Die großen Western 113. Robert Ullmann

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Die großen Western 113 - Robert Ullmann Die großen Western

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Tonopah, um eine Grundbucheintragung vornehmen zu lassen. Die Kutsche hatte eine Stunde Aufenthalt. Den benutzte sie dazu, sich die kleine Stadt anzusehen. Aber es gab nichts zu sehen, außer dass Tom Shawn vor einem Lokal drei finstere Burschen niederkämpfte. Als Tom schließlich seinen Hut aufhob, der vor ihre Füße gefallen war, als er sich bückte und sie in sein blutendes Gesicht blickte, da war ihr die Idee gekommen, ihn für sich zu gewinnen. Sie sagte, dass sie ihm einen Vorschlag zu machen habe, und nannte ihren Namen. Zuerst sah es aus, als zähle sich Tom zu den Männern, die sich grundsätzlich keine Vorschläge aus Frauenmund anhörten, dann aber richtete er seine Augen mit einem seltsamen Ausdruck von Interesse auf sie und murmelte:

      »Stein, Patricia Stein?«

      Pat nickte.

      »Von der Domino-Six-Ranch bei Trail City?«

      »Yeah, ich biete Ihnen eine Stellung als Vormann unserer Mannschaft.«

      Da hatte Tom die Augen zusammengekniffen, und sein Gesicht war merkwürdig starr geworden.

      »Und was noch?«, fragte er.

      Zuerst fasste sie diese Frage falsch auf. Das Blut schoss ihr in den Kopf. Sie deutete auf die Saloontür und schlug mit heiserer Stimme vor, es dort zu besprechen. Dort beruhigte sie sich rasch wieder, und es war zu dem Handel gekommen, der damit endete, dass Tom dreihundert von ihren sechshundert ersparten Dollar einsteckte und sich ihr anschloss.

      Pat stieß sich von dem oberen Balken des Corralzaunes ab und blickte Tom nach.

      Wie meinte er das, als er sagte, sie hätten zu vieles gemeinsam? Was war es, das er vorhatte? Was konnte man als Vormann der Ranch schon vorhaben, wenn man viele Dollar dafür bekam, einen Mann zu demütigen?

      Und da fiel ihr wieder Otis Kerrigan ein. Sie ballte die Hände, drehte sich um und lehnte sich gegen den Corralzaun. Sie malte sich aus wie Tom sie zu küssen versuchte, wie sie ihn anschrie und zurückstieß und wie sich Otis auf Tom stürzte, um vor ihr den Beschützer und Helden zu spielen. Und Tom würde den Texaner zusammenschlagen, wie er die drei rauen Burschen in Goldfield zusammengeschlagen hatte. Sie stellte sich den gefällten Otis vor. Sie würde dabeistehen, und wenn er am Boden läge, dann würde sie Tom zulächelnd, würde den Arm ausstrecken und wieder mit ihm tanzen.

      *

      Als Shawn Costontino den Jail betrat, warf er zuerst einen Blick in die offene Zellentür des Texaners Lacy McCullough.

      McCullough schlief, aber das war es nicht, was ihn an dem Mann faszinierte, denn der hatte einen weiten und harten Ritt hinter sich. Es war vielmehr der Ausdruck seines Gesichtes, der den Sheriff veranlasste, ganz nahe an die geöffnete Gittertür zu treten.

      Das schmale Gesicht war glatt. Da war keine der bitteren Falten mehr an den Mundwinkeln und zwischen den Augenbrauen. Die Lippen leicht geöffnet, sodass man die Zähne etwas hervorschimmern sah, lag der Mann da mit einem Gesicht wie ein Junge.

      Und von diesem Gesicht glitt Costontinos Blick ab zu dem schwarzen Kolben des Revolvers und wieder hinauf zur Brust. Das Hemd war während der Nacht geöffnet worden. Auf der Brust befanden sich vier kerzenartige Narben.

      So sahen Wunden aus, in die man ein breites Reitermesser stieß, um eine Kugel hervorzuholen und die man anschließend mit einem weiß glühenden Eisen ausbrannte, um die Blutung zu stillen. Eine solche Prozedur überstand nur ein Mann, der hart wie Stahl war.

      Als er sich umdrehte, hockte der Falschspieler auf der Pritsche und sah ihn stumm an.

