und redete weiter: »Diesem grünen Jungen hab’ ich sowieso nicht getraut. Der hat doch keine Nerven, Dave!«
»Aber er hat die richtige Masche, wie man an die Puppen rankommt, Joe«, erwiderte Dave. »Na, vielleicht nehmen wir diesen komischen Butler viel zu ernst.«
»Bist du sicher, Dave?«
»Nee, im Grunde nicht.« Dave schüttelte den Kopf, »es kann kein Zufall sein, daß er mich in der Kellerbar angequatscht hat. Und es kann auch kein Zufall sein, daß er hier vor dem Tor aufgetaucht ist.«
»Ob er was weiß?« fragte der Stiernacken.
»Schwer zu sagen …«
»Sollte man ihn nicht sicherheitshalber aus dem Verkehr ziehen, Dave?«
»Nur nichts überhasten! Wir wissen ja, wo er wohnt. Das hab’ ich rausbekommen. Wir müssen erst mal herausfinden, wer er eigentlich ist? Ein Spitzel, oder vielleicht nur ein neugieriger Bursche mit zuviel Phantasie.«
»Und woran glaubst du, Dave?« wollte der Stiernacken wissen.
»Ich laß mich überraschen. Hauptsache, wir werden nicht nervös.«
»Wir nicht, Dave! Aber was ist mit Teddy? Hält der dicht, falls man ihm Dampf macht?«
»Glaub ich nicht, Joe.«
»Dann sollte man dagegen doch was tun. Teddy ist schließlich zu ersetzen, oder?«
»Ich werde erst mal mit dem Chef reden, Joe, lang mir mal das Telefon rüber!«
Dave, der junge Mann, drückte seine Zigarette in einem bereits überquellenden Aschenbecher aus und wählte eine Nummer, die Josuah Parker sich erfreulicherweise einprägen konnte, da sein Blickfeld mehr als günstig war.
»Hallo, Chef«, meldete sich Dave, nachdem die Verbindung hergestellt worden war, »ich glaube, es könnte da wegen Teddy Schwierigkeiten geben. Wieso?«
Dave setzte es seinem Chef auseinander, doch an diesem Gespräch beteiligte Parker sich schon nicht mehr, was das Zuhören anbetraf. Er baute sein kleines