      Der Sheriff kochte Kaffee, schlug ein halbes Dutzend Eier in die Pfanne, schlang diese lustlos hinunter, trat auf den Gehsteig und verschloss die Tür hinter sich.

      Durch die Straße rollten die ersten Ranchwagen. In den Bars machten sich Mannschaften breit. Vom Rodeogelände am Rande der Stadt tönten raue Stimmen, Hufgetrappel und Hammerschläge herüber. Er betrat den Trail-Saloon, in dem jeder Stuhl und jeder Thekenplatz besetzt waren, und überreichte dem Rancher Wade Denson die Teilnehmerliste. Otis Kerrigan lehnte am Ende der Theke neben seinem Rancher. Er überragte alle um fast einen halben Kopf.

      Am anderen Ende der Theke stand Tom Shawn. Costontinos Augen suchten den Rancher Stein, aber der war nicht zu sehen.

      »Also, wir sind uns einig«, hörte man Wade Denton sagen. »Ich verlese jetzt die Teilnehmerliste und die Wettkampfbestimmungen.«

      Costontino verließ den Saloon. Es würde erst in einer Stunde interessant werden, wenn man die Reihenfolge der Kämpfe festlegte.

      Vor der Bank sah er Patricia Stein. Wie immer trug sie auch heute Hose, Bluse, Stiefel und den breitrandigen Hut.

      »Hallo, Pat, versorgt sich Ihr Vater mit dem nötigen Kleingeld?«

      Freundlich erwiderte sie seinen Gruß. Sie schien nervös zu sein. Costontino dachte an Otis Kerrigan, dessen Pferd schräg gegenüber in der Reihe der anderen in der Morgensonne stand.

      »Mein Vater, ja«, antwortete sie, und ihre Mundwinkel zuckten dabei nervös. »Ich hoffe, dass ich meins selbstständig erwerbe.«

      Costontino nickte.

      »Ich weiß, Pat. Sie scheinen viel Vertrauen in Shawns Fähigkeiten zu haben.«

      »Habe ich auch. Alle haben auf Ker­rigan gewettet. Ich werde viel Geld gewinnen, Sheriff.«

      Costontino zog die Augenbrauen hoch. Er hatte den Misston in ihrer Stimme gehört. Er zuckte die Schultern und sagte langsam: »Hoffentlich, Pat. Ich wünsche Ihnen den Gewinn und Shawn den Sieg. Nur …«

      »Nur…, was?«, fragte sie hastig.

      »Nun, Niederlagen sind umso schlimmer, je weniger man mit ihnen rechnet. Ich meine, das alles sollte nichts anderes sein als ein harmloser Zeitvertreib, an dem man seinen Spaß hat.«

      »Soll das eine Belehrung sein, Sheriff?«, schnappte das Mädchen zurück.

      Costontino trat auf sie zu und legte die Hand auf ihre Schulter. Er konnte sich das als alter Freund der Domino-Six erlauben.

      »Hass ist ein schlechter Ratgeber, Pat«, sagte er. »Eigentlich geht es mich ja nichts an, aber wenn ich verschiedene Gedanken zu Ende denke, kommt es mir vor, als könnte es möglich sein, dass aus einem Spiel Ernst werden kann.«

      »Spiel?«, schnaubte Pat.

      »Das ist vielleicht ein falscher Ausdruck, Pat, entschuldige. Sie wissen, was ich meine. Es ist nie gut, wenn eine Frau zwischen zwei Männern steht. Und schon gar nicht, wenn die Frau es so will.«

      »Sie sind verrückt, Sheriff. Ich denke mit keinem Gedanken daran …«

      »Ich weiß«, lächelte Costontino. »Eine Frage! Geht es Ihnen nur um den Gewinn? Ist Shawn nur ein Pferd, auf das Sie gesetzt haben, um Geld zu gewinnen? Pat, ich …«

      »Pat! Pat! Pat!«, stieß sie hervor und trat jäh zur Seite. »Ich weiß, was ich tue, Sheriff. Ihr seid ja alle wie verrückt nach diesem Texaner. Ihr seid es, die ihn so arrogant gemacht haben. Ich will ihn verlieren sehen. Ich will, dass man ihm zeigt, dass er kein Übermensch ist!«

      Sie lief in die Bank und war verschwunden. Aus einem Nebenausgang der Bank trat der Rancher Stein. Er hatte seine Tochter hineinlaufen sehen und trat näher.

      »Guten

